Читать книгу Denk mal! - Helmut H. Schulz - Страница 11
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Das Meer umgibt uns wieder, wunderbar ist seine Freiheit. Wir haben das große Segel gesetzt und fahren, die Sohne im Nacken, am Morgen und gegen ihr Licht am Abend der Heimat zu. Ich mag nicht mehr nachdenken über meine Fahrt zu den Kolchern, bin nur froh und rechne, dass wir bei günstigem Wind in zehn Tagen zu Hause festmachen können. Es ist mir gleich, ob wir nur bis nach Thessalien segeln, um dort im Hafen von Jolkos, wo unsere Reise begann, festmachen oder ob Jason ein anderes Ziel hat; ich werde auf jeden Fall abmustern und zu Lande weiterziehen, bin ich doch viele Monate weg gewesen. Meine Frau ist um so viel älter geworden, falls sie sich keinen anderen genommen hat, in der Annahme, dass ich nicht zurückkehre; meine Kinder werden ihren Vater nicht wiedererkennen, und wofür das alles? Um an einem Raubzug teilzunehmen, der leicht mit meinem Tode hätte enden können.
An Bord wurde eine Hochzeit gefeiert. Jason heiratete die Tochter des Barbarenkönigs, diese Medea. Dennoch wurde die Fahrt trotz des mehrtägigen Festes, auf dem dieser Orpheus unserer Fahrt schluchzend besang, nicht unterbrochen. Wir segelten weiter bei gutem Wind, die Argo ist ein wunderbares Schiff. Bei einer Freiwache enthüllte mir mein Simon ihr Geheimnis; die Fichten, für ihre Planken kamen von dem Berge Pelion, und aus dem Eichenhain von Dodona, dem höchsten Heiligtum des Zeus, wurde der große Mast geholt. So darf man sich nicht wundern, dass dieses Schiff unter dem besonderen Schutz der Olympier steht, da sie selbst die Hand im Spiele gehabt und irgendeine Absicht mit diesem Zug verbunden haben, den mein Simon als Argonautenzug bezeichnete, nach dem Namen des Schiffes, das die Schnellsegelnde bedeutet.
Die Rückreise verlief ohne Zwischenfall. Was mein Simon vorausgesagte hatte, traf ein; die Monate in den Kolchis wurden uns Knechten nur mit halber Heuer berechnet, weil wir, wie es hieß, ja keine seemännische Tätigkeit ausgeübt hätten. Uns bei den Barbaren die andere Hälfte unseres Lohnes zu holen, wurde uns anheimgestellt. Ich aber werde mich hüten dort anzufragen, was ich als Hirte und Wollezupfer bei ihnen an Heuer ausstehen habe. Ziehe ich die Summe, so habe ich nicht mehr, sondern weniger als bei einer gewöhnlichen Heuer verdient. Jedenfalls bringt mich niemand mehr an Bord eines Schiffes, ich will meine Tage bei meiner Frau und meinen Kinder beschließen, will meinen Weinberg bebauen, auf dem Felde arbeiten und mit dem zufrieden sein, was mir meine Fleiß beschert.