Читать книгу Das Buch vom Verkehr - Hendrik Ammoser - Страница 14
1.2 Information unterwegs Einführung
ОглавлениеVoraussetzung für intelligentes Verhalten ist die Verfügbarkeit von Information. Damit jeder von uns auf Umweltsituationen reagieren kann, müssen wir in der Lage sein, physische Reize aufzunehmen, ihren Informationsgehalt zu erfassen und zu deuten, also die Information zu verarbeiten und schließlich „richtig“ darauf zu reagieren. Eine wichtige Säule unseres sozialen Verhaltens ist ein differenzierter Umgang mit komplexer Information, die von sozialen Akteuren in unserer Umgebung generiert wird, sowie die eigene Fähigkeit, Gedanken und Ideen an andere weitergeben zu können. Dass ein Informations- und Wissensvorsprung häufig Vorteile im Wettbewerb um die Gunst anderer oder den Erwerb knapper Ressourcen bedeutet, spiegelt sich sprichwörtlich in der Aussage „Wissen ist Macht“. Ebenso sind Information und Kommunikation wichtige Wohlfühlfaktoren, auf die wenige von uns verzichten wollen. Diese vielen Vorteile sind wichtige Triebfedern der Entwicklung der Informations- und Kommunikationssysteme. Unser Durst nach immer besseren und aktuelleren Lösungen erzeugt eine enorme Dynamik in der Welt der Kommunikation und der Ortsveränderung von Information.
Wenn wir einen Gedanken an jemanden weitergeben wollen, stehen den meisten von uns alle natürlich gegebenen Sinne zur Verfügung. Im Wesentlichen nutzen wir zwei Kommunikationskanäle: Wir können uns des akustischen und/oder des optischen Übertragungswegs sowie mittels Tasten und Fühlen des haptischen Übertragungswegs bedienen.
Beim akustischen Übertragungsweg suchen wir die Möglichkeit der Informationsübertragung über Geräusche in das Gehör des Empfängers. Das kann mittels Sprache, also durch selbst erzeugte Laute erfolgen, aber auch mittels anderer Schallquellen, z.B. durch das rhythmische Klopfen mit den Händen auf die Tischplatte. Beim optischen Übertragungsweg können wir uns unseres Körpers bedienen und mittels Mimik und Gestik Gefühle und Gedanken weitergeben. Wenn wir auf Gegenstände zeigen, z.B. ein Brot, können wir jemandem auch zu verstehen geben, dass wir an ein Brot denken. Dieses Prinzip lässt sich weiterentwickeln, indem nicht auf ein Brot, sondern auf die zeichnerische Abbildung eines Brotes verwiesen wird. Durch Abstrahieren können die Bilder zu Symbolen vereinfacht und ihr Informationsgehalt z.B. durch semantische Regeln erhöht werden. Die Schrift als hoch leistungsfähiges Medium der Informationsübertragung, mit dem wir in Form des Programmier- bzw. Quelltextes heute sogar hoch leistungsfähige Computer mit Information versorgen, ermöglicht einen hoch leistungsfähigen Informationstransfer.
1.2.1 Kommunikation nach dem Sender-Empfänger-Modell.
Weil die Zeichnung eines Brotes deutlich haltbarer sein kann als das Brot selbst, kann der Informationsträger eines optisch übertragenen Gedankens, z.B. eine Wandzeichnung oder ein Buch auch als sehr einfaches und doch leistungsfähiges Medium zum Konservieren von Gedanken dienen. Das ist eine Möglichkeit, die bei akustischer Übertragung mittels Tontechnik, z.B. Läutwerken, Trommeln der Musikautomaten, Schallplatten oder Magnetbändern deutlich aufwändiger ist.
Weil wir Information aufnehmen und weitergeben, gibt es eine erstaunliche Anzahl an technischen Lösungen, die der Ortsveränderung von Nachrichten und Informationen dienen. Entsprechend den Basisprinzipien gibt es schrift- und bildbasierte Lösungen wie Brief, Zeitung, Buch, Fernsehen oder die Gestensprache sowie tonbasierte Lösungen wie Tonsignalisierung (Glocken- und Läutwerke), Sprache, Fernsprechen oder Hörfunk und schließlich haptische Lösungen wie Formen- und Reliefschrift.
Die zunehmende Fähigkeit vieler technischer Geräte zur Informationsverarbeitung sorgt dafür, dass auch technische Systeme miteinander kommunizieren. Die sogenannte Maschine-Maschine-Kommunikation bedient sich eigener Kommunikationskanäle und ermöglicht, dass sich der Fernseher mit einer Fernbedienung schalten lässt oder dass man ein Blatt Papier mit einem Drucker vom heimischen PC drucken kann. Die hoch entwickelte und leistungsfähige Produktion mit ihren intelligenten Maschinen und viele unserer gewohnten und liebgewonnenen Geräte des alltäglichen Lebens – vom digitalen Funkthermometer über das Mobiltelefon bis hin zum Pkw – sind erst dank einer gewissen Maschinenintelligenz, der Kommunikation von Modulen und Bauteilen innerhalb eines größeren Maschinen-Korpus sowie der Kommunikation ganzer Maschinen-Netzwerke untereinander überhaupt arbeitsfähig.
Die Welt der Information und Kommunikation hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in grundlegender Weise verändert. „Multimedia“ oder „Informationsgesellschaft“ sind die Schlagwörter, mit denen diese Entwicklung beschrieben wurde und wird. Sie ließ die mechanische Schreibmaschine oder das Telegramm hinter sich zurück und brachte eine Vielzahl neuer Möglichkeiten der umfassenden Kommunikation und Informationsnutzung mit sich – vom Tablet-Computer über die flächendeckende mobile und individualisierte Telekommunikation, der E-Mail bis zum mobilen Internet.
In den vorangegangenen Epochen war die Entwicklung der Kommunikationsmöglichkeiten noch eng an die Entwicklung der physischen Transportmittel gebunden. Schiffspost, Bahnpost, Luftpost und Kraftpost waren wichtige Katalysatoren für die Entstehung leistungsfähiger intelligenter, informationsbasierter Strukturen in Gesellschaft und Wirtschaft. Spätestens zum Ende des 20. Jahrhunderts hat sich der Mechanismus umgekehrt: Intelligente Leit- und Steuerungssysteme werden nun zur Verbesserung der physischen Transportmittel genutzt.
1.2.2 Multimedia“ – das Zauberwort der 1990er-Jahre ist nun Alltag geworden. Multimediafunktion eines Tablet-PC.