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Prolog

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Limbourgh an der Lenne

1289 –

Die Schlacht bei Worringen hat die alten Regeln auf den Kopf gestellt. Aus dem Jahre und Jahrzehnte andauernden Kampf zwischen dem Adel, der heiligen Kirche und den Städten sind letztlich die Städte als Sieger hervorgegangen. Dennoch wird der Klerus weiterhin seine Partie spielen.

Diese Schlacht war im Jahre des Herrn 1288, am 5. Juni...

Doch beginnen möchte ich meine Erzählung mit meinem Vater, Friedrich dem ersten Grafen von Isenberghe.

Mein Vater, Friedrich, war ein Kind seiner Zeit. Nicht schlechter und nicht besser als die, unter denen es üblich geworden war, stets nach Besitz und Macht zu streben. Und wie seines gleichen, war er ein Übriggebliebener einer verblassenden Zeit. Dabei lebte er das Leben frei und impulsiv und wusste nie, was ihn im nächsten Moment erwartete. Wie die Adligen seiner Zeit hätte er wahrscheinlich gern die ritterliche Tradition aufrechterhalten. Doch etwas unterschied ihn von seinesgleichen und besonders von seinem Großonkel Engelbert von Berghe - er hatte nicht nur sich und seinen Besitz im Sinn, sondern strebte nach Freiheit für sich und die, die er zu vertreten hatte – sein Volk.

Dank seiner Statur, seines Geschicks und seiner Gedanken, die dem naturgegebenen Instinkt und der Fähigkeit zur Entfaltung seiner Kraft Raum gab, hielt er unbeirrbar an seiner Kriegerethik, die sich in den Worten Heldenmut, Freigebigkeit und Treue manifestierte, fest. Mir schien, als lebte in diesem schier unverwüstlichen Körper die Epoche der Heldentaten, der Leidenschaft und des stürmischen Überschwangs fort. Doch eine seiner vornehmlichen Eigenschaften, die Wut, war sein Gedeih und Verderb. Im Kampf von unschätzbarem Wert, stellte sie ihm in der entscheidenden Verhandlung ein Bein. Und scheinbar mit seinem Tod, wandelte sich dieses von ihm gelebte Rittertum zu einem Schleier vor der rauen Wirklichkeit, der ebenso zu täuschen wie zur tröstlichen Einbildung zu verhelfen wusste.

Oder täusche ich mich vielleicht und werde, während ich erzähle, meinen Vater in einem anderen Licht sehen?

Sein Leben - jedenfalls - hat seine Wirkung auf das meine nicht verfehlt. Und so erzähle ich die Geschichte meines Vaters und meine eigene heute, da ich im Jahre des Herrn 1289 angelangt bin. Fast dreihundert Jahre, nachdem die Menschen dachten, die Welt würde einstürzen.

Schaue ich jedoch nur zurück auf die Jahre dieses Jahrhunderts, so hätte die Welt für mich schon oft vergehen können.

Es war die Zeit, die den großen Herrschern und strahlenden Helden des zwölften Jahrhunderts nachfolgte. Die Zeit nach Kaiser Friedrich Barbarossa, Heinrich dem Löwen oder Kaiser Heinrich VI., Richard Löwenherz von England. Und sogar Eleonore von Aquitanien gab es nicht mehr.

Wer hätte gedacht, dass die alte Königin ihren Nachkommen, die sie fast alle überlebt hatte, irgendwann einmal ihren Platz räumen würde.

Viele der Mächtigen dieser neu anbrechenden Zeit, in der die Kreuzzüge in das Morgenland aus der Mode zu kommen schienen, waren in vielfältiger Weise mit den glänzenden Namen ihrer Vorgänger auf der öffentlichen Bühne verbunden. Zwar war es nach wie vor der hohe Adel, wie im Heiligen römischen Reich Welfen und Staufer, die Capetinger in Frankreich oder die Plantagnets in England, der die Geschicke der Menschen im Abendland bestimmte. Doch das alte Gleichgewicht war durch das schwache Kaisertum der Deutschen ins Wanken geraten.

Innozenz III., ein in der Juristerei gebildeter, intelligenter doch durchtriebener Papst, hatte die Schwäche des Kaisertums erkannt und griff nun nach der Macht über die Welt. In Frankreich hatte König Phillip Auguste den Jahrhundertwechsel überdauert und ahnte, dass er englische Gebiete nun von der französischen Landkarte tilgen konnte. In England hatte Johann, genannt „Ohne Land”, seinen Bruder Richard beerbt und hielt sich mehr schlecht als recht auf seinem wackeligen Thron. Doch während die Weltenlenker ihre Machtspiele trieben, merkten sie kaum, dass das Geld immer wichtiger wurde und die Städte an Einfluss und Geltung gewannen.

Das Friedrich-Lied - 1. Buch

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