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I. 11.

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Ich bin beim Rotwild von der Auenwiese. Heute ist ein schöner und sonniger Tag, doch es ist noch immer ziemlich kalt und an den Schwarzelen glitzert der Raureif in dem hellen Licht.

Ich füttere das Rotwild mit Apfelstücken und als es sich schließlich in den Wald zurückzieht, mache ich mich auf den Weg ins Parkcafe,

wo meine Eltern wieder auf mich warten.

Ich bin froh, dass ich heut allein gehen konnte. Im Fasa-Park fällt mir das Alleinsein überhaupt nicht schwer, doch sonst fühle ich mich schon ziemlich oft einsam und verlassen.

Ich versuche aber, mir dass nicht anmerken zu lassen. Ich spreche auch, obwohl er mir doch so sehr fehlt, mit niemanden mehr über Paul.

Was hätte ich schon sagen sollen?

Wisst Ihr, ich würde gerne mal mit Pauls Eltern, seiner Schwester oder seinen Freunden über ihn sprechen. Seit Paul aber nicht mehr da ist,

sind sie nie mehr ins Krankenhaus gekommen und zu sich eingeladen hat mich auch niemand.

Im Grunde hab ich auch nichts anderes erwartet. Die müssen wohl alle selbst sehen, wo sie bleiben und ganz bestimmt hat keiner von denen jetzt mehr Bock, bei mir auf der Onkologischen rumzuhängen.

Es gibt ja auch wirklich angenehmere Orte.

Nein, von Leukämie und solchem Zeug haben die bestimmt die Schnauze voll und von daher kann ich verstehen, dass sie wegbleiben.

Warum aber trifft man sich dann nicht irgendwo anders…

Na ja, vielleicht weil die jetzt Leute, die Krebs haben, generell nicht mehr ertragen können - egal an welchem Ort.

Vielleicht aber fanden die mich auch einfach nur nicht so gut und haben deshalb kein Interesse an mir.

Keine Ahnung, was tatsächlich der Grund ist.

Tatsche ist, dass keiner von denen mehr da ist, aber das ist wohl okay für mich (hoffe ich jedenfalls).

Ich hab ja jetzt meine Geschichte und auch wenn sie mir ein wenig Gesellschaft nicht vollständig ersetzen kann, so macht sie mir das Leben doch erträglicher.

Nun aber merke ich gerade, dass ich müde werde.

Meine körperliche Belastbarkeit hat unter der Leukämie gelitten und letzte Nacht hatte ich sogar wieder Fieber.

Mir ist ein wenig schwindelig. Ich bleibe einen Augenblick stehen und sehe in die Baumkrone einer alten Kiefer.

Wenn ich doch wenigstens nach Hause könnte…

Aber das wird wohl nun, wo meine Form so stark schwankt,

erstmal nichts.

Ich muss mich beeilen, denke ich.

Bestimmt kann es mit mir viel schneller vorbei sein, als ich mir jetzt überhaupt vorstellen kann…

Weißt du, lieber Gott, denke ich weiter, irgendwie möcht ich aber,

bevor ich sterb, meine Geschichte noch zu Ende gedacht haben. Vielleicht würde ich sie sogar aufschreiben.

Ja, das wäre was…

Wenn ich also noch ein bisschen weiterleben und mich irgendwann besser konzentrieren kann… Dann schreib ich sie auf.

Ich gehe weiter und erreiche nach einer Weile das Cafe.

Meine Eltern haben mich durch das Fenster bereits gesehen und winken mir zu. Ich winke zurück und stelle den Mp3Player aus.

Ich hab die ganze Zeit über Novembers Doom - Bled white - gehört

und ich frage mich, ob damit vielleicht diese Leukämie gemeint sein könnte. Leukämie heißt doch soviel wie Weißblütigkeit und wenn einer dann weiß blutet oder geblutet hat…

Ich betrete den Gastraum.

Himmelslandtourist

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