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|16|Lumbini – die Geburt

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Kapilavastu ist der Heimatort des Buddha, der Ort, in dem er groß wurde, seine Ausbildung als Kshatriya (Kriegeradel) erhielt, seine Frau Yashodara heiratete und in dem sein Sohn Rahula zur Welt kam. Von Kapilavastu aus ging Siddhartha Gautama, der Buddha, in die Hauslosigkeit und wurde Asket.

Doch Kapilavastu ist nicht der Geburtsort des Buddha, dies ist Lumbini. Dort befand sich zur Zeit des Buddha ein Waldgebiet mit hohen Salabäumen. Wie bei adligen Frauen üblich, wollte Maya, die Mutter des Buddha, ihr Kind nicht im heimischen Fürstenhaus ihres Mannes Shuddhodana Gautama zur Welt bringen, sondern in der vertrauten Umgebung ihres eigenen Elternhauses im Ort Devadaha, 25 km östlich von Kapilavastu. Hochschwanger begab sie sich auf die Reise zu ihren Eltern, doch die Geburt erfolgte früher. So mussten Maya und ihre Dienerinnen im Salawald Halt machen, die Geburt unter diesen Bedingungen schwächte Maya erheblich. Sie verstarb acht Tage nach ihrer Rückkehr nach Kapilavastu. Die zweite Ehefrau des Fürsten Shuddhodana, Prajapati, wurde Stiefmutter des Kindes.

Der Ort Lumbini hat erst unter dem zum Buddhismus konvertierten Maurya-Kaiser Ashoka (Regierungszeit 268–232 v. Chr.) an Bedeutung gewonnen, weil dieser nach seiner Bekehrung den Ort der Geburt des Buddha aufsuchte. Er ließ dort eine seiner steinernen Ediktsäulen errichten, um darauf den Grundzug buddhistischer Lehre zu verkünden. Solche Ashoka-Säulen sind über ganz Indien verstreut. In Sarnath, dem Ort der ersten Lehrrede des Buddha, findet sich auf der dortigen Säule ein Hinweis auf Lumbini: »Zwanzig Jahre nach seiner Krönung besuchte König Piyadasi (= Ashoka) diesen Ort und zeigte seine Verehrung, weil hier der Buddha, der Weise aus dem Geschlecht von Shakya, geboren worden war. Er ließ eine Säule errichten, weil der Buddha hier geboren wurde.« Die Ashoka-Säulen waren entweder von vier Löwen gekrönt (heute im Wappen Indiens enthalten) oder von einem Rad, das auf das »Rad der Lehre« (Dharmachakra) als buddhistisches Symbol hinweist.

In Lumbini ist die Ashoka-Säule heute der wichtigste archäologische Befund. Nach der Ashokazeit ist der Ort von Pilgern besucht worden, dann aber in Vergessenheit geraten und erst Ende des 19. |17|Jahrhunderts wieder entdeckt worden. Heute kommen viele Pilger nach Lumbini, weil dies einer der Hauptorte buddhistischer Frömmigkeit ist (neben Bodh Gaya, Sarnath und Kushinagara). Vor der Säule gibt es einen Teich mit einer gemauerten Einfassung. An dieser Stelle soll Maya ihr Kind zum ersten Mal gebadet haben. An die Mutter des Buddha erinnert ein im 20. Jahrhundert gebauter Maya-Tempel mit einem alten Steinrelief, das die Szene der Geburt wiedergibt: Maya hält sich an einem Salabaum fest, während das Kind aus ihrer Hüfte heraustritt – eine außergewöhnliche Geburt für einen außergewöhnlichen Menschen. Neben diesen Gebäuden gibt es Fundamente weiterer Bauten und einen Stupa.


Die Ashoka-Säule in Lumbini zusammen mit tibetischen Gebetsfahnen

Lumbini ist trotz oder gerade wegen seiner Abgeschiedenheit ein spirituell anregender Ort, zu dem zwar Pilgergruppen kommen, der aber ohne den Rummel anderer Pilgerorte (etwa in Varanasi oder Bodh Gaya) auskommt. Der Besuch dieses Ortes lohnt, weil hier das Leben des Buddha und damit in gewisser Weise auch der Buddhismus entstand. Lumbini hat für Buddhisten den gleichen Stellenwert wie Betlehem für Christen und Mathura für Krishna-Anhänger.

Die Lebenszeit des Buddha wird unterschiedlich angegeben: Die traditionelle Rechnung westlicher Forscher nennt 563–483 v. Chr. Die thailändische Zeitrechnung geht von 623–543 aus. Da es im alten Indien keine historisch gesicherten Listen der Könige gab und ihre Regierungszeit teilweise unsicher ist, ist auch eine Spätdatierung möglich: 460–380 v. Chr.

Die Welt des Buddhismus

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