Читать книгу Die Welt des Buddhismus - Hermann-Josef Frisch - Страница 7
ОглавлениеBuddha in Bhumisparsamudra (Geste der Erdberührung), Bodhi-(Erleuchtungs-)Tempel, Bodh Gaya, Indien
|9|Einführung
Die Lehre des Buddha findet in westlichen Ländern zunehmend Zuspruch, doch einer Prägung von Ländern und Kulturen durch den Buddhismus begegnen wir nur in Südasien, Südostasien und Ostasien. Hier waren und/oder sind Kulturen seit vielen Jahrhunderten vom Buddhismus beeinflusst und geprägt. In diesen Gebieten finden wir auch heute reges buddhistisches Leben.
Wer sich deshalb für die charismatische Gestalt des Buddha und den Buddhismus interessiert, tut gut daran, auf diese Länder zu schauen. Heute ist es möglich, alle vom Buddhismus geprägten Gebiete zu bereisen, und viele Europäer haben bereits einen Einblick in vom Buddhismus geprägte Länder gewonnen – sei es Indien oder Japan, sei es China oder Thailand, sei es Indonesien oder Myanmar. Doch nur wenige haben die Möglichkeit, die vielen buddhistischen Regionen intensiv zu bereisen – ich bin dankbar, dass mir diese Möglichkeit auf über fünfzig Reisen dorthin gegeben wurde.
Aus dem Reichtum der Erfahrungen, die ich in Asien gesammelt habe, ist dieser Band entstanden. Er hat eine ganz spezielle Zielrichtung, anderes dagegen kann er nicht leisten. So will dieses Buch
• keine Beschreibung des Lebens von Siddhartha Gautama geben, den man den »Buddha« (den »Erleuchteten«) nennt. Dazu gibt es vielfältige Literatur (vgl. etwa Hermann-Josef Frisch, Der Buddha. Die Geschichte des Erwachten, Ostfildern 2011).
• keine Darstellung der komplexen buddhistischen Lehre in den drei unterschiedlichen Hauptrichtungen (s.u.) sein – dies würde den Rahmen dieses Bandes sprengen, zudem gibt es hierzu reichlich Literatur in deutscher Sprache (vgl. etwa Hans Wolfgang Schumann, Handbuch Buddhismus. Die zentralen Lehren, München 2000).
• keine spirituellen Impulse oder Anregungen zur buddhistisch geprägten Meditation geben. Auch hier sind die in schriftlicher Form niedergelegten Anregungen zahlreich, doch kann man zur Meditation nur unter unmittelbarer Anleitung und kaum durch eine Schrift gelangen (Informationen dazu u.a. über die Deutsche Buddhistische Union [DBU, www.buddhismus-deutschland.de]).
|10|Dieser Band möchte vielmehr
• eine Topografie des Buddhismus erschließen, einen Einblick geben in buddhistisch geprägte Länder – dies angesichts der Fülle buddhistischer Orte in Asien nur hinsichtlich der wichtigsten, die den Geist des frühen und/oder des heutigen Buddhismus atmen.
• teilhaben lassen an der regionalen Vielfalt des Buddhismus durch markante Bilder und informativen und verständlichen Text.
• im Sinne einer toleranten Offenheit auf bescheidene Weise zum Dialog beitragen zwischen westlichem und östlichem Denken, zwischen Religionen und Kulturen.
Der Buddhismus kennt – nur bedingt den christlichen oder muslimischen Konfessionen ähnlich – eine Vielzahl von Schulen, die unterschiedliche Akzente in ihrer Lehre und im religiösen Leben setzen. Drei große Richtungen des Buddhismus sind zu nennen:
• Der ursprüngliche Buddhismus findet sich heute im Wesentlichen im Theravada-Buddhismus (= »Lehre der Älteren«, ungenau auch Hinayana = »Kleiner Wagen«). Hier wird der Buddha als Wegweiser verstanden, seine Lehrreden als Orientierung (Vier edle Wahrheiten, Achtfacher Pfad). Zu finden ist der Theravada vor allem in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha.
• Der Mahayana-Buddhismus (= »Großer Wagen«) bekennt sich zu vielen Buddhas, dazu zu Bodhisattvas (Mitleidswesen, die dem Menschen helfen). Nicht mehr allein aus eigener Kraft, sondern durch die Hilfe von quasi-göttlichen Wesen (Vertrauensbuddhismus) erfolgt die Erlösung aus dem Leidenskreislauf. Diese Form findet sich in frühen buddhistischen Kulturen (Indien wie Indonesien) und heute in China, Vietnam, Korea und Japan. In diesen Ländern ist auch der Meditationsbuddhismus (als Chan/Zen) beheimatet.
• Die dritte Form des Buddhismus, der Vajrayana (Vajra = »Donnerkeil, Blitzebündel«, ein esoterisches Ritualgerät) steht in Beziehung zum tantrischen Hinduismus Indiens, aber auch zu vorbuddhistischen schamanistischen Religionsformen (etwa Bön) und hat den Mahayana als Grundlage. Er findet sich vor allem im Großraum Tibet, in Ladhak und Zanskar, in Nepal und Bhutan.
Dieses Buch gliedert sich in Großregionen entsprechend der drei buddhistischen Richtungen und zeigt darin, nach einzelnen Ländern geordnet, wichtige buddhistische Orte auf. Dies sind zuerst die |11|Stellen, an denen der Buddha gewirkt hat, vor allem vier: Lumbini (Geburt), Bodh Gaya (Erleuchtung), Sarnath (erste Lehrrede) und Kushinagara (Eingang ins Paranirvana). Diese Orte liegen heute im Staat Indien bzw. unmittelbar an der Grenze auf nepalesischer Seite. Neben den historischen Orten des Wirkens des Buddha gibt es Stätten, denen der Legende nach der Buddha einen Besuch abgestattet haben soll (etwa Kelaniya in Sri Lanka) oder wo Reliquien des Buddha verehrt werden (etwa die Shwedagon-Pagode in Yangoon, Myanmar).
Auch in den Ländern des Mahayana und Vajrayana finden sich Orte von höchster spiritueller Bedeutung. Das mögen Orte an der Seidenstraße sein, über die der Buddhismus von Indien aus durch das Karakorum nach China und Ostasien gekommen ist, oder Orte, wo einflussreiche buddhistische Lehrer gewirkt haben (etwa das Kloster Tigernest in Bhutan). Das können aber auch Orte sein, die sich heute durch ihre herausragende Architektur oder künstlerische Ausstattung hervorheben (etwa Sanchi in Indien) oder die früher buddhistische Klöster waren (etwa die Höhlen von Ellora und Ajanta in Indien). Ebenso werden Tempel in den Großstädten aufgeführt (etwa der Jadebuddhatempel in Shanghai, China) oder abgelegene Klosteranlagen (etwa das Kloster [»sa«] Sinheung im Nationalpark Seoraksan, Korea). Das können heute nur noch archäologisch bedeutsame Bildungsstätten des Buddhismus sein (etwa die Universitäten in Nalanda, Indien, und Taxila, Pakistan) oder ein nagelneuer Tempel (etwa der Nanshansi [Südbergtempel] auf der Insel Hainan, China). Waldtempel (Aranyik) im thailändischen Kamphaeng Phet gehören ebenso dazu wie der beschauliche Zen-Tempel Ryoanji im japanischen Kyoto. Die religiöse Topografie des Buddhismus ist überaus vielgestaltig.
Lassen Sie sich also ein auf eine Reise in buddhistisch geprägte Länder, erkunden Sie die Welt des Buddhismus.
Hermann-Josef Frisch