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|22|Rajagriha – Predigten auf dem Geiergipfel

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Nach der Erleuchtung in Bodh Gaya und der ersten Lehrrede in Sarnath wanderte der Buddha mit seiner ständig wachsenden Mönchsgemeinde insgesamt 45 Jahre durch das Mittlere Land. Nur in der Regenzeit blieb man in festen Hütten und später auch in gestifteten und aus Stein erbauten Klöstern, weil eine Wanderung auf den verschlammten Wegen in den drei Monsunmonaten unmöglich war. Dabei hatte der Buddha einige Lieblingsorte, zu denen er immer wieder zurückkehrte – Rajagriha gehörte dazu.

Er hatte in Rajagriha nämlich den Magadha-König Bimbisara zum Buddhismus bekehrt und stand ihm in der Folge beratend zur Seite. Der König zeigte sich erkenntlich und stiftete dem Buddha vor dem nördlichen Stadttor einen kleinen Bambuswald, der Kalandakanivapa, Eichhörnchen-Futterplatz, genannt wurde. Hier verbrachten der Buddha und seine Mönche viel Zeit. Von dort aus gingen sie morgens mit ihren Bettelschalen in die damals reiche und belebte Stadt, um schweigend Nahrung zu sammeln.

Einen anderen Platz innerhalb der Stadtmauern liebte der Buddha besonders: Vom Geiergipfel konnte man auf die im Talkessel liegende Stadt und auf die Rajagriha weit umgebenden Berge blicken. Sie waren von einer Festungsmauer gekrönt, von der heute noch Teile |23|vorhanden sind und die wegen ihrer großen Steine Zyklopenmauer genannt wird. In der Mitte der Stadt lag der Königspalast Bimbisaras, Fundamentreste künden heute von seiner Ausdehnung. Vor der Stadt liegen heiße Quellen, in denen bereits der Buddha im Alter Linderung seiner Rückenschmerzen suchte.


Der Geiergipfel in Rajagriha – Ort der Lehrrede des Buddha

König Bimbisaras Schicksal endete tragisch: Sein brutaler Sohn Ajatashatru übernahm nach einem Putsch die Herrschaft und ließ seinen Vater im Gefängnis verhungern. Er verfolgte eine gnadenlose Machtpolitik und eroberte weite Gebiete des Mittleren Landes. Nachdem er die Hauptstadt seines Reiches nach Patna verlegte hatte, zerfiel die Stadt Rajagriha, sie ist heute nur noch spärlich bewohnt.

Der Geierberg mit der Plattform des Geiergipfels aber ist Buddhisten heute wichtig, weil der Buddha hier viele Lehrreden hielt; der Ort ist eng mit der Entwicklung der buddhistischen Lehre verknüpft. In Rajagriha regte sich innerhalb der Sangha, der Mönchsgemeinschaft, Widerstand gegen den Buddha: Sein Vetter Devadatta wollte die Herrschaft über den Orden antreten, verband sich mit Ajatashatru und verübte am Geiergipfel einen Anschlag auf den Buddha, der diesen aber nur leicht verletzte.

Die Plattform des Geiergipfels ist gut erhalten. Ein wenig oberhalb steht heute eine der Weltfriedenspagoden, die von Japanern nach der Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki überall in Asien gebaut wurden. Vor der Stadt liegen die Saptaparni-Höhlen (vgl. Seite 32).

Zur Zeit des Buddha gab es im Mittleren Land zwei Königreiche, denen die kleinen Fürstentümer (wie das von Kapilavastu) untergeordnet waren. Das Reich Kosala lag nördlich des Ganges im Vorland des Himalaya, seine Hauptstadt war Shravasti (in Pali: Savatthi). Zu diesem Reich gehörte auch die Heimat des Buddha. Südlich des Ganges und südöstlich von Varanasi lag das Königreich Magadha, dessen Hauptstadt zuerst das in den Bergen gut geschützte Rajagriha (in Pali: Rajagaha, heute Rajgir) war. König Ajatashatru verlegte noch in der Lebenszeit des Buddha seine Hauptstadt nach Pataliputra (heute Patna) am Ganges. Er und seine Nachfolger dehnten das Reich später auch nach Norden aus – Kosala ging im 5. Jahrhundert v. Chr. in Magadha auf.

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