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5. Kapitel

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Als ihr Flugzeug die Wolkendecke durchbrach, waren Bramme und Peter Kartzow bereits in ein freundschaftliches Gespräch verwickelt, und als kurz darauf die Stewardess zu ihnen kam, um ihnen Champagner anzubieten, ließen sie sich nicht zweimal bitten. Bramme, der am Fenster saß, spähte hinaus auf das Wolkenmeer und den azurblauen Himmel darüber. Fliegen war für ihn nichts Besonderes mehr, doch der Luxus in der ersten Klasse machte diesen Flug zu einem absoluten Highlight.

„Das Leben könnte so schön sein“, philosophierte Kartzow. Er saß links von Bramme und drehte nachdenklich sein Glas in den Händen. Die Schuhe hatte er ausgezogen, die Ärmel hochgekrempelt und dennoch schien ihm die Gelassenheit abhanden zu gekommen zu sein.

„Wem sagen Sie das?“, murmelte Bramme unverbindlich und wandte sich vom Fenster ab. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Tod seines Bruders auf eine andere als auf organisatorische Weise an Peter heranrückte, und Panik der Trauer Platz machte. Und dass dies jetzt der Fall war, wo er zur Ruhe kam und er einen mehrstündigen Flug vor sich hatte, war zu erwarten.

„Dass das aber auch gerade jetzt passieren musste!“, lamentierte Peter und trank einen Schluck Champagner, ohne Bramme anzusehen.

„Der Tod kommt immer ungelegen.“ Mitfühlend legte Bramme ihm eine Hand auf die Schulter, dann leerte auch er sein Glas.

„Warum war es ihm nicht vergönnt, seinen großen Triumph noch zu erleben und auszukosten? Ich hätte es ihm so sehr gewünscht.“

„Triumph?“, neugierig geworden, ließ Bramme ihn nicht mehr aus den Augen.

„Er war dabei, die Energieversorgung zu revolutionieren. Es war Pauls Lebenswerk und die Krönung seines Schaffens.“

Stirnrunzelnd kratzte Bramme sich am Ohr.

„Ich dachte, Sie stellen Meerentsalzungsanlagen her?“

Peter nickte und winkte der Stewardess, die herkam und ihre Gläser erneut füllte.

„Stimmt! Damit sind wir groß geworden, und das ist auch heute noch ein Riesengeschäft. Nun aber bauen wir auch Osmose-Kraftwerke.“

Bramme schaute ihn verwirrt und fragend an. Peter dagegen war nun in seinem Element und legte los.

„Osmose-Kraftwerke brauchen keine Energie, produzieren kein CO2, sind völlig lautlos, belasten die Umwelt in keiner Weise und arbeiten bei jedem Wetter.“

„Ein Perpetuum mobile also?“, hakte Bramme wissbegierig nach

„Nicht ganz. Man braucht Salzwasser und Süßwasser dazu, aber letzteres liefern unsere Entsalzungsanlagen ja ohnehin im Überfluss. Sie sehen also“, ein stolzes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, „es ist eine wirkliche Revolution, was wir da geschaffen haben.“

Peter saß einen Moment gedankenverloren da, dann stand er auf und kramte in seinem Gepäck nach einem Tablet. Nach ein paar Sekunden zauberte er einige Bilder auf den Schirm.

„Ich zeige Ihnen mal die Wirkungsweise eines solchen Kraftwerks. In einem dieser zwei Becken ist Süßwasser, in dem anderen Salzwasser. Eine Membran trennt die beiden Flüssigkeiten. Sie ist so beschaffen, dass das Salzwasser zurückgehalten wird, das Süßwasser aber durchdringen kann. Dadurch baut sich im Salzwasserbecken ein Druck auf, der zur Energiegewinnung genutzt wird.“

„Verstehe“, Bramme begriff zwar das Prinzip dieser Anlage, hatte aber seine Zweifel an der Wirtschaftlichkeit. „Und das rechnet sich?“, fragte er deshalb vorsichtig.

„Und ob!“, ein breites Grinsen machte sich auf Kartzows Gesicht breit. „Der Clou ist die Membran. Eine Anlage rechnet sich, wenn sie eine Leistung von 5 Watt pro Quadratmeter bringt, und unsere bringt das Dreifache.“

„Donnerwetter! Und das haben Sie entwickelt?“

„Wer nicht erfindet, verschwindet!“, sagte Kartzow mit stolz geschwellter Brust und steckte das Tablet weg.

„Nur Vorteile und keine Nachteile, das ist doch sehr ungewöhnlich“, warf Bramme vorsichtig ein.

„Sie sind ein Pessimist“, Kartzow schüttelte über Bramme den Kopf und lächelte nachsichtig. „Wenn wir Meerwasserentsalzungsanlagen mit dem Strom aus einem Osmose-Kraftwerk betreiben, bekommt man das Süßwasser zum Nulltarif.“

Bramme war sprachlos. Langsam dämmerte es ihm, dass man mit dieser Entwicklung die Stromerzeugung wirklich revolutionieren konnte. Peter Kartzow setzte noch eins drauf:

„Sie werden erstaunt sein, wenn ich Ihnen sage, dass diese Technologie das Potenzial hat, den gesamten Strombedarf Chinas zu decken.“

Peter lachte über die großen Augen des Kommissars und klopfte Bramme freundschaftlich auf die Schulter. Dessen Gesicht blieb jedoch düster. Seine Bedenken über die neue Technik konnte Kartzow zwar ausräumen, aber es war ihm klar, dass hinter einer so epochalen Erfindung die ganze Welt her sein musste. Hier tat sich ein Markt mit einem Umsatzvolumen von mehreren Milliarden Euro pro Jahr auf, und um da mitzumischen war vielen Finanzjongleuren jedes Mittel recht. Musste Paul Kartzow etwa deshalb sterben? War jetzt nicht auch Peter Kartzow in höchster Gefahr? Diese Gedanken behielt Bramme aber wohlweislich für sich.

Wasser für Abu Dhabi

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