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13 – Todesfurcht

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Wie sollte es auch anders sein – am nächsten Tag goss es in Strömen. Und ich musste heute auf dem Polypen rumklettern und die Anschlüsse der Tentakel miteinander verknüpfen, damit die Dinger auch durch die Luft wedeln und den Besuchern so richtig Angst machen konnten. Yeah – und das mit Regen. – Strom und Regen, das kam sicherlich gut. –

Für einen Augenblick überlegte ich tatsächlich, ob ich schon mein Testament gemacht hatte. Hatte ich natürlich nicht. Wozu auch. Ich war erst fünfundzwanzig und hatte mein ganzes Leben noch vor mir!

Von daher also – kein Testament. Zuerst war ich über diese Tatsache erschrocken, doch dann erinnerte ich mich, dass ich ohnehin nichts hatte, das ich jemandem vererben konnte. Zumindest das war ein tröstlicher Gedanke.

An diesem Morgen fühlte ich mich sauschlecht. Nicht, dass ich schlecht geschlafen hätte, das nicht. Doch der Regen, der unablässig hart gegen die Fenster trommelte, und auch der Gedanke an die Tentakel des Monsters, die mir heute bevorstanden, verdüsterten mir die Stimmung. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass dies kein Tag wie jeder andere werden würde.

Wie man das wohl nannte, dieses beschissene Gefühl?

Vorahnung?

Todesfurcht?

Oder einfach nur, einen Kack-Tag zu haben?

Ich wusste es nicht.

Ich wusste nur, dass ich mich scheiße fühlte, und am liebsten ins Bett zurückgegangen wäre.

Hätte ich vielleicht auch besser getan.

Wie immer, war die Nacht rasch vorüber und der Wecker tat seinen Dienst.

Ich duschte lange. Irgendwie brauchte ich das.

Bis ich soweit fertig war, suchte ich die Kammer nach etwas Gesundem ab. Warum auch immer, an diesem Morgen wollte ich den Tag mit einem guten Müsli beginnen – und das ich, der ich an keinem Burger-Schuppen vorbeikam, ohne mir zumindest ‘ne heiße Apfeltasche gekauft zu haben. Ich liebte alles, was fett machte und ungesund war. Yeah! –

In der hintersten Ecke fand ich noch Fruit-Loopes, doch als ich die Packung öffnete – Kira hatte sie irgendwann einmal gekauft, und vergessen, dass es sie gab – schlugen mir Schwärme von Motten entgegen.

Die Grapefruit im Gemüsefach war ebenfalls schlecht. Grüner Schimmel zierte sie. – Lecker. –

Soviel zu meinem – gesunden Frühstück! –

Yeah.

Also röstete ich mir wieder einmal einen Toast und kochte zwei Eier ab. – Hoffentlich waren die überhaupt noch gut. Keine Ahnung, seit wann die im Kühlschrank vor sich hingammelten. –

Wie auch immer, die Eier ließen sich zumindest im Wasser abkochen (keine Kunst, oder? Sicherlich ließen sich auch faule Eier abkochen).

Ich kramte ein Einmachglas hinter den Gläsern hervor, und löffelte die Eier hinein.

Waren mir gut gelungen, die Eier. Das Eiweiß war fest und der Dotter wachsweich. Genauso, wie sie sein sollten.

Anschließend bröselte ich vom Toaströsti darüber und fing zu essen an. – Eier im Glas, glaube ich, nannten die Leute das. Und das Ganze sollte ja auch ein Frühstück der – Klasse Nobelesse – sein. Waren sie das auch für mich? Ich weiß es nicht. Es schmeckte nicht anders, als wenn ich – Eier mit Toast – dazu gesagt hätte.

Doch dieser Morgen sollte für mich ja etwas Besonderes sein, – warum auch immer, ich hatte eben das Gefühl, dass es so sein musste –, von daher aß ich – Eier im Glas –.

Weshalb ich diesen Morgen als etwas Besonderes ansah, wusste ich nicht zu sagen. Irgendwie hatte ich schon beim Aufstehen ein komisches Gefühl gehabt. Vielleicht kam’s daher. War das der Auslöser. Ich wusste es nicht. Ich konnte nur mutmaßen, mehr aber auch nicht.

Ich hätte noch nicht einmal zu sagen vermocht, ob besonders inform von positiv oder womöglich sogar in negativem Sinne.

Eigentlich hatte ich auch noch bei der alten Mrs. Dendrite vorbeistreifen und nach ihr sehen wollen. Ich sorgte mich immer noch um sie. Doch mit einem dermaßen beschissenen Gefühl in mir, ließ ich es.

Morgen war auch noch ein Tag. Würde ich sie eben morgen besuchen gehen. Oder vielleicht versuchte ich mein Glück auch heute Abend noch einmal. Kam ganz darauf an, wie der heutige Tag für mich verlaufen würde.

Käme er meinem Gefühl gleich, würde ich abends sicherlich keinen Bock mehr darauf haben, einen alten Menschen versuchen, aufheitern zu wollen.

Wäre dem so, müssten eben auch meine Sorgen um die alte Frau, auf morgen verschoben werden.

So ist das im Leben eben.

– Gläser hoch und darauf getrunken. – Yeah!

Als ich mich auf den Weg zum Platz aufmachte, wuchs das Gefühl, dass der Tod an meiner Seite mit marschierte.

Ich schüttelte den Kopf über mich selbst.

Todesfurcht. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas gehabt, noch gefühlt.

Das musste an dem Regen liegen, der auch das Klima beachtlich abgekühlt hatte, so dass ich sogar fror.

Ich hob den Blick und schaute den trüben Wolken nach, die noch zusätzlich einen düsteren Eindruck auf mich machten.

Nein, heute war nicht mein Tag, dessen wurde ich mir immer sicherer.

Ace

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