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6 – Phils Pub
ОглавлениеMein Heimweg zog sich, und mir war zum Kotzen.
Idiotisch zwar, aber wahr. Ich hätte in dem Moment alles darum gegeben, in dem Waggon zu übernachten. – Shit, hätte ich mal früher drauf kommen sollen. – Meine Füße würden mich dann vielleicht weniger gequält haben, und mein Rücken läge schon längst auf einer ausgelegenen Matratze und ruhte sich aus.
Wie ein junger Gott dahingehen – das war heute nicht drin. Wie ein alter Knacker schlich ich dahin, der nicht mehr anders konnte, als nur noch irgendwo entlang zu kriechen.
Mir taten alle Knochen weh. Schwielige Hände, aufgedunsene Füße (wie ’ne Schwangere, kurz vorm Werfen), und ein Rücken, der jeden Moment entzweibrach, so fühlte ich mich. Und das schon nach dem ersten Tag!
Eins war klar: Für Bishop zu arbeiten, war weit anstrengender, als die Arbeit, die ich zuvor auf dem Platz zu verrichten gehabt hatte. Aber nun war es einmal so, und Hulk Bishop war mein neuer Boss. Und ich, der ich mir wie sein Sklave vorkam, hatte gefälligst zu machen, was er sagte. Und ich tat es auch, denn ich brauchte das Geld.
Meine Füße und mein Rücken brachten mich um. Niemals zuvor hatte ich solche Schmerzen gehabt.
Zudem brannten mir meine Hände. Waren sicherlich all die Schwielen dran schuld, die ich mir heute eingehandelt hatte.
Je mehr ich meinen Schmerzen nachgab, desto mehr spürte ich, wie sie mich marterten.
Ich redete mir ein, dass das der Grund war, wieso ich noch nicht daheim angekommen war. Stattdessen noch durch die Straßen kroch, und mich beschissen fühlte.
Doch waren tatsächlich mein geschundener Rücken und meine wehen Füße dafür verantwortlich? Meine Schwielen brannten auch, und trotzdem hielten sie mich nicht davon ab, nach Hause zu gehen.
Kira!
Sie war die Bremse. Meine Bremse. Heute zumindest.
Yeah!
Wie sollte ich der nur beibringen, dass ich die nächsten Monate nicht zu Hause sein würde? Sondern der Festplatz mein Leben wäre. Das hielt die doch nie aus. Da konnte ich ihr doch gleich ‘nen anderen Kerl in die Kiste legen.
Ich merkte, dass meine Schuhe das Pflaster abwetzten. Ich schob nur noch einen Fuß vor den anderen. Jede Wette, eine Schnecke war an diesem Abend ein Intercity gegen mich.
Und in dem hatte gerade einer die Notbremse gezogen.
Kira.
Der Gedanke an sie bremste mich ab. Und aus dem eigentlichen Intercity wurde eine durchs Land trödelnde Tram. Langsam und aus dem letzten Loch pfeifend.
An Phils Pub hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Ich blieb einfach stehen. Meine Füße jubelten und mein Rücken brüllte: Lehn mich an. Lehn mich nur noch irgendwo an!
Stand ‘ne Weile dort rum. Dachte an die paar Quarter, die sich in meiner Hosentasche aneinander rieben und bei jedem Schritt klirrten. Sollte ich sie ausgeben? Für ’n Budweiser? Oder was Härteres?
Die Quarter und ich, wir hatten Trennungsschmerz. Sie wollten bei mir bleiben, denn ich brauchte sie. Und ich wollte nicht von ihnen lassen, nur für ’n bisschen Brühe, die mir zum Kopfbrummen mit anschließendem Kater, verhelfen würde. – Shit! –
Ich war unsicher. – Wieso eigentlich? –
Irgendwie stolperten meine Füße von alleine die Stufen zum Pub hoch. – Müssen die Vans gewesen sein. –
Die streitlustigen Stimmen, der laut debattierenden Männer, knallten mir von allen Seiten um die Ohren.
An einem der Tische hockten Fans von den Red-Sox‘ und stritten darum, wie viel Points die beim nächsten Mal machten. Eigentlich ein Thema, dem ich mich nicht verweigerte. Heute aber stand mir der Sinn nicht danach.
Hulk Bishop war schuld an meinem Zustand. Wie ‘ne ausgequetschte Zitrone fühlte ich mich. Und dann noch von ‘nem Teigroller plattgeradelt, genauso kam ich mir an diesem Abend vor.
Yeah!
Konnte doch nur noch besser werden, denkt der optimistische American Guy, kurz, bevor er in die Schlacht von Gettysburg zieht, und zwingt sich, nicht dabei den Kopf zu bewegen, sonst hätte der sich auch noch geschüttelt. Oh Yeah – am besten noch Beifall geklatscht. Nur wem? Ich den anderen, oder, die mir? –
Jetzt noch ‘n Bubble Gum, eins von den roten, nach Erdbeeren schmeckenden, und ’n paar von den riesigen Blasen gemacht, mit dem ausgekauten Ding. Eine von denen, die einem dann auf der Nase klebten, wenn sie davor zerplatzten. Draufrumgekaut, ausgelutscht und ausgespuckt, traf bestens meinen Zustand. Yeah! – Like the guys by Gettysburg (wie die Jungs bei Gettysburg). –
Ich schob mich an den Red-Sox-Fans vorbei, zu einem der Barhocker hin. Zwei waren noch frei. Wieder keine besondere Auswahl. – Nicht großartig Auswahl zu haben, schien mein Los zu sein, seit heute –, befürchtete ich.
Phil, der mich schon öfters in dem Schuppen gesehen hatte, schob mir wortlos mein Budweiser hin. Ich nickte ihm zu. Mit zwei Schlucken gluckerte das Bier meine Kehle entlang. Tat gut – wirklich!
»Siehst geschlaucht aus, Alter«, sagte Phil zu mir, und fuhr mit dem Lappen über den Tresen.
Ich nahm meine Dose und lehnte mich zurück. So war ich ihm wenigstens beim Saubermachen nicht im Weg. Und Phil war einer von denen, die es nicht abkonnten, wenn auch nur eine Erdnuss auf dem Tresen lag, oder das Glas Ränder darauf hinterließ. – Sollte mal Kira zu ihm schicken. Bei Phil lernte sie dann vielleicht endlich mal, wie man putzte. – Ein Seufzer flitzte zwischen meinen Lippen hindurch, und Phils Kopf hob sich mir entgegen. »Wirklich alles klar?« Er nahm die Dose und warf sie hinter sich in den Mülleimer. Treffer! Nicht daneben gefallen. »Wenn du einen zum Herzausschütten brauchst, du weißt ja«, er zeigte auf sich, »ich bin immer für dich da.«
Ich nickte. – Klar, wie alle Barkeeper –, dachte ich. – Zuhören gehört mit zu eurem Job. –
Ich fuhr mit der Hand in die Hose und holte eine Handvoll Quarter hervor, und Phil nahm sich, soviel, wie er brauchte.
Nochmal nickte ich ihm zu, und schob meinen Arsch vom Hocker runter. Jetzt tat er noch mehr weh. Und mein Rücken brannte. – Scheiße aber auch! –
Ich schlurfte zum Ausgang und verließ den Pub.
Jetzt hatte ich zwar Zeit geschunden, was aber nichts dran änderte, dass ich Kira noch bei einem Gespräch Rede und Antwort stehen musste.
Jedoch, das sollte mir erspart bleiben. Wenigstens was!
Auf einen Streit mit ihr, hatte ich sowieso keinen Bock. Nicht heute Abend. Nicht, nach solch einem Tag, wie dem, der hinter mir lag.
Kira hatte mir einen Zettel auf den Küchentisch gelegt. Dass sie wieder einmal bei einer Freundin übernachten würde, hatte sie eilig dahingekritzelt.
Stank mir zwar, schon wieder alleine zu sein, ersparte mir aber das Hin und Her mit ihr, womit ich mich tröstete.
Ich dachte an sie, und wie sie nackt aussah. Und als ich auf meinem Bett lag, und sich alles an mir regte, dermaßen sehnte ich mich nach ihren Berührungen, vermisste ich sie trotz allem. – Was soll’s, mach ich eben, was andere Kerle auch machten. Besorg ich’s mir halt selbst. War eh nicht das erste Mal. Und bestimmt auch nicht das letzte Mal. –
Fühlte mich danach zwar lange nicht so gut, wie wenn’s Kira mir besorgte– aber was soll’s. – Männer taten nun mal, was sie tun mussten. Dafür waren wir nun mal Männer, und folgten unseren Trieben. –
Nachdem ich mich selbst befriedigt hatte, fühlte ich mich besser. Wenn auch nicht sonderlich. Aber immerhin war der Saft aus den Lenden, hä, hä.
Doch dann zwängte sich Hulk Bishops schweißtriefende Fratze in meine Gedanken, und meine Zukunft bei ihm, eine nicht sonderlich erstrebenswerte, kam mir in den Sinn –, und das gute Gefühl war dahin.
Yeah!