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Die gesellschaftsbildenden Auswirkungen des Getreideüberschusses

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Mit der Sesshaftigkeit und der relativ gesicherten Versorgung mit Nahrungsmitteln änderte sich auch das soziale Gefüge der Sumerer. Allmählich entwickelten sie neue Wege der Zusammenarbeit in allen Lebensbereichen. So kooperierten sie bei Gemeinschaftsprojekten wie der Trockenlegung von Feldern und der gezielten Bewässerung, um reichliche Ernten zu erzielen. Gleichfalls entwickelten sie die soziale Arbeitsteilung und die berufliche Spezialisierung, welche nicht nur zu einer Erhöhung der kollektiven Produktivität, sondern auch zur Grundlage einer wirtschaftlichen und sozialen Schichtung führte.

Sobald die Sumerer nicht mehr von der Hand in den Mund lebten, wuchsen ursprünglich zerstreute Wohnstätten zu organisierten Wohngruppen im Umkreis öffentlicher Plätze und Gemeinschaftseinrichtungen zusammen. Das sesshafte Zusammenleben förderte die Entwicklung sozialer Normen und Bräuche, sowie religiöser Rituale und Praktiken. Es bildeten sich ganze Städte als Wirtschaftsund Kulturzentren mit Planungs- und Verwaltungsspezialisten sowie einer damit verbundenen politischen Machtverteilung. All diese soziologischen, politischen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen führten dazu, dass spätestes um 3500 v. Chr. die Jungsteinzeit in Mesopotamien in die Bronzezeit überging.

Als die sumerische Gesellschaft immer komplexer wurde, brachte sie auch immer mehr wegweisende Innovationen hervor. So entwickelten die Sumerer handwerkliche Manufakturen wie Webereien, Gerbereien, Ziegeleien, Kupferschmelzen und Töpfereien; und mit der Einführung der Töpferscheibe gab es endlich ausreichende Mengen an Tonbehältern, die für viele Zwecke, einschließlich der Herstellung und Lagerung von Bier, verwendet werden konnten. Allmählich etablierte sich das Konzept des Privateigentums, was ein Rechtssystem zur fairen, gewaltlosen Beilegung von Streitigkeiten nach sich zog. Das wiederum brachte die Notwendigkeit einer Schrift zur Aufzeichnung urkundlicher Vereinbarungen mit sich sowie deren Bewahrung in öffentlichen Archiven. Bereits um 3000 v. Chr. – also etwa zeitgleich mit der Einführung des Wagenrades – entwickelten die Sumerer das älteste uns bekannte Schriftsystem, die Keilschrift. Die Zeichen waren eine Weiterentwicklung von Piktogrammen und anderen Symbolen, die Handelswaren und Vieh darstellten. Umso mehr sich die Sumerer auf die Erzeugung, Lagerung und Verteilung ihrer pflanzlichen und tierischen Lebensmittel sowie ihrer handwerklichen Produkte konzentrierten, umso mehr führte schließlich der Handel zu den Anfängen einer Geldwährung, die den Tausch als Bewertungsmethode im Waren- und Dienstleistungsverkehr ersetzte.

Untergärig und Dunkel

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