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Magister Joachim Stoeff
ОглавлениеMagister Joachim Stoeff war von 1709 bis 1721 erster Pastor in Grevesmühlen. Stoeff wurde um 1673 in Hamburg als Sohn des Bürgerkapitäns Heinrich Stoeff und dessen Ehefrau Margarete geb. Schuttin geboren. Er besuchte in Hamburg mehrere höhere Schulen und studierte vermutlich an der Rostocker Universität Theologie. Am 15. September 1698 promovierte Stoeff in Rostock und erwarb dort den Titel „Kaiserlicher Poet“, nachdem er bereits 1696 zum Pastor geweiht worden war. Ob dieser Titel aber den Ausschlag dafür gegeben hatte, dass Stoeff ganz offensichtlich vom Landesherrn protegiert wurde, kann nicht belegt werden.
1918 schrieb der Grevesmühlener Pastor und Propst Otto Münster: „Die Ernennung von Magister Joachim Stoeff scheint durch hohe Gönnerschaft ins Werk gesetzt zu sein.“ Obwohl sich Superintendent Grünenberg offen gegen die Einsetzung Stoeffs als erster Pastor in Grevesmühlen aussprach und ihn beim Herzog verdächtigte, ein Anhänger des in Mecklenburg-Schwerin verpönten Pietismus zu sein, setzte ihn der Landesherr nicht nur als ersten Pastor ein, sondern ernannte ihn auch gleichzeitig als Präpositus. Der Herzog gab dem Superintendenten Grünenberg allerdings die Erlaubnis, Stoeff bei seinem Eintritt ins Pfarramt zu examinieren. Dabei erwies es sich denn auch, dass „seine Studia mediocria, die experience aber eine sehr geringe“ war und die Aufsicht über seine Amtsführung erforderlich wäre. Ferner hatte Grünenberg erneut Vorbehalte gegen Stoeff, weil „er sich verdächtig mache, als laboriere er an dem Pietismo oder wenigstens einem gefährlichen Teil desselben.“ Ob sich Stoeff in der Folgezeit in seiner Amtsführung bewährt hat, geht aus den Akten nicht hervor.
Da Stoeff bereits seit 1708 mit der Hamburgerin Gesa Bösche verheiratet war, konnte „die Seniorin“ nicht, wie es die Gemeinde wünschte, „bei der Pfarre bleiben“.
Während Stoeffs Amtszeit wurde eine getriebene Messingschale, deren Rand mit Frucht- und Blattornamenten verziert war, die Jochim Fincke 1707 gestiftet hatte, am südlichen Pfeiler des Chores zu Aufnahme der Abendmahlsopfer angebracht.
Als Präpositus veranlasste Stoeff, dass am 18. Juli 1710 eine neue Verordnung bezüglich der Gräber in der Grevesmühlener Kirche erlassen wurde. Darin wurde ausdrücklich erlaubt, dass auch weiterhin Leichen in der Kirche bestattet wurden. Begräbnisplätze konnten gekauft werden: „Den Vorzug hat das (sic!) Chor, darnach, was nahe dem Chor ist mit dem breiten Mittelgang, ferner die Vorderseite mit der Neuen Kapelle.“ Der Preis betrug 5 bis 6 Reichstaler je Person, wenn „bis auf die Verwesung (40 Jahre) gekauft wurde.“ Bei Erbbegräbnissen waren für jede beigesetzte Leiche 16 bis 20 Reichstaler zu zahlen. Es gab aber auch Begräbnisplätze in der Kirche oberhalb des Erdbodens in einem Gewölbe, sowie im Hohen Chor unter der Erde. Alle Begräbnisplätze mussten nach 50 Jahren neu gekauft werden. „Die Begräbnisse sind 2 – 4 Leichen lang und 2 – 5 Leichen breit.“ Insgesamt waren 45 Begräbnisplätze in der Kirche vorhanden, die zumeist mit Steinplatten abgedeckt waren. Für die Öffnung eines Grabes zu einer Beisetzung war ein Reichstaler zu entrichten. Die Gräber durften vom Erwerber oder dessen Erben weiterverkauft werden, wobei die Kirche das Vorverkaufsrecht hatte.
Als erster Pastor veranlasste Stoeff, dass der an der West- und Südseite infolge von Brand und Verwitterung baufällig gewordene Turm der St.-Nikolai-Kirche 1714 ausgebessert wurde.
1721 beschwerten sich Joachim Stoeff und Johann Christian Schuster als Grevesmühlener Pastoren in einem Schreiben beim Herzog, dass „unruhige Gemüter vor dem Wismarschen Tor bei dem Gottesacker ein Schießhaus erbauen“ wollten. Der Kirchhof sollte als Garten zum Schießhaus gelegt werden. Der Ort sei aber „zum Schlafhause der Christen von alters her destinieret.“ Die Schützenzunft habe sich nicht vom Bau des Schießhauses neben dem Kirchhof abhalten lassen. Sie erhebe Anspruch auf den Platz, da dieser ihr von jeher zugekommen und „daselbten“ früher eine Vogelstange gestanden habe. Seitens der Pastoren wurde das bestritten mit der Begründung, dort müsse eine Kapelle gestanden haben, denn der unweit gelegene Berg heiße noch heute Kapellenberg. Auf dem Gottsesacker seien noch zu ihren Lebzeiten zahlreiche Beerdigungen vorgenommen worden. Ob der Protest der beiden Pastoren Erfolg hatte, konnte nicht ermittelt werden.
Magister Joachim Stoeff starb am zweiten Advent, dem 7. Dezember 1721, abends um 4 Uhr nach zwölftägiger Krankheit in Grevesmühlen. Er hinterließ eine Witwe und eine kleine Tochter. 1729 (Albrecht schreibt 1724) zog Gesa Stoeff mit ihrem Kind nach Hamburg zurück.