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Geistliche zu katholischer Zeit im 13. bis 15. Jahrhundert
ОглавлениеKenntnisse über Geistliche, die an unserer St.-Nikolai-Kirche in Grevesmühlen tätig waren, verdanken wir dem Grevesmühlener Stadtchronisten Friedrich Belg, dem langjährigen Pastor und Propst Otto Münster, dem Kirchenchronisten Gustav Willgeroth, aber auch dem Grevesmühlener Heimatforscher Heinrich Friedrich Jakob Albrecht. Bezüglich der Pfarrer, die in Grevesmühlen in den ersten drei Jahrhunderten des Bestehens des Ortes gewirkt haben, ist sehr wenig überliefert worden. Albrecht bemerkt: „Der Versuch, eine auch nur annähernd vollständige Reihenfolge der zu Grevesmühlen vom 12. bis 15. Jahrhundert angestellten Prediger zu liefern, hat sich als vergebliches Bemühen erwiesen.“ In den erhalten gebliebenen Urkunden und Dokumenten aus dieser Zeit werden beiläufig und sporadisch die Namen von Geistlichen genannt, sie werden als Persönlichkeit und in ihrer Bedeutung aber in keiner Weise gewürdigt. Auch über ihre Lebensdaten erfahren wir nichts. Aus dem 13. Jahrhundert sind die Namen von drei Grevesmühlener Geistlichen bekannt geworden. In der Stiftungsurkunde des Klosters Rehna vom 26. Dezember 1237 wird erwähnt, dass in Gnewesmulne ein Pfarrer Theodoricus (= Dietrich) im Amt ist. Theodoricus wird als „rector ecclesiae“ bezeichnet, war also Oberpfarrer.
Von 1256 an werden Urkunden im Lande Bresen vom „fürstlichen Notar“, dem „rector ecclesiae Henricus“, „Oberpfarrer Heinrich von Gneuesmollen“ ; verfasst, so von der neu erbauten Burg in' Wismar 1260, vom Heringszug, den, die Stadt Wismar Heinrich von Dortmund und Friedrich von Niendorf abkaufte. Von 1261 bis 1269 wird Pfarrer Heinrich von Gnewesmolen als fürstlicher Notar am mecklenburgischen Hof erwähnt und ist als solcher auch wiederholt als Zeuge genannt. Er schreibt auch die Urkunde über die Verleihung von drei Hufen in Vilebeke bei Gneuuesmolen an die Domkirche zu Lübeck, tritt auch 1266 und 1269 als Zeuge auf.
Friedrich von Maltzahn (Molzan) war 1265 Pfarrer „plebanus“ zu Grevesmühlen, gleichzeitig auch „canonicus“ (Domherr) zu Ratzeburg.
Hinzu kommt ein namentlich nicht genannter „Priester“ der Kirche zu Grevesmühlen, der im Zusammenhang mit der Belagerung Grevesmühlens durch Johann von Gadebusch und der Befreiung der Stadt angeführt wird: 1292 befindet sich Johann von Gadebusch auf der Rückkehr von einem Raubzug in den Klützer Wald. In der Morgenstunde schleicht er sich mit seinen Mannen an den Grevesmühlener Stadtgraben, den er überwindet. In der Stadt sind viele Bürger zur Frühmesse in die Kirche gegangen. Niemand von ihnen ahnt das herannahende Unheil. Als eine Kirchenglocke zur Messe läutet, erwachen die Stadtwächter und bemerken die Belagerer. Der Ruf „Feinde!“ dringt in die Kirche. Der Priester singt gerade das „Sursum corda“. Dann ruft er seiner Gemeinde zu: „Fechtet heute für eure Kinder! Wehrt euch, so hilft auch Gott. Ich will mit euch der Erste sein.“ Alles am Altar liegen lassend, steigt der Priester auf die Stadtmauer. Er kämpft für zehn Mann, und bald sieht der Feind ein, dass die Stadt nicht zu gewinnen ist. Nach starken Verlusten an Toten und Verwundeten zieht Johann von Gadebusch ab. Der Priester steigt wieder auf die Kanzel und setzt die unterbrochene Messe fort.
Albrecht verweist darauf, dass sich in dem 1870 abgetragenen romanischen Teil unserer Kirche im Gitter um den Altar der Leichenstein eines Bischofs befand. Darauf war, als Relief gestaltet, innerhalb eines Kreises eine Bischofsmütze dargestellt, dazu die Ende des 19.Jahrhunderts noch deutlich erkennbare Inschrift THIEDEMANN N(oster) EPISCOPUS ANN(o) D(omi)NI MCCC.
Bei Belg lesen wir, dass von 1319 bis 1332 ein Pfarrer Heinrich von Billerbeck im Amt war; der schon am 24.6.1316 vom Bischof Markwart zu Ratzeburg als Pfarrer in Gnewesmolen bestätigt worden war.
1320 war Albemus Albus (Albo) an der Grevesmühlener Kirche als Vikar tätig. Er hatte derart beträchtliche Einkünfte, dass die 1335 hier angestellten 17 Vikare davon leben konnten. Diese „vicarii“ (Messpriester) waren Conrad Mirow, Johann Wullenweffer, Peter Reder, Johann Schomaker, Heinrich Dalberg, Peter Redelborch, Heinrich Hoge, Johann Westwal, Nicolaus Plagemann, Conrad Stenkop, Detlev Smilow, Theodor Hildebrand, Christian Wedeke, Nikolaus Bairanen, Nicolaus Mowe, Johann Barfeldes und Bernhard Landfaget.
Friedrich von Moltzan (Fredericus Molzan) war 1343 und auch noch am 16. Dezember 1344. „rector ecclesiae“ (Oberpfarrer) zu Grevesmühlen und gleichzeitig Domherr zu Ratzeburg. Gottschalk Bajeneven war 1349 in Grevesmühlen Vikar (Messpriester). Am 21. September 1356 genehmigte Bischof Otto von Ratzeburg die Verzichtleistung des Priesters Peter Rabode auf seine Ansprüche an das Patronat der Pfarrkirche in Grevesmühlen zugunsten des Ratzeburger Domkapitels.
1358 war in Grevesmühlen der Pfarrer (plebanus) Bernhard Goldowe (Goldogen / Goldoghe) im Amt.
Ein Vikar namens Petrus von Schartowe war 1372 an der Parochialkirche zu Grevesmühlen tätig.
1376 stiftete Eghardus (Eghard) Branche, Pastor an der Kirche zu Grevesmühlen, eine Messe.
1381 war Johann Riquardi Inhaber der Pfarre zu Grevesmühlen.
Segehard, Kanonikus der Ratzeburger Kirche und Pfarrer der Parochialkirche Grevesmühlen, wurde 1391 als Zeuge einer Gerichtsverhandlung in Grevesmühlen genannt. 1397 wurde in einer Urkunde vom 14. Juni Johannes von PIön, Pfarrherr der Parochialkirche der Stadt Grevesmühlen, als Zeuge erwähnt.
Johann Becker war 1415 in der Grevesmühlener Kirche Vikar am Marienaltar. Zur selben Zeit fungierte Engelbrecht Pywestorp als Messpriester am Altar des heiligen Marcus unter dem Turm der hiesigen Kirche.
Johann Tellen war bis 1498 Vikar zu Grevesmühlen, dann Pfarrer zu Boizenburg.
1518 gab es in Grevesmühlen zehn Vikare, einen Pastor, einen Schulmeister, einen Küster, alle waren rechtmäßig ordinierte Geistliche. Der Schulmeister hieß Nikolaus Dene, der Küster Valentin Ewers, der Pastor Jochim Tribbow. Die Vikare waren Hinrick Stein (auch Notar und Stadtschreiber, ehemaliger Prediger zu Kalkhofs), Peter Gammelkom (Notar und Prediger), Jochim Danneel (auch Notar), Hinrick Koch (Prediger zu Borkow), Jochim Auerberg, Hinrick Kop, Hinrick Smachthagen, Georg Everdes, Nikolaus Smachthagen, Antonius Greve. Herr Peter Gammelkorn hatte 1517 die Schule von eigenem Geld gebaut. Um 1530 setzte sich in unserer Region die Reformation durch.