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Jakob Bandelin
ОглавлениеJakob Bandelin war vom 9.Juli 1803 bis 1821 erster Pastor in Grevesmühlen. Er wurde in Rehna geboren und dort am 23. September 1751 getauft. Sein Vater, Johann Nikolaus Bandelin, war von 1733 bis 1772 in Rehna als Pastor tätig.
Über den Schulbesuch Jakob Bandelins ist nichts bekannt, wohl aber, dass er vor seiner Tätigkeit als Pastor in Grevesmühlen von 1783 bis 1784 Lehrer an der Domschule in Güstrow und von 1784 bis 1785 Konrektor in Ludwigslust war.
Albrecht gibt als Amtsantrittsjahr Bandelins in Grevesmühlen 1785 an, das Todesjahr seines Vorgängers Kräpelin. Aus den Kirchenakten geht aber hervor, dass Bandelin erst am 9. Juli 1786 hier ohne die übliche Pfarrwahl lediglich nach „Solitärpräsentation“ zweiter Pastor wurde, nachdem das Gnadenjahr für die Witwe seines Amtsvorgängers bereits mehrere Wochen abgelaufen war.
Magistrat und Bürgerschaft scheinen mit diesem Prozedere nicht einverstanden gewesen zu sein und äußerten in einem Schreiben an den Herzog die Befürchtung, Bandelin sei kränklich und schwindsüchtig. Dieser Verdacht wurde energisch zurückgewiesen. Am folgenden Sonntag Cantate wurde Bandelin dann aber doch eine „Hörpredigt“ gestattet, die schließlich alle Befürchtungen und Zweifel von Senat und Bürgerschaft ausräumte. Bandelin widerlegte auch den Verdacht, er sei „kränklich und schwindsüchtig“ durch die Tatsache, dass er noch 35 Jahre in Grevesmühlen als Pastor amtierte.
Bandelin war zweimal verheiratet, und zwar in erster Ehe mit Sophie Hedwig Lemcke, der Tochter eines Schweriner Regimentsfeldscheers (sic!), die er im Juni 1786 heiratete. Sophie Hedwig Bandelin starb am 5. Juni 1794 im Alter von 36 Jahren.
Am 1. September 1796 heiratete Bandelin Sophie Elisabeth Wendt, die Tochter des späteren Präpositus von Proseken, Wilhelm Otto Wendt. Sophie Elisabeth Wendt war am 26. März 1764 in Schorrentin getauft worden.
Die Tätigkeit als Seelsorger in unserer Gemeinde an der Seite seines skurrilen Amtsbruders Kosegarten war für Bandelin alles andere als leicht. Als gutmütiger und geduldiger Mensch ertrug er die meisten Ausfälle und Boshaftigkeiten des ersten Pastors gegen seine Person mit großem Gleichmut und Gelassenheit. Darüber ist bereits in den Darlegungen über Pastor und Präpositus Kosegarten berichtet worden. Von einer „notorischen Harmonie“ zwischen beiden Pastoren, wie Friedrich Franz Kosegarten behauptet und Chronist Otto Münster zu erkennen glaubt, kann sicher keine Rede sein. Dafür ist auch die Tatsache, dass Bandelin Kosegarten zweimal getraut hat, kein Beleg. Diese Aufgabe kam ihm als zweiten Pastor der Grevesmühlener Kirchgemeinde ohnehin zu.
Nach dem Tod Bernhard Christian Kosegartens rückte Bandelin am 9. Juli 1803 zum ersten Pastor in Grevesmühlen auf und wurde am 27. Januar 1804 zum Präpositus gewählt. Während der Amtszeit Bandelins als erster Pastor zog im November 1806 ein Teil der „Großen Französischen Armee“ durch Grevesmühlen. Die Bevölkerung musste alles, was an Lebensmitteln und Futter in der Stadt vorhanden war, abliefern.
Im Jahre 1812 wurde das in Ost-West-Richtung im jetzigen Pfarrgarten südöstlich der Kirche stehende erste Pfarrhaus abgetragen und das neue östlich der Kirche erbaut.
Jakob Bandelin starb am 18. August 1821 im 70. Lebensjahr an der Cholera. Seine Witwe hinterließ er offensichtlich in wirtschaftlich äußerst bedrängten Verhältnissen, denn „aus Rücksicht auf ihre unglückliche Lage“ wurde für sie das Gnadenjahr bis Ostern 1823 verlängert.
Sophie Elisabeth Bandelin starb am 15. Juli 1843 in Grevesmühlen im 80. Lebensjahr an den Folgen eines Beinbruchs.