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IST EKSTASE EIGENTLICH ORGASMUS?

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Auch das werde ich ganz oft gefragt. Die Antwort: Nein. Denn in unserer westlichen Kultur wird »Orgasmus« gleichgesetzt mit dem sogenannten Gipfelorgasmus, also einem Energieverlauf, der durch Spannungsaufbau im Körper entsteht, durch sich aufschaukelnde Wellen bis zu einem Point of no Return, in dem sich aufgebaute Energie schlagartig entlädt. Und all das passiert exklusiv in den Genitalien oder zumindest ausgehend von den Genitalien.

Keine Frage, das ist schön. Aber das ist nicht Ekstase. Der viel orgasmischere und somit ekstatischere Sex ist der Sex, in dem es nicht um diese Form von »Kulturorgasmus« geht. Lassen Sie es mich so sagen: Unsere Kulturorgasmen sind eine kurze Stippvisite in einer ekstatischen Selbstorganisation der Lebensenergie – ein erfreuliches, gezähmtes, überschaubares Ereignis. Würden wir in diesen Momenten aufhören, die Ekstase zu verhindern, wir würden am anderen Ende der Welt wiedergeboren werden, gewaschen, genährt, geheilt in dem Ozean unserer eigenen sexuellen Essenz.

Orgasmen sind also kein sexuelles Phänomen. Orgasmen sind ein energetisches Phänomen. Sie können in den Genitalien entstehen, sie können aber genauso gut auch in den Zehen entstehen, in Zufällen, in Fitnessstudios, auf Yogamatten, in Träumen und in Beinmuskeln, im Herzen, im Wald, im Abendkleid und im Lachanfall. Sie können durch Berührung entstehen oder ohne Berührung. Zu zweit, zu zehnt, oder einfach nur mit sich allein – und mit dem ganzen Kosmos. Orgasmischen, ekstatischen Sex gibt es in Tausenden äußeren Erscheinungsformen. Doch all diese Formen haben eine Gemeinsamkeit: wie sich unsere Energie dabei verhalten darf.

Sie wissen es schon: Allen ekstatischen Erscheinungsformen ist gemeinsam, dass wir unseren inneren Fluss nicht länger bremsen, umlenken, stauen oder pushen, sondern dass wir ihm erlauben, uns davonzutragen. Sobald Ihre Energie sich frei entfalten kann, trägt sie Sie weit weg von den Fesseln des Wissens und des Alltags und wirft Sie zurück in den unendlichen Raum der direkten Erfahrung. Dass wir das als so genussvoll erleben, liegt daran, dass uns dieser Zustand so sehr entspricht wie kein anderer. Unsere Innenwelt zuzulassen, das löst das Erleben von Ekstase aus.

Verrückterweise sind diese Räume anfangs nicht wirklich angenehm. Man denke an meine Todesangst, als ich der Ekstase begegnete. »Das ist mir zu viel.« – Dieses Empfinden bremst allzu oft die ersten Tauchgänge im Ozean. Je mehr wir uns jedoch uns selbst wieder annähern, desto mehr tolerieren wir den wachsenden Schwarm in unserem Inneren und desto uferloser, zeitloser und glücklicher wird unsere Erfahrung. Diese Reise löst alle Verkrustungen dieser Kultur. Kleinere und größere Orgasmen mögen diese Reise begleiten oder auch nicht. Sie tauchen auf, wie sie eben wollen, wie die autonomen Strudel, die sich in einem Fluss bilden, bevor seine Fluten und Wellen im Ozean vergangen sind.

Und was genau setzt diese atemberaubenden Alleingänge in uns in Gang? Wir sind unfassbar individuell, aber in diesem Punkt alle gleich: Ekstase braucht das Gefühl von Sicherheit. Betonung auf »Gefühl«. Ekstase braucht keine objektiv sichere Welt, in der man nicht stirbt und nie verletzt wird. Aber Ekstase braucht essenziell das Gefühl, dass Lebendigkeit eine nährende, tragende, ruhende Erfahrung ist. Ekstase braucht, dass wir den kulturellen, globalen Überlebensmodus ablegen. Ekstase braucht, das Leben als Kopie zu verlassen und sich der eigenen Innenwelt wieder hinzugeben. Ekstase braucht eine Regulation in unserem Nervensystem, ein Schwingenkönnen, welches in westlichen Zivilisationen verloren gegangen ist.

Die Art, wie unsere Kultur »Sex« definiert, erzeugt dummerweise für die meisten Menschen eher Stress und Fragmentierung als Schwarmzustand und spontane göttliche Selbstorganisation. Beispielsweise ist für die meisten Menschen die typische sexuelle Bewegung eines Penis in einer Vagina nicht der wahrscheinlichste Weg in die Ekstase. Und manche Menschen führt er schnurstracks tiefer in die Nichtekstase. Wenn wir also sexuelle Ekstase wollen, dann ist das mit der gefühlten sexuellen Sicherheit eine zentrale sensible Angelegenheit, der wir mit aller Kunst und Offenheit lauschen müssen, um sie wiederzufinden. Wie Sie diese fundamentale innere Sicherheit in Bezug auf Sex für sich wiederfinden, wie Sie die perfekten Bedingungen für Ihre persönliche göttliche Ekstase erschaffen, davon handelt dieses Buch.

Finde deine sexuelle Kraft

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