Читать книгу Finde deine sexuelle Kraft - Ilan Stephani - Страница 21

Diese Kombi müsste das Paradies auf Erden sein, oder? Ja, sie müsste. Mit den besten Voraussetzungen, aufrichtig, ehrlich und voneinander berührt, liegen zwei Erdmenschen im Bett. Ja, sie haben nicht nur Sex miteinander. Sie verlieben sich auch, sie verbinden sich und beginnen eine Beziehung. Die Erde bebt, die Herzen schlagen höher, der Sex ist nährend, lustig und liebevoll. Erst mal. Bis er zur Routine wird. Und nein, der Grund ist nicht die feste Beziehung, sondern die Beschaffenheit des Elements Erde, wenn sie keinen Kontakt mehr mit den anderen Elementen hat.

Erde ist stabil. Erde hält den Raum. Aber sie bespielt ihn nicht. Wenn keine anderen Elemente Bewegung in den Sex bringen, rutscht Erde in die Stagnation. Ohne Wasser wird Erde trocken, ohne Feuer wird sie kalt, und ohne Luft wird sie unfruchtbar.

Was das im Sex bedeutet? Erdmenschen sammeln ihre sexuelle Erfahrenheit, weil sie sich von ihren andersartigen Partnerinnen im Schlepptau in die nächsten Abenteuer ziehen lassen. Aus eigenem Antrieb suchen sie aber keine neuen Impulse. Wenn das Schlepptau fehlt, fehlt auch der Input. Auch in der glücklichsten und liebevollsten Beziehung der Welt wird sich deshalb zwischen Erde und Erde Routine breitmachen. Und während die Erde innerlich stagniert, dreht die Menschenwelt sich immer schneller. Alltag, Berufe, vielleicht Kinder, der ganz normale alltägliche Wahnsinn.

Wohlgemerkt: Es mangelt hier nicht an Liebe, nicht an Begehren, nicht einmal an Energie. Es mangelt an Wachsamkeit, wie schnell der Staub der Menschenwelt die Erde bedecken, verschmutzen und belasten kann. Keiner von beiden hat es kommen sehen, aber plötzlich wachen diese verkörperten, verbundenen und von Gott gesegneten sexuellen Erdmenschen auf – und hatten seit Jahren keinen Sex mehr.

Sexuelle Nichtaktivität ist für die Erde erst mal kein Problem. Im Gegenteil. Erde ist die Meisterin der Zyklen, Rhythmen und Jahreszeiten; sie kennt das Ausatmen ebenso sehr wie das Einatmen. Aber gerade das ist das Perfide! Die sexuelle Erde merkt erst, wenn es zu spät ist, dass sie schleichend grau geworden ist, plötzlich in der Midlife-Crisis steckt oder eines Tages aufwacht und sich fragt: »Was will ich überhaupt in dieser Beziehung?«

Der sexuelle Segen der Erde, der immense innere Raum von Erlaubnis, ist zu einem zweifachen Fluch geworden: Nicht nur wird die Erde mit ihren eigenen Bedürfnissen von der Außenwelt übersehen, bis es zu spät ist, sie hat auch sich selbst übersehen. – Erde übersieht sich selbst.