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DIE SEXUELLE MATRIX

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Viel Sex ist besser als wenig Sex. Guter Sex ist, wenn beide Partner gleichzeitig zum Orgasmus kommen. Wer gut aussieht, kriegt problemlos Sexpartner. Männer brauchen für Sex eine Erektion. Überhaupt brauchen Männer Sex. Und die weibliche Sexualität? Ja, die gibt’s auch. Aber die ist … äh, komplex. Dies sind einige Beispiele für die zahllosen Konzepte, Glaubenssätze und stillschweigenden Behauptungen, aus denen das besteht, was ich als die sexuelle Matrix unserer Kultur bezeichne.

Kein einziges dieser Konzepte, kein einziger dieser Sätze stimmt. Wir stimmen diesem Kanon aus lustfreien Glaubenssätzen nur deshalb zu, weil er uns schon so oft serviert wurde, dass er sich uns als unser eigenes Glaubenssystem eingebrannt hat. Viel Sex sei besser als wenig Sex. Guter Sex sei, wenn beide Partner gleichzeitig zum Orgasmus kommen. Männer bräuchten Sex, Frauen bräuchten … und so weiter.

Diese Prägungen werden zu unserer Realität, und wir verhalten uns, als seien sie objektiv wahr. Wir orientieren uns an dieser sexuellen Matrix, ohne den subtilen Dauerstress zu bemerken, dem wir uns damit unterwerfen: ein unsichtbares Geflecht aus Definitionen, Konzepten, Irrtümern, Mythen, Glaubenssätzen, Märchen, Bildern, Vorstellungen und Erwartungen rund um Sex, Intimität, Frauen, Männer, Erregung, Lust und Orgasmen. Dieses Netz aus Prägungen legt sich über alle, die in dieser Gesellschaft leben, wie eine zweite Haut. So unauffällig, dass wir die Matrix nicht mehr von unserer individuellen, ureigenen sexuellen Essenz unterscheiden können. Und so perfide, gerade weil es so unauffällig ist.

Dass Sie sich in dieser sexuellen Matrix befinden, merken Sie daran, dass Sie bei sexuellen Stolpersteinen und Fragezeichen sich selbst hinterfragen und an Ihrer Sexualität zweifeln, statt die sexuelle Matrix infrage zu stellen. Ja, es fällt uns leichter zu glauben, mit uns sei etwas nicht okay, als unsere Sexkultur anzuzweifeln.

Viele von uns verstricken sich im Laufe ihres Lebens immer tiefer in den Automatismus sexueller Selbstzweifel, und am Ende des Tages stehen wir mit einem Haufen Befürchtungen da:

 Ich habe nie Lust. Ich glaube, ich bin frigide.

 Ich bin impotent. Mit mir stimmt was nicht.

 Ich hatte noch nie einen Orgasmus.

Was wäre, wenn in all diesen Fällen unser Körper nicht mit dem Sex an sich ein Problem hat, sondern sich viel eher der sexuellen Matrix verweigert? Es ist ein himmelweiter Unterscheid, ob ich nie Lust auf Sex habe oder ob ich nie Lust habe auf das, was mir bisher als Sex verkauft wurde. Was wäre, wenn Ihr Nervensystem mit sexuellen Problemen viel eher Nein zu einer bestimmten kulturellen Matrix von Sex sagt – statt Nein zu Sex an sich?

Fakt ist: Diese innere Verwirrtheit, das Gefühl sexuell »falsch« zu sein, »zu viel« oder »zu wenig« oder einfach »asexuell«, gekoppelt mit der Scham, über unsere Unterschiede zu reden, führt dazu, dass wir spätestens in Paarbeziehungen ins Stolpern kommen. Dass Partner häufig gar keinen Sex mehr haben oder Sex haben nach Schema F, ratlos, unerfüllt oder frustriert.

Hier ist der Punkt: Wenn Sex zum Problem wird, dann nicht deshalb, weil mit uns oder mit unseren Partnern etwas nicht stimmt, sondern weil die sexuelle Matrix mit ihren Geboten und Verboten einen Druck auf uns ausübt, der einfach nicht sexy ist. Wir versuchen, normal zu sein, aber wir Menschen können nun mal nicht normal sein. Dummerweise wissen wir auch nicht mehr, wie wir wären, wenn wir nicht versuchen würden, normal zu sein. Was entspricht uns wirklich? Wir haben es vergessen. In der Wucht der kulturellen Matrix ist der Zugang zu unserer eigenen Essenz verloren gegangen.

Und das übrigens nicht nur im Sex. Unser inneres Erleben, die Gefühle, die Körperempfindungen, die natürlichen Impulse haben sich zurückgezogen und versteckt – bis sie nicht mehr zu spüren sind. Und wenn sich unsere unschuldigen Instinkte ausnahmsweise doch melden, vertrauen wir ihnen nicht. Zu sehr stehen sie mit der Übermacht der sexuellen Matrix in Konflikt.

Lassen Sie es mich drastisch formulieren: Wir haben es hier mit einem kulturell-kollektiven sexuellen Entwicklungstrauma zu tun. Wir wurden alle vernachlässigt darin, für unsere sexuelle Einzigartigkeit gefeiert zu werden. So ist die Wahrheit unserer Innenwelt kollabiert.

Dieses Buch ist dazu da, all unsere einzigartigen, ekstatischen, sexuellen Innenwelten wieder wachzuküssen. Es veranschaulicht, wie vielfältig Sex wirklich ist und wie natürlich, schön, einfach und glücklich er sein kann – wenn Sie Ihren ureigenen ekstatisch-sexuellen Zugang wieder wachküssen.

Finde deine sexuelle Kraft

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