Читать книгу Robuste Traumbeete gestalten - Ina Timm - Страница 23
ОглавлениеLang anhaltende Trockenheit lässt im Boden tiefe Furchen entstehen. Dann braucht es einen sanften Dauerregen, damit die Pflanzen wieder optimal wachsen können.
Heiß und kalt – die Temperaturen
Wird es insgesamt wärmer, werden die Hitzetage – also die Tage, an denen das Thermometer die 30-Grad-Marke erreicht oder übersteigt – häufiger. Bis 2000 gab es im Durchschnitt in Deutschland 28 Hitzetage. Es könnten circa 10 Tage mehr werden. Nicht nur uns Menschen wird das zu schaffen machen, auch die Pflanzen müssen das zukünftig aushalten. Vor allem in städtischen Ballungsgebieten, wo es wenig Wasser und Vegetation gibt, wird es überproportional noch wärmer als in ländlichen Regionen. Denn das kühle Nass und unsere grünen Wälder puffern die Temperaturunterschiede deutlich ab.
Zukünftig wird es weniger Frosttage geben. Vor dem Klimawandel lag das langjährige Mittel der Tage, an dem es Lufttemperaturen unterhalb des Gefrierpunktes gab, bei 92 Tagen im Durchschnitt in Deutschland. Es gibt allerdings von Region zu Region starke Unterschiede: Aktuell können es 28 Tage (auf Helgoland) sein, es sind aber auch bis zu 296 Tage pro Jahr möglich (Zugspitze). Das wird sich wohl ändern. Je nachdem, wie stark die Klimaerwärmung eingedämmt werden kann, werden es bis zum Jahr 2080 circa 20–50 Tage weniger werden. Aber selbst im heißesten Szenario wird es im nächsten Jahrzehnt Frosttage geben, sodass wir Mittelmeer-Schönheiten wie Palmen oder Zitronenbäumchen nicht unbedingt in naher Zukunft in den Garten einpflanzen sollten, sondern lieber doch im transportablen Blumentopf lassen, damit sie im Winter ins Haus geholt werden können.
Die Bodentemperaturen
Würde man im Sommer einen Schnitt durch die oberste Bodenschicht machen und dabei nur die Temperatur beachten, dann verhält es sich ähnlich wie in einem Gebäude: Unten im Keller bleibt es angenehm kühl, direkt oben an der Oberfläche schwanken die Temperaturen stark. Scheint die Sonne auf den dunklen, humosen Boden, heizt er sich schnell auf und wird an normalen Sonnentagen im Sommer bis zu 45 °C Grad heiß. In einer Tiefe von 10 cm sind die Temperaturen hingegen viel ausgeglichener. Hier liegt die Temperatur dann am gleichen Tag bei maximal 28 °C. Ist es lange heiß, trocknen die obersten Bodenschichten aus. Manchmal sieht man sogar die Risse im Boden. Je stärker der Boden austrocknet, desto tiefer gehen die Spalten.
Im Jahr 2020 wurden in weiten Landstrichen Deutschlands ganze Wälder gefällt, weil die Bäume vertrockneten. Das lag nicht am Sommer 2019, sondern vor allem am Sommer davor! 2018 war ein sogenanntes »Rekordjahr«, das wärmste Jahr, das seit Beginn der Klimabeobachtungen aufgezeichnet wurde. Hinzu kam, dass auch der Niederschlag deutlich unter dem normalen Durchschnitt lag. Im Jahr darauf hat das die Bäume zwar nicht gerade gut aussehen lassen, aber so richtig geschädigt hat es die untersten Wurzelschichten erst noch ein Jahr später. Der Boden brauchte demnach ein ganzes Jahr, um auch in den untersten Schichten auszutrocknen.
VIEL HILFT VIEL
Die folgenden Punkte zeigen, warum Pflanzen so wichtig für uns und das Klima sind:
1. Pflanzen reflektieren das Sonnenlicht, bevor es auf die Erde fällt. Unter einem Baum kommt nur ein Bruchteil des Sonnenlichtes an und es ist schattig. Unter dem Blätterdach eines dichten Buchenwaldes gelangen zum Beispiel nur drei Prozent des fotosynthetisch nutzbaren Lichtes auf den Waldboden! Natürlich erreicht ein einzelner Baum im Garten nicht diesen Wert, das hängt auch von der Baumart ab. Aber auch dieser Anteil ist nicht zu vernachlässigen.
2. Vegetation kühlt aktiv: Pflanzen ziehen das im Boden eingelagerte Wasser über die Wurzeln nach oben zu den Blättern. Dort verdunstet es und dabei entsteht Kühlung. Unter einem Baum kann die Temperatur bis zu 15 °C geringer ausfallen als in der Umgebung. Jede einzelne Pflanze – und sei sie noch so klein – kühlt im Sommer die Umgebung ab.
3. Jede Pflanze speichert CO²: Für die Fotosynthese nutzen Pflanzen Wasser aus dem Boden und Kohlenstoffdioxid (CO²) aus der Luft und bilden den für sie wichtigen Zucker. Dabei entsteht das »Abfallprodukt« Sauerstoff, den sie an die Luft abgeben. Das CO² wird hingegen in der Pflanze gespeichert.
Die Auswirkungen auf die Pflanzen
Für unsere einheimischen Gartenpflanzen kann das warme Wetter zu einem Problem werden. Recht warme Temperaturen im Frühling verleiten sie zur verfrühten Blütenbildung. Kommt es dann doch noch zu Nachtfrösten, können aufgrund der erfrorenen Blüten keine Früchte entstehen.
Andere Pflanzen wiederum sind auf kühlere Temperaturen angewiesen und benötigen den Kältereiz, um zu keimen. Nicht alle brauchen Minustemperaturen, manchen reicht eine längere kältere Phase. Gerade diese werden es in Zukunft schwer haben. Pflanzen wie die folgenden sind es gewohnt, einen kalten Winter zu haben: Bäume wie Stieleiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus), Kastanie (Castanea sativa), Felsenbirne (Amelanchier), Rotbuche (Fagus sylvatica) oder Haselnuss (Corylus avellana). Stauden wie Schlüsselblume (Primula veris), Akelei (Aquilegia), Bergenie (Bergenia), Flammenblume (Phlox), Funkien (Hosta), Glockenblume (Campanula), Enzian (Gentiana acaulis) oder Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) benötigen ebenfalls diesen Kältereiz, ebenso Geophyten wie Alpenveilchen (Cyclamen), Bärlauch (Allium ursinum), Blaustern (Scilla), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Narzisse (Narcissus), Traubenhyazinthe (Muscari) und der Zierlauch (Allium). Es könnte also durchaus sein, dass wir in einigen Regionen Deutschlands bestimmte Pflanzen nicht mehr im Garten aussäen können und dass sich der Wald nicht mehr von selber regenerieren kann. Das kommt auch darauf an, wie schnell sich die Pflanzen auf den Klimawandel einstellen können.