Читать книгу Robuste Traumbeete gestalten - Ina Timm - Страница 21
ОглавлениеFrühlingssterne (Triteleia) und Balsamwurzel sind die völlige Sommertrockenheit gewöhnt. Sie wachsen im Regenschatten der Berge im Nordwesten der USA.
Was der Klimawandel bedeutet
Nur wer weiß, was die Zukunft bringt, kann auch die passenden Pflanzen in seinen Garten integrieren. Deshalb haben wir hier ein paar wichtige Fakten zur Änderung des Klimas zusammengetragen, die unsere Gärten und die Pflanzen darin betreffen.
Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz im Dezember 2015 einigten sich erstmals 195 Länder auf ein allgemeines, rechtsverbindliches, weltweites Ziel: Die Erderwärmung soll auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C begrenzt werden. Ob dieses Ziel erreicht wird? Der Deutsche Wetterdienst misst schon seit weit über hundert Jahren das Wetter. Und Fakt ist: In Deutschland ist es seitdem um 1,6 °C wärmer geworden, also schon mehr als das angestrebte Ziel von 1,5 °C. In der Schweiz sind es sogar schon 2 °C mehr. Gerade in unseren Breitengraden scheint die Temperatur schneller anzusteigen als im Durchschnitt. Höchste Zeit also zu handeln, denn die Zeit kann man leider nicht zurückdrehen!
Klimawandel und ein wenig Mathematik
Es existieren verschiedene Szenarien, mit denen die Wissenschaftler rechnen.
Optimistisches Szenario: Die Welt schafft es, die CO²-Immissionen so schnell wie möglich komplett zu stoppen. Man geht von einer CO²-Neutralität bis 2050 aus. Dann werden die Temperaturen im Durchschnitt auf der Erde »nur« um 1,7 °C steigen.
Pessimistisches Szenario: Dieses Modell rechnet mit einer »Weiter-wie-bisher-Mentalität«. Die Treibhausgase werden wie bisher immer mehr und steigen weiter ungehindert und vermehrt in die Atmosphäre. Dort geht es bis auf +4,7 °C hoch.
Was bedeutet das für unsere Gärten?
Wir rechnen mal optimistisch mit einer Erwärmung von »nur« 2 °C. Wir versetzen uns dazu gedanklich an einen Ort, wo diese Vegetationszone schon jetzt besteht. Eine Region, die im Durchschnitt 2 °C wärmer ist als bei uns. Vor der Klimaerwärmung lagen wir bei einer Jahres-Durchschnittstemperatur im Mittel von 8,2 °C. Rechnen wir die 2 °C drauf, entspricht das einem Durchschnitt von 10,2 °C und grob der Vegetationszone, wie sie Montenegro, Bulgarien, Serbien und Kroatien haben.
Was also folgern wir daraus, außer dass wir spätestens 2100 nicht mehr in den Süden in Urlaub fahren wollen und die Zeit stattdessen in unseren eigenen Gärten verbringen werden? Wir brauchen bei uns ein anderes Pflanzensortiment als bisher! Die Pflanzen, welche an diesen Naturstandorten wachsen, die im Moment ein ähnliches Klima wie das Szenario besitzen, müssen wir sukzessive in unsere Gärten integrieren. Unsere jetzigen Pflanzenschönheiten werden nur bedingt mit dem Klimawandel klarkommen. Sicherlich werden es einige schaffen, mit den langen Durststrecken, die wir im Sommer haben werden, zurechtzukommen. Aber wenn Sie in Zukunft im Sommer nicht jeden Tag stundenlang mit der Gießkanne oder dem Wasserschlauch im Garten stehen möchten, müssen über kurz oder lang trockenheitsverträgliche Überlebenskünstler Ihre bisherigen Pflanzen ersetzen. Und ganz viele Blumenzwiebeln gehören definitiv dazu! Dass es im Sommer wärmer wird, beeindruckt die Zwiebelpflanzen recht wenig. Meist spielt der Klimawandel sogar in ihre Karten, denn viele Tulpen, Narzissen und Co. stammen aus Klimazonen, welche bei uns in 10–20 Jahren vorherrschen werden. Die bei uns so beliebte Tulpe gelangte aus Persien nach Holland, die Weinberg-Traubenhyazinthe kommt ursprünglich aus Afghanistan und Pakistan. Die meisten Krokusarten findet man auf dem Balkan und in Kleinasien. Überall dort gibt es zwar noch kalte Winter, aber auch sehr warme trockene Sommermonate. Geophyten sind also richtige Zukunftspflanzen, ein Muss für Ihren Garten – fortschrittlich und zum Dahinschmelzen attraktiv!
Wie wird sich das Klima entwickeln?
Schauen wir uns die wichtigsten Faktoren wie Niederschläge und die Temperaturen an und was das unter anderem für unseren Boden bedeutet.
Die Niederschläge
Die Niederschläge, also Regen und Schnee, werden ebenfalls seit über hundert Jahren aufgezeichnet. Die Werte fallen in den abwechslungsreichen Gebieten Deutschlands sehr unterschiedlich aus, aber im Mittel hat der Deutsche Wetterdienst beobachtet, dass die Menge des Niederschlags gerade leicht zunimmt. Es ist nicht viel, nur acht Prozent in der Jahressumme. Aber Sorgenfalten bekommen wir, wenn man sich die Verteilung anschaut. Es gibt nämlich immer noch ähnlich viele Tage, an denen es regnet. Aber wenn es regnet, dann einfach mehr. Es ist nicht mehr der sanfte Regen, der vom Himmel niederfällt, sondern es sind heftige Regengüsse. Starkregenereignisse werden zunehmen – so weit das langjährige Mittel.
Mehr Wasser auf einmal
In den vergangenen Jahren hatten wir allerdings viel zu wenig Niederschlag und lange andauernde Trockenphasen. Mittlerweile ist die Bodentrockenheit bis in die Tiefe so dramatisch, dass ganze Wälder wegsterben und die Fichte keine Überlebenschance mehr hat. Selbst Buchen sind gefährdet. Wenn es dann stark regnet, hat der staubtrockene Boden keine Chance, diese Mengen aufzunehmen. Es dauert eine Weile, bis er seine Wasseraufnahmefähigkeit wiedergewinnt. Ein trockener Boden hat nur noch wenige und nur winzige Poren, die das Wasser aufnehmen können. Erst nach langer Einweichzeit weiten sich die geschlossenen Poren und sind in der Lage, deutlich mehr Wasser aufzunehmen. Aber bis dahin ist das Wasser an der Oberfläche abgelaufen und hat dazu wertvolle Erde mit sich genommen. Beim Gießen merkt man das auch: Ist der Boden trocken, läuft das Wasser einfach ab. Erst wenn man ihn vorher anfeuchtet, scheint er richtig viel Wasser aufnehmen zu können. Die Bodenkapillare weiten sich und lassen die Niederschläge in den Boden sickern. Deswegen ist der schöne Landregen optimal für die Pflanzen. Plötzliche Starkregenereignisse nutzen dagegen wenig.
Die Beobachtungen belegen, dass im Sommer die Regenmenge in Deutschland, der Schweiz und in Österreich eher geringer ausfällt, aber insbesondere im Winterhalbjahr im Durchschnitt mehr wird. Feuchtere Winter wären wiederum eher negativ für Blumenzwiebeln, denn die meisten mögen es nicht, nass zu stehen, dann faulen sie. Nur einige können kurzen temporären Überflutungen standhalten. Je schneller der Boden im Winter abtrocknet, desto günstiger für die Blumenzwiebeln. Liegt das Grundstück am Hang oder haben Sie einen sandigen Boden, dann müssen Sie sich keine Sorgen machen. Da fließt das Wasser ab. Haben Sie einen lehmigen Boden und Ihr Garten liegt in einer Senke, dann könnten Sie ihn mit Sandzugaben verbessern.