Читать книгу Robuste Traumbeete gestalten - Ina Timm - Страница 7
ОглавлениеDer Hohle Lerchensporn breitet sich am Fuß eines Baumes aus. Wenn das Blätterdach sich schließt, zieht er ein.
Auf einer trockenen Hochfläche blühen Anfang April die Traubenhyazinthen in leuchtendem Blau. Der Morgenfrost stört die robusten Pflänzchen dabei nicht.
Geophyten an ihren Naturstandorten
Blumenzwiebeln sind auf der ganzen Welt verbreitet. Besonders häufig findet man sie in kontinentalen Steppen und dem Mittelmeerraum. Aber auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die geprägt sind durch ein kühlgemäßigtes Klima, wachsen Geophyten in der Natur.
Lassen Sie uns als Erstes diese unglaublichen Klimakünstler genauer anschauen und herausfinden, wie sie es schaffen, die für sie unwirtliche Sommerhitze zu überstehen. Als Geophyten bezeichnet man alle Pflanzen, die ein Speicherorgan besitzen. Das kann in Form einer Zwiebel, einer Knolle oder eines Rhizoms sein. Die meiste Zeit überdauern sie damit geschützt im Boden, ohne dass man sie sieht. Die in den Organen gespeicherte Energie setzen sie dann zum passenden Zeitpunkt für den Austrieb und die Blüte ein. Geophyten können deshalb innerhalb weniger Tage ein wahres Blühfeuerwerk entfachen und zeigen in der Wachstumsphase ihre ganze Schönheit.
Eine Zwiebel besteht – botanisch gesehen – aus verdickten Blättern, die in Schichten aufeinanderliegen und in denen die Reservestoffe eingelagert sind. Ein Schnitt durch eine klassische Speisezwiebel zeigt diesen Aufbau. Die äußerste Lage ist trocken und meist braun-rötlich, sie schützt die Pflanze vor Nässe oder Trockenheit. Mit den Wurzeln am Zwiebelboden gelangt die Pflanze zudem an die Nährstoffe und Energie aus dem Boden. Zwiebeln bilden zum Beispiel die Narzissen, Lilien und Tulpen aus.
Eine Knolle besteht dagegen aus einem Stück der Wurzel und besitzt ein einheitliches Pflanzengewebe. Ein Beispiel aus der Küche ist die Kartoffel, im Garten ist das Alpenveilchen zu nennen. In den verdickten Wurzelteilen lagert vor allem Stärke, die beim Austrieb für schnelles Wachstum sowie für die Bildung von Wurzeln und Sprossen sorgt.
Ein Rhizom ist schließlich ein Stück Spross, das nahe an der Erdoberfläche horizontal wächst und Energie speichern kann – wie beim Ingwer. Mit der Zeit bilden sich kleine Wurzeln, die nach unten in die Erde wachsen, während oben Blätter und Blüten austreiben. Gefällt es der Pflanze, verzweigt sich das Rhizom weiter und vergrößert sich. Bei den Geophyten bilden zum Beispiel das Buschwindröschen, die Maiglöckchen oder der Aronstab Rhizome.
Optimaler Standort im Buchenwald: Am Trauf der Schwäbischen Alb bedecken hier die Märzenbecher den ganzen Hang.
Woher kommen die Geophyten?
Bei uns sind Winter mit Frost und Sommer, in denen gelegentlich Niederschlag fällt, (noch) die Regel. Besonders häufig findet man Geophyten aber in kontinentalen Steppen und dem Mittelmeergebiet. Kennzeichnend für diese beiden Zonen ist, dass dort nur sehr selten Regen fällt und die Sommer heiß und trocken sind. In der für sie ungünstigen Jahreszeit schlummern Geophyten im Boden und warten, bis die Witterung wieder für ihren Neustart passt. Sobald im Frühjahr ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung steht, sprießen die unzähligen Geophyten aus dem Boden. Sie können dort ihren Vorteil durch die im Speicherorgan eingelagerten Reserven gegenüber anderen Pflanzentypen besonders gut ausspielen: Sie erwachen blitzschnell und sind in der Lage, schneller als andere Pflanzen zu blühen, zu fruchten und sich somit zu vermehren. Durch ihren raschen Wuchs gelangen sie als Erste an die Ressourcen Boden, Wasser, Licht oder Nährstoffe.
Natürlich gewachsen
Die folgenden Standortbeispiele zeigen, wie Zwiebelblumen ohne menschliche Eingriffe wachsen. Niemand hat sie dorthin gesetzt und gehätschelt, gedüngt, gegossen. Sie haben sich dort ausgesamt und verbreitet, weil ihnen der Standort als Ganzes zusagte. Wir schauen auf die Bedingungen: Stehen sie im Licht oder im Schatten, an feuchten oder an trockenen Plätzen, alleine oder in Grüppchen und mit welchen anderen Pflanzen-Begleitern zusammen?
Wir haben Naturstandorte ausgesucht, an denen Zwiebelpflanzen wachsen, die auch bei uns im Garten aufgrund klimatisch ähnlicher Bedingungen gedeihen. Es gibt auch viele Zwiebelsorten, die einfach nicht frosthart sind – meist stammen sie aus den Subtropen. Die sind zwar schön, machen aber viel Arbeit, weil sie den Winter über aus dem Boden müssen. Deshalb bleiben wir lieber bei den für unsere Breitengrade tauglichen Blumenzwiebeln. Und davon gibt es schon so viele, dass die Auswahl riesig ist und man auf nichts verzichten muss.
Von den Naturstandorten können wir auch viel Gestalterisches für unseren Garten lernen: Je naturnaher wir pflanzen, desto stabiler werden unsere Beete. Was uns in der Natur fasziniert, können wir im Garten ansehnlich und pflegeleicht nachgestalten. Manchmal braucht es etwas Mut dafür, zum Beispiel, um in großen Stückzahlen zu pflanzen. Aber der Mut wird belohnt mit einem Ergebnis, das sich sehen lassen kann.
Die Einteilung in diesem Buch
Die Einteilung nach Lebensbereichen (siehe Kasten rechts >) ist hilfreich bei der Gestaltung und macht die Auswahl der richtigen Pflanzen ganz simpel. Deshalb haben wir dieses Buch so aufgebaut. In Kapitel 1 lernen Sie die Naturstandorte kennen und schauen dann in Kapitel 2, welchem Standort Ihr Beet im Garten entspricht und ob es eher trocken, frisch oder feucht ist. Damit erhalten Sie automatisch die passende Liste an Geophyten mit den dazugehörigen Staudenpartnern (siehe Tabelle ab > und Pflanzenporträts ab >). Im Anschluss können Sie aus der großen Pflanzenvielfalt Ihre ganz persönliche Kollektion zusammenstellen oder unseren Pflanzbeispielen (ab >) folgen.