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1989 - Zarifa – Ein kurzes Wiedersehen

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Die Sonne war über den Himmel gekrochen und unendlich langsam näherte sich der Abend.

Rayan war inzwischen jenseits von Gut und Böse. Insgesamt sechsmal hatten sie ihr gnadenloses Ritual an ihm durchgeführt. Vielleicht auch öfter, er hatte schon lange aufgehört zu zählen. Sein anfänglicher Stolz war einer stummen Verzweiflung gewichen und mittlerweile bekam er ohnehin nichts mehr von seiner Umgebung mit.

Er hing bloß noch in seinen Fesseln, und selbst, wenn er jetzt den Standort der Rebellen verraten hätte wollen, er konnte keinen Gedanken mehr fassen und hätte keinen vernünftigen Satz mehr sagen können. Er trieb in einem tiefen Meer aus Schmerzen.

Seine Freunde, die nur hilflos zusehen konnten, waren sich sicher, dass der Zweck der Strafaktion vom anfänglichen „Zum-Reden-bringen“ in „Ein-Exempel-statuieren“ geändert worden war.

Sie hatten schon untereinander diskutiert, ob sie an Rayans Stelle den Standort verraten sollten, oder ob sie eine Finte starten und einfach einen anderen Ort beschreiben sollten. Doch die Freunde waren sich schnell einig geworden, dass dies sinnlos war.

Plötzlich kam Bewegung in die Leute von Scarface. Die beiden Boten kamen zurück, und hatten hohen Besuch mitgebracht.

Scheich Sedat Suekran al Medina y Nayran war höchstpersönlich angekommen.

Scarface informierte ihn stolz über seine Foltermaßnahmen und wies seinem Herrn dann den Weg zum bewusstlos an seinem Marterpfahl hängenden Rayan. Er packte das Kinn des Wehrlosen und zog ihn hoch, sodass der Anführer in dessen Gesicht blicken konnte.

Es war Sedat nicht anzusehen, was er dachte oder empfand. Er bestätigte Scarface lediglich durch ein Nicken, dass es sich tatsächlich um den gesuchten Aufrührer handelte. Dann forderte er ihn auf, ihm die Details der Gefangennahme darzulegen.

Ob bewusst oder unbewusst, aber als Rayan die Stimme seines Vaters hörte, regten sich die letzten Lebensgeister bei ihm. Er öffnete mühsam die Augen und versuchte seinem Vater in die Augen zu sehn.

Kaum hörbar und mehr stöhnend als wirklich artikulierend stammelte er „Vater? Vater hilf mir – ich sterbe.“

Scarface hieb ihm mit der anderen Hand, die nicht das Kinn festhielt ins Gesicht. Was für eine Dreistigkeit den Scheich so informell anzureden! Rayan sank in sich zusammen und tauchte in eine gnädige Bewusstlosigkeit ab.

In Sedats Augen blitzte es unmerklich auf.

Dann sagte er: „Ich werde Euch sagen, wie wir mit diesem Abschaum verfahren: Wir werden sie morgen bei Tagesanbruch alle aufhängen, schön der Reihe nach, einen nach dem anderen. Und mit ihm fangen wir an. Dann werden wir ja sehen, ob die anderen auf Dauer auch weiter schweigen wollen. Bindet ihn los und bringt ihn zu seinen Freunden. Und gebt ihm Wasser, wir wollen ja nicht, dass er stirbt, bevor wir ihn morgen hinrichten, nicht wahr?“

Scarface lachte meckernd auf. Die Idee gefiel ihm ausgesprochen gut.

Rayan - Sohn der Wüste

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