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2014 - Gefängnis von Dubai – Die Flucht
ОглавлениеColonel Abbouds Leute machten Feierabend.
Ein paar Stunden schmoren lassen würden dem Gefangenen nicht schaden. Sie würden ihn schon noch mürbe machen.
Morgen war auch noch ein Tag und nach der Ankündigung des Scheichs, trotz der Ereignisse am folgenden Tag gleich in der Frühe noch abzureisen, hatten sie ohnehin alle Zeit der Welt.
Also warfen sie ihn in eine dunkle Zelle, die eher einem stinkenden Loch glich. Das beeindruckte Ashraf jedoch wenig, denn sie hatte das Einzige, was er benötigte: ein Fenster nach draußen.
Ashraf zog sofort sein Hemd aus und hängte es aus dem Fenster. Er hatte zwar einige Mühe an die hohe Öffnung heranzukommen, aber halb kletternd, halb werfend gelang es ihm schließlich. Das war das Zeichen für Ali, wo er zu finden war.
Durch die rüden Verhörmethoden der Polizisten schmerze ihm sein ganzer Körper, doch das war vernachlässigbar und würde heilen. Wenn er allerdings nicht bald hier rauskäme, war seine Gesundheit keinen Pfifferling mehr wert.
Er hoffte bloß, dass Vetter Ali sich an die Absprache halten würde, nachdem er sicherlich gehört hatte, dass das Attentat schief gegangen war. Ali hatte seine Ohren überall.
Kurz vor dem Morgengrauen, als er sich bereits ernsthafte Sorgen machte, hörte er den vereinbarten Pfiff. Er bestätigte. Daraufhin hörte er anstelle des erwarteten Knalls einer Explosion einen Schlüsselbund klingeln. Mit einem breiten Grinsen stand Ali vor ihm. „Na Vetter? Hast schon an dem alten Ali gezweifelt, was?“
„Verdammt was tust du Ali? Bist du noch zu retten?“
Beleidigt machte sich Ali ans Aufschließen der Zelle: „Du könntest ruhig etwas dankbarer sein!“
Doch Ashraf erwartete jeden Moment die Männer des Colonels zu sehen: „Die lassen uns doch nie so einfach hier rausspazieren! Und dann haben sie dich auch noch geschnappt und wir sitzen beide hier! Und wie kommen wir dann raus?“
„Stell dich nicht so an, die Wachen schlafen alle tief und fest. Dies ist hier schließlich eine ganz gewöhnliche Polizeistation und nichts anderes.“ Wo Ali recht hatte, hatte er recht. Die gewöhnlichen Polizisten waren bekannt dafür, dass sie es nicht so genau nahmen.
„Aber was ist mit den Männern des Colonels?“, fragte Ashraf. Die würden sich sicher nicht so leicht übertölpeln lassen.
„Einer vor der Tür draußen hat ins Gras gebissen, den Zweiten hier drinnen hab‘ ich niedergeschlagen. Meinst du denn, ich will in den Knast? Los weg hier, bevor der aufwacht“, erklärte Ali mit stolzgeschwellter Brust.
Ashraf konnte sein Glück kaum fassen. Breit grinsend umarmte er seinen Vetter. „Ali, ich habe dich unterschätzt!“
Fast zu leicht kamen die beiden bis zum Ausgang. Dort standen zwei weitere Männer des Colonels, die sich aber so sicher fühlten, dass sie tief in Konversation versunken zwar ein halbes Auge auf die Außenseite der Polizeistation hatten, jedoch der Innenseite keinerlei Beachtung schenkten. Wieso sollte ihnen von innen Gefahr drohen?
„Und wie kommen wir an denen vorbei?“, flüsterte Ashraf fast unhörbar.
Auch daran hat Ali gedacht! Und führte Ashraf in den Hinterhof des Gefängnisses.
In der Dunkelheit erkannte Ashraf ein Seil, das von der Mauer hing. Mithilfe einiger Müllkisten, die in dem dreckigen Hinterhof herumlagen, war es für den sportlichen Ashraf ein Leichtes, die Mauer zu erklimmen. Ali hatte größere Schwierigkeiten, schaffte es letztlich aber auch und Ashraf zog ihn neben sich auf die Mauer.
Ein letzter Blick zurück auf das Gefängnis und schon war er unten. Erleichtert atmete er auf. Gerade wollte er Ali nochmals beglückwünschen, als er einen gurgelnden Laut aus seiner Richtung hörte und danach einen Fall. Er versuchte die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen, konnte aber in der Dunkelheit der Gasse nichts erkennen. „Ali?“, fragte er halblaut.
Doch Ali antwortete nicht.
Hier stimmte etwas nicht. Doch bevor er überlegen konnte, was er tun sollte, wurde er von hinten gepackt. Er merkte noch einen Einstich im Hals und mit dem Gedanken, dass etwas gehörig schief gegangen war, versank alles in Dunkelheit.