Читать книгу Die City Agents auf heißer Spur - Sammelband 4 in 1 - Insa Bauer - Страница 11
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Laura, Moritz und Alexander wundern sich, wie verfallen die Rückseite der Häusergruppe aussieht. „Wahrscheinlich sind nur die vorderen Häuser bewohnt“, vermutet Laura.
Eine rote Backsteinmauer umgibt verwilderte und fast zugewachsene Gärten. An mehreren Stellen ist die Mauer eingebrochen. Die Kinder klettern über die Steine in die Gärten und stehen bald bis zur Hüfte zwischen Brennnesseln.
„Boah! Die pieken ja durch die Hose!“, jammert Moritz und kratzt seine Beine.
Unbekümmert stapft Laura durch die hohen Pflanzen.
„Mann! Sind das Bruchbuden“, sagt sie, als sie an den Reihenhäusern hochschaut.
Alexander nickt. „Die Scheiben sind fast alle kaputt und die morschen Holztüren hängen ganz schief in den Angeln.“ Als Laura auf eine der Türen zugeht, hält sie ihrem Bruder die Hand entgegen. „Gib mir bitte mal die Taschenlampe!“ Moritz greift in seine Hosentasche, reicht Laura die Lampe aber nicht. Stattdessen bläst er wieder einmal empört seine Backen auf. „Wer ist denn hier der Älteste? Ich geh vor!“ Laura hat keine Lust, sich zu streiten. Zu neugierig ist sie darauf, wie es in dem alten Gemäuer aussieht.
Moritz drückt die Tür ein kleines Stück auf und leuchtet in das Innere des verfallenen Hauses. Er zuckt die Schultern, nickt den anderen zu und schiebt sich durch die Tür. Nach kurzem Zögern schleichen Alexander und Laura ihm nach, obwohl sie es ziemlich gruselig finden.
Moritz leuchtet mit seiner Minitaschenlampe den Weg ab. Kleine Wasserlachen stehen auf dem feuchten Steinboden. An einigen Stellen tröpfelt es. Die Luft ist so muffig, dass die Detektive kaum atmen mögen.
„Hier führt eine Treppe rauf“, flüstert Moritz.
Angeekelt betrachten sie die Schimmelflecken und Spinnweben an den Wänden. Die Stufen sind von abgebröckeltem Putz und dickem Staub bedeckt. Bei jedem Schritt knirscht es. Je höher sie steigen, desto dunkler und unheimlicher wird es. Laura schnuppert. „Iiiih! Stinkt das hier!“
Langsam geht Moritz auf eine Tür zu und stößt sie mit dem Fuß auf. Der Gestank, der ihnen entgegenschlägt, ist fast unerträglich.
Moritz leuchtet in den Raum und sieht, dass die Fenster mit Brettern vernagelt sind. Als er das Licht auf den Boden richtet, zuckt er erschrocken zusammen und weicht zurück.
Lauras Blick folgt dem Lichtstrahl, entsetzt schreit sie auf.
Marie sucht inzwischen den Innenhof und alle Fenster mit den Augen ab. Im Hof gibt es nichts, wo sie sich verstecken könnte. Deshalb nimmt sie einen Zettel in die Hand und betrachtet die Hauseingänge. Falls jemand sie beobachtet, soll er denken, sie suche ein bestimmtes Namensschild.
Eines der unteren Fenster ist halb geöffnet. Zu ihrem Erstaunen hört Marie zwei Frauen auf Deutsch miteinander reden. „… fliege zurück … nur noch die Prüfung …“
Die andere Stimme ist leiser. „… noch mal überlegen“, ist alles, was Marie verstehen kann.
Sie wagt sich dichter an das Fenster heran, um etwas mehr aufzuschnappen. Ich muss unbedingt sehen, ob eine davon die schwarze Spinne ist, denkt Marie. Sie schlendert an dem Fenster vorbei und schaut neugierig hinein. Sie ist selbst von ihrem Mut überrascht. Hoffentlich mache ich jetzt keinen Fehler.
Da ist es auch schon zu spät. Das Mädchen, das sie verfolgt haben, reißt das Fenster weit auf und schaut sie wütend an. „What do you want?“
„Excuse me, äh, ich meine … Entschuldigung“, stammelt Marie. „Ich habe gehört, dass ihr deutsch sprecht. Ich suche eine Anne Gordon. Weißt du, ob die hier irgendwo wohnt?“
„Was ist los, Saskia?“, fragt die andere Stimme aus der Wohnung.
„Ach, nichts“, antwortet das Mädchen, deren Namen Marie nun kennt: Saskia. „Keine Ahnung“, antwortet die. „Soll das ‘ne Deutsche sein?“
Marie weiß das auch nicht, sie hat Anne Gordon ja gerade erst erfunden.
„J-ja“, antwortet sie dann zögernd. „Eine Deutsche, die mit einem Engländer verheiratet ist“, fällt es ihr ein.
„Kenn ich nicht“, murmelt Saskia und knallt das Fenster zu, bevor Marie weiterfragen kann. Marie ist unzufrieden. „Es ist nicht gut, dass die Spinne mich gesehen hat“, denkt sie. „Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass sie Saskia heißt und Deutsche ist.“
Während Marie auf ihre Freunde wartet, fällt ihr der Zettel ein. Sie müssen ihn unbedingt noch zu Scotland Yard bringen. Doch vorher will Marie ihn auf Fingerabdrücke untersuchen und fotografieren. Gut, dass Moritz ihr den Rucksack dagelassen und nur die Taschenlampe mitgenommen hat.
Marie sucht sich ein Versteck außerhalb des Hofes, von dem aus sie alles überblicken kann. Sie fotografiert den Zettel und pinselt ihn dann mit dem Pulver ein, wie sie es in einem Detektivbuch gelesen hat. An den Rändern werden einige Fingerabdrücke sichtbar.
Vorsichtig drückt Marie das Tesafilm darauf, zieht es ab und klebt es auf eine Seite des Notizblocks.
Zufrieden betrachtet sie ihr Werk, wenn auch nicht alle Abdrücke gleich gut geworden sind. Zwei unterschiedliche Muster sind zu erkennen. „Eins muss von mir sein“, murmelt Marie und betrachtet ihren Daumen durch die Lupe. „Aha, der mit dem Wirbel ist meiner. Der andere hat nur einen leichten Bogen.“ Marie überlegt. „Wenn die Fingerabdrücke mit Saskias übereinstimmen, haben wir sie überführt. Ob Laura, Moritz und Alexander wohl was entdeckt haben?“ Marie hält nach ihnen Ausschau.
„Knochen!“, stammelt Moritz entsetzt und denkt sofort an Flucht.
Laura möchte keinen zweiten Blick auf den abscheulichen Knochenhaufen werfen. Sie zerrt am Ärmel ihres Bruders und will die Treppe hinunterlaufen.
Plötzlich beginnt Alexander laut zu lachen. „Halt! Jetzt wartet doch!“
Völlig verwirrt bleiben die beiden stehen und starren ihren Freund an. „Bist du durchgeknallt?“, schreit Laura wütend. „Ich will hier sofort weg!“
„Quatsch! Leuchte noch mal! Vor so ein paar Knochen muss man sich doch nicht fürchten“, erklärt Alexander seelenruhig.
Mit zitternder Hand richtet Moritz den Lichtstrahl noch einmal auf den Fund, der ihnen so einen Schreck eingejagt hat. „Die Knochen sind ziemlich klein“, gibt er dann zu.
Laura wagt sich nun sogar etwas näher heran. Alexander schiebt den Haufen mit dem Schuh auseinander. „Solche Knochen bleiben übrig, wenn man Hähnchen isst. Oder?“
Nun sehen Laura und Moritz es auch.
„Klar! Hier hat wohl jemand Hähnchen gefuttert“, gibt Laura erleichtert zu.
„Boah! Da muss einer aber viel Hunger gehabt haben“, meint Moritz. „Oder mehrere haben in diesem Loch gehaust.“ Er leuchtet mit seiner Taschenlampe den Raum ab. „Die haben sogar gegrillt. Da! In der alten Metallwanne ist verbranntes Holz. Und das bei zugenagelten Fenstern.“
Laura nimmt Moritz die Taschenlampe ab und leuchtet in alle Ecken. „Daher kommt der Gestank. Dosen mit Resten von weißen Bohnen, Mais und … was ist das?“ Sie beugt sich nach unten, um besser sehen zu können. „Hundefutter. Igitt! Ich will an die frische Luft.“
Endlich kommen Maries Freunde um die Ecke. Sie läuft ihnen entgegen und schaut sie erwartungsvoll an. Doch bevor sie etwas erzählen können, hat Marie Saskia im Eingang entdeckt.
„Los, wir müssen uns verstecken. Saskia darf uns nicht sehen“, flüstert Marie und verschwindet hinter der nächsten Mauer.
„Saskia?“, fragt Laura verwundert. „Woher weißt du, wie sie heißt?“
Marie berichtet, was sie erlebt hat. „Dumm, dass sie mich jetzt kennt“, fügt sie hinzu.
Laura klopft ihrer Freundin anerkennend auf die Schulter.
„Du bist ja eine echt mutige Detektivin.“
Strahlend, aber ein wenig verlegen sagt Marie: „Nun bin ich gespannt, was ihr entdeckt habt.“
Während die anderen von ihrem unheimlichen Erlebnis erzählen, verfolgen sie Saskia aufs Neue.
„Wenn das so weitergeht, kriegen wir heute nichts mehr zu essen“, befürchtet Alexander, dem laut der Magen knurrt. „Die Spinne geht mal wieder zur Bushaltestelle.“