Читать книгу Die City Agents auf heißer Spur - Sammelband 4 in 1 - Insa Bauer - Страница 12
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Diesmal steigt Saskia wieder am Oxford Circus aus. Die Detektive springen gleich nach ihr aus dem Bus, um sie in dem Gewimmel nicht zu verlieren. Und da geschieht es: Moritz knickt um und fällt der Spinne geradewegs in den Rücken.
Erschrocken dreht Saskia sich um, schaut von Moritz zu Laura, von Laura zu Alexander und schließlich zu Marie. Als sie Marie entdeckt, schreit sie wütend: „Wieso verfolgst du mich?“
Oh Mist!, denkt Marie. Jetzt haben wir alles verdorben. Drohend geht Saskia einen Schritt auf Marie zu. „Was willst du von mir?“
Marie zuckt zusammen und fühlt sich irgendwie hilflos.
Moritz reibt sich den Knöchel und Alexander sucht krampfhaft nach Worten.
Laura hat sich als Erste von dem Schreck erholt. Sie nimmt all ihren Mut zusammen, schiebt ihre Brille zurecht und sagt zu Saskia: „Wir möchten dich gern sprechen. Hast du einen Moment Zeit?“ Sie zeigt ihr den Zettel, den Marie im Bus gefunden hat.
Verblüfft starrt Saskia sie aus ihren dunkel umrandeten Augen an. Laura holt einmal tief Luft und sagt: „Es ist wichtig für dich.“
Saskias Gesichtsausdruck wechselt von Misstrauen zu Verwunderung und Neugierde. „Und was habt ihr damit zu tun?“
„Wir haben zwei von deinen Zetteln gefunden. Und dann haben wir in der Zeitung darüber gelesen“, erklärt Laura und hält Saskia die Zeitung unter die Nase.
Die greift erschrocken zu und starrt auf die Schlagzeile und den Artikel. Anscheinend hat sie die Zeitung noch gar nicht gesehen. Die Detektive beobachten sie beim Lesen.
Kriegt sie gleich einen Wutanfall, rennt sie weg oder ist sie vernünftig?, überlegt Marie. Ihr ist ziemlich mulmig zumute.
Doch Saskia sieht plötzlich nur noch traurig aus. „Ich wollte ein paar Leute aufrütteln, sonst nichts“, gibt sie zu. „Die meisten haben die Zettel wahrscheinlich sowieso in den Papierkorb geworfen.“
Die Detektive schauen sie fragend an.
„Ich gehe hier zur Sprachschule“, erklärt Saskia. „Für meine Abschlussprüfung habe ich ‚Umweltverschmutzung und Umweltschutz‘ als Thema gewählt. Habt ihr schon gemerkt, wie es hier nach Abgasen stinkt? Und das Leitungswasser ist auch nicht sauber. Ich muss mir sogar Mineralwasser kaufen, wenn ich Tee oder Kaffee kochen will. Dabei ist alles furchtbar teuer.“
„Du hast geschrieben ‚oder es passiert was!‘ Das hört sich nach einer Drohung an. Was soll passieren?“, will Laura wissen.
Saskia zuckt mit den Schultern. „Es ist doch klar, dass viele Menschen irgendwann durch die Umweltverschmutzung krank werden. Aber ich schreibe jetzt keine Zettel mehr. Ich will nur noch meine Prüfung bestehen und dann nach Hause fliegen. Warum sollte ich noch hierbleiben?“
„Vielleicht weil du hier Freunde hast?“, fragt Marie.
Saskias Gesicht wirkt plötzlich wie versteinert. „Ich muss jetzt zur Schule.“
Marie lässt nicht locker. „Wir begleiten dich ein Stück.“
Einige Zeit gehen sie wortlos nebeneinander her.
Dann fragt Marie noch einmal: „Was ist mit deinen Freunden?“
Saskia bleibt stehen und schaut Marie feindselig an. „Gut, ich sag’s dir. Aber dann lässt du mich endlich in Ruhe! Meine beiden Freundinnen haben ihre Prüfungen schon bestanden und sind nach Paris gezogen. Und mein Freund Paddy hat mich rausgeworfen. Ich habe bei ihm gewohnt und gearbeitet. Er hat ein Ledergeschäft in Camden Lock.“ Die Detektive nicken. Sie erwähnen nichts davon, dass sie Paddy und das Geschäft kennen.
„Auf der Suche nach einem Job habe ich Paddy kennengelernt“, erzählt Saskia weiter. Anscheinend ist sie jetzt froh, ihr Herz ausschütten zu können. „Ich habe ihm im Laden geholfen und mich in ihn verknallt. Als ich seine Freundin wurde, bin ich zu ihm gezogen. Hinter seinem Lager ist eine kleine Wohnung. Bis vor einer Woche war alles super. Dann kam eine Rothaarige in den Laden, die er von früher kannte. Noch am selben Abend hat er mit mir Schluss gemacht.“
Betroffen sehen die Detektive sich an. Keiner sagt ein Wort. „Heute Morgen habe ich meine Sachen abgeholt. Ich wollte mich von ihm verabschieden, aber er hat mich kaum beachtet.“ Saskia kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Vermischt mit schwarzer Wimperntusche schlängeln sie sich ihre Wangen hinunter.
Marie reicht ihr ein Taschentuch. Als Saskia sich beruhigt hat, sagt sie: „Ich wohne jetzt bei einem Mädchen aus meiner Klasse. Aber eigentlich geht euch das alles gar nichts an.“
„Geht es doch!“ Laura stellt sich vor Saskia und guckt ihr ins Gesicht. „Die Zeitungen haben aus deinen Frustbriefen einen Kriminalfall gebastelt. Scotland Yard sucht nach dir. Du musst sofort hingehen und das alles aufklären.“
Saskia wird blass. „Zu Scotland Yard?“
„Wir kommen mit“, schlägt Marie vor. „Den Inspektor, der für den Fall zuständig ist, kennen wir schon. Wenn du ihm alles ganz ehrlich erzählst, bekommst du vielleicht nur eine Verwarnung.“
Saskia schaut zur Uhr. „Aber ich muss jetzt zur Schule. Können wir nicht morgen früh zu Scotland Yard gehen?“
Die Detektive sehen sich an.
„Kommst du auch bestimmt mit?“, fragt Laura.
„Versprochen“, antwortet Saskia.
„Alles klar“, sagt Laura. „Wir treffen uns um neun vor New Scotland Yard.“
„Boah! Das war aufregend! Jetzt brauche ich aber unbedingt was zu futtern“, stöhnt Moritz, als Saskia außer Sicht ist. „Und wir müssen noch Mama anrufen.“
„Dann können wir ihr gleich erzählen, dass wir den Fall schon gelöst haben.“ Laura freut sich. „Morgen kann Inspektor Appleby ihn zu den Akten legen.“
Doch da hat sie sich getäuscht. Am nächsten Morgen geht es erst richtig los.
„Es ist ja zum Glück nichts passiert, aber ich finde, eure Verfolgungsjagd war eindeutig zu gefährlich“, sagt Frau Bach beim Frühstück noch einmal in strengem Ton. Schon am Abend zuvor hatten sie und ihr Mann die Kinder ermahnt, als die ihnen von ihrem Abenteuer erzählt hatten. „Das Mädchen hätte euch in eine Falle locken können.“
„Hat sie aber nicht. Sie ist nur ein bisschen von der Rolle, sonst ist sie ganz in Ordnung. Und nun haben wir alles aufgeklärt“, sagt Laura nicht ohne Stolz.
„Komm doch mit zu Scotland Yard“, bietet Moritz an.
Seine Mutter überlegt. „Das würde ich am liebsten tun. Aber ich brauche für meinen Reisebericht stimmungsvolle Fotos von der Themse und der Tower Bridge im Nebel.“ Sie zeigt aus dem Fenster. „Wer weiß, wie lange der Nebel sich hält. Fahrt ruhig allein. Bei Scotland Yard seid ihr sicher und Inspektor Appleby kennt ihr schon. Aber ruft mich nachher an, ja?“
„Machen wir“, verspricht Laura.
Dichter Nebel kriecht durch die Straßen, als die Detektive auf dem Weg zu Scotland Yard sind.
Am Trafalgar Square steigen sie wieder in den Bus mit der Nummer 11. Sie strengen ihre Augen an, um durch den Nebel etwas von der Umgebung zu erkennen.
Als der Bus in die Victoria Street abbiegt, zeigt Alexander auf die undeutlichen Umrisse von Westminster Abbey auf der einen und der Houses of Parliament auf der anderen Seite. Vor lauter Aufregung hatten sie bei ihrer ersten Fahrt zu Scotland Yard gar nicht darauf geachtet.
„Und wo ist Big Ben?“, will Marie wissen.
„Siehst du den Turm da an der Seite? Gleich um neun kannst du die große Glocke hören.“
Als die Kinder vor New Scotland Yard stehen, ertönt der bekannte Westminster Schlag.
„Wir sind pünktlich“, stellt Moritz fest. „Aber wo bleibt Saskia?“
„Vielleicht hat sie den Bus verpasst. Sie kommt bestimmt“, beruhigt Marie ihn.
Kurz darauf biegt Saskia um die Ecke. Sie wirkt erschöpft und ängstlich.