Читать книгу Hurdy Gurdy Girl - Irene Stratenwerth - Страница 16

Elftes Kapitel

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„Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde!“ Bevor sie ihre Augen schließt, haucht sie spät in der Nacht noch die Lutherworte.

Vielleicht ist es schon geschehen, denkt sie jetzt oft: Vielleicht dient sie bereits einem bösen Feind und nicht mehr Gott, ihrem Herrn.

Sie weiß, dass viele Burschen mehr von ihr wollen als nur tanzen. Sie versteht die unausgesprochene Frage genau, wenn einer beharrlich auf die Tür zum Hinterzimmer starrt und seine Hände an ihrem Körper herabwandern lässt. Dann reißt sie sich los und schüttelt zornig den Kopf. Und schämt sich zugleich dafür, dass sie die Männer zu solchen sündigen Wünschen verleitet.

Ihr beharrlicher Widerstand und die Furcht, die hinter dem starren Lächeln aufblitzt, scheinen deren Begehren aber noch zu steigern. Sie prügeln sich fast darum, ihre Dollars für einen Tanz mit Luise auszugeben und wollen ihr anschließend viele Drinks spendieren.

Wie schnell hat ein Mädchen seine Unschuld verloren und ist für immer verdorben! Fast jeden Sonntag hat der Pfarrer in Langenhain auf der Kanzel davor gewarnt. Seine Predigten hat sie damals oft nicht richtig verstanden. Aber mit verdorbenem Fleisch oder Gemüse kennt sie sich aus: Man darf es nicht einmal mehr an die Schweine verfüttern, sondern muss es gleich auf den Misthaufen werfen.

Zum Glück ist das hellgelbe Zeug, das der Wirt ihnen in kostbaren Kelchen aus dünnem Glas serviert, kein echter Schaumwein, sondern nur kalter, verdünnter Tee. Luise kann viele Gläser davon trinken ohne schwindelig zu werden.

In der Heimat hat sie oft gesehen, wie es Leuten ergeht, die zu viel Bier oder Branntwein in sich hineinlaufen lassen: Irgendwann liegen sie mit dem Gesicht im Dreck.

Und keiner hilft ihnen auf.

Hurdy Gurdy Girl

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