Читать книгу Fünf Bücher gegen die Häresien - Irenäus von Lyon - Страница 26

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21. Kapitel: Die Erlösung bei den Irrlehrern

1.

Was sie nun über die Erlösung mündlich überliefern, das kann nicht anders als wesenlos und unverständlich sein. Ist doch auch ihre Mutter wesenlos und unbegreiflich! Da sie nun also kein festes Gefüge hat, so ist es nicht möglich, sie klar und mit einem Satze wiederzugeben, denn jeder erklärt sie, wie es ihm gefällt. Soviel Erklärer, so viel Erlösungen! Dies Trugbild aber hat ihnen der Teufel selber untergeschoben, um die Taufe zur Wiedergeburt in Gott und den gesamten Glauben zu vernichten — das werden wir an geeigneter Stelle darlegen.

2.

Die Erlösung, sagen sie, sei notwendig für die, welche die vollkommene Gnosis erlangt hätten, damit sie für die allerhöchste Kraft wiedergeboren würden. Denn anders sei es nicht möglich, in das Pleroma zu gelangen, da nur die Erlösung sie in die Tiefe der Tiefe hinabführt. Die Taufe des fleischgewordenen Jesus bewirke Nachlassung der Sünden, die Erlösung des in ihm herabgestiegenen Christus bewirke die Vollendung. Jene sei seelisch, diese geistig. Die Taufe Johannis sei verkündet worden zur Buße, die Erlösung aber sei von Jesus angeordnet zur Vollendung. Hiervon gerade spreche er mit den Worten: „Mit einer andern Taufe muß ich getauft werden, und wie sehr sehne ich mich danach“120 . Aber auch den Söhnen des Zebedäus, als ihre Muter ihn bat, sie mit ihm zu seiner Rechten und Linken im Himmelreiche sitzen zu lassen, hat der Herr diese Erlösung nahe gelegt, indem er zu ihnen sprach: “Könnet ihr… mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werden soll?“121 . Auch Paulus hat oft und deutlich von der Erlösung in Christo Jesu gesprochen, und es ist immer die ihrige, über die sie mündlich ja so Verschiedenes lehren.

3.

Die einen nämlich bereiten ein Brautgemach und vollenden die Weihe der zu Vollendenden unter gewissen Besprechungen, und diesen Vorgang nennen sie geistige Vermählung nach dem Vorbilde der oberen Verbindungen. Andere führen sie zum Wasser und sprechen bei der Taufe also: „Im Namen des unbekannten Vaters des Weltalls, in der Wahrheit, der Mutter des Ganzen, in dem, der auf Jesus herabkam, zur Vereinigung und Erlösung und der Gemeinschaft der Kräfte.“ Andere wieder sprechen, um die zu Vollendenden in um so größeres Erstaunen zu versetzen, hebräische Worte wie: „Basema chamosse baaianoora mistadia rouada kousta babophor kalachthei.“ Verdolmetscht etwa: „Was über alle Kraft des Vaters geht, das rufe ich an; Licht wird es genannt und guter Geist und Leben, da du ja herrschest in dem Leibe!“ — Andere wieder sprechen zu der Erlösung folgendes: „Der Name, der verborgen war vor aller Gottheit und Herrschaft und Wahrheit, den annahm Jesus von Nazareth in den Lichtzonen Christi, der da lebt durch den heiligen Geist zu der Erlösung der Engel.“ — Die Formel der Vollendung lautet: „Messia ouphareg namempsaiman chaldaian mosomedaea akpharnai pseuousa Jesu Nazaria.“ Das ist verdolmetscht: „Nicht trenne ich den Geist, das Herz und die überhimmlische Kraft voll Erbarmen. Deines Namens will ich mich freuen, Du Heiland der Wahrheit.“ So sprechen die Vollendenden. Der Vollendete aber antwortet: „Gefirmt bin ich und erlöst, und ich erlöse meine Seele von diesem Äon und von allem, was von ihm stammt, im Namen des Jao, der dessen Seele erlöste zur Erlösung in Christus, dem lebendigen.“ Dazu sprechen die Anwesenden: „Friede allen, auf welche dieser Name sich niederläßt.“ Alsdann salben sie den Vollendeten mit Balsamöl, weil diese Salbe ein Abbild des überirdischen Wohlgeruches ist.

4.

Andere behaupten, es sei überflüssig, den zu Vollendenden zum Wasser zu führen; sie mischen unter ähnlichen Weiheformeln Öl und Wasser zusammen und gießen dies auf sein Haupt, dann gilt dies bei ihnen auch als Erlösung. Sie salben auch noch mit dem Balsam. Wieder andere verwerfen diese Gebräuche alle und sagen, man dürfe das Geheimnis der unaussprechbaren and unsichtbaren Macht nicht durch sichtbare und vergängliche Geschöpfe, noch das der unausdenkbaren und unkörperlichen Wesen durch sinnliche und materielle Dinge darstellen wollen. Die bloße Erkenntnis der unaussprechlichen Größe sei die vollkommene Erlösung. Von der Unwissenheit kam die Verfehlung und die Leidenschaft, durch die Gnosis werden die Folgen der Unwissenheit wieder aufgehoben. Daher ist die Gnosis die Erlösung des inneren Menschen. Sie ist nichts Körperliches wie der vergängliche Leib, noch etwas Seelisches, wie die aus der Verfehlung herstammende Seele, die doch nur des Geistes Wohnung ist, sondern notwendigerweise etwas Geistiges. Die Gnosis erlöst den innern, geistigen Menschen; in der Erkenntnis des Ganzen hat er sein Genügen, und dies ist die wahre Erlösung.

5.

Andere erlösen die Toten bei ihrem Hinscheiden, indem sie auf das Haupt Öl und Wasser oder auch die oben erwähnte Salbe mit Wasser unter den erwähnten Formeln gießen, damit sie für die Fürsten und Mächte ungreifbar und unsichtbar werden und ihr innerer Mensch über das Unsichtbare hinwegkomme, während ihr Leib der erschaffenen Welt zurückgegeben wird und die Seele dem Demiurgen anheimfällt. Wenn sie dann nach ihrem Tode zu den Mächten kommen, sollen sie sprechen: „Ich bin der Sohn vom Vater, vom Vater, der vorher war, sein Sohn durch den, der vorher gewesen ist. Ich bin gekommen, um zu schauen, was mein ist und was fremdes; doch nicht ist es mir ganz fremd, denn es gehört der Achamoth, die als Weib es sich gemacht hat. Daher stammt es von dem, der vorher gewesen ist, und ich komme nur in mein Eigentum, von wo ich ausgegangen.“ Auf solche Rede hin sollen sie den Mächten entgehen und entkommen. Wenn sie dann zu den Genossen des Demiurgen gelangen, sollen sie sprechen: „Ich bin ein Gefäß kostbarer als das Weib, das euch gemacht hat. Eure Mutter kennt nicht ihren Ursprung, ich aber kenne mich selbst und weiß, woher ich komme. Ich rufe die unvergängliche Sophia an, die im Vater und die Mutter eurer Mutter ist, die weder Vater noch Gatten hat, sondern, als Weib vom Weibe geboren, euch erzeugt hat, ohne ihre Mutter zu kennen, weil sie glaubt, von sich selbst zu sein; diese rufe ich als meine Mutter an.“ Sobald solches die Genossen des Demiurgen hören, erschrecken sie gewaltig und verachten den Ursprung und die Abstammung ihrer Mutter; jene aber ziehen in ihr Eigentum ein und werfen ab ihre Fesseln, d. h. ihre Seele. — So viel ist auf uns gekommen von ihrer Lehre über die Erlösung. Da aber ihre Lehre und Überlieferung bei den einzelnen abweicht und die Neueren alle Tage etwas Neues zu erdenken und nie Gedachtes hervorzubringen sich bemühen, so müssen wir auf Vollständigkeit verzichten.

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