Читать книгу Liebe in den Augen des Wolfs - Iris W. Maron - Страница 11
Kapitel 6
ОглавлениеEinen Hund zu haben, ist toll. Wegen besagten Hundes vor einem Date durch den strömenden Regen stapfen zu müssen, ist weniger toll.
Normalerweise habe ich nichts gegen Regen. Ich bin wahrlich nicht aus Zucker und es macht mir nichts aus, bei jedwedem Wetter draußen zu sein. Im Gegenteil: Eigentlich liebe ich gerade die Regentage. Ich kann mich daran erfreuen, was der Regen mit der Landschaft macht. Ich mag es, wie tief die Wolken hängen und welche Formationen sie bisweilen annehmen. Ich mag das Grau am Himmel, das die leuchtenden Farben des Laubs und das tiefe, dunkle Grün der Nadelbäume nur umso schärfer hervortreten lässt. Ich mag den Geruch von Regen, wenn alles klar wird und alte Gerüche weggeschwemmt werden. Ich mag die Geräusche der prasselnden Tropfen in den Bäumen, an den Fensterscheiben. Ich liebe es, meine Gummistiefel anzuziehen und durch die Pfützen zu hüpfen wie einst als Kind. Ein Hund ist die perfekte Ausrede, um das innere Kind wiederzuentdecken. Denn Sputnik liebt es wie ich, durch Pfützen zu tollen und sich zum Affen zu machen.
Wenn ich auf dem Weg zu einem Date bin, hält sich meine Liebe zu Regenspaziergängen jedoch in Grenzen. Das fängt schon mit der Kleidung an: Ich kann nicht wie sonst meine Gummistiefel anziehen, was bedeutet, dass meine Schuhe mittlerweile völlig durchnässt sind. Immerhin habe ich meine Regenjacke an, darunter jedoch nicht wie sonst einen warmen Sweater, sondern einen meiner schönsten Pullover – der auch einer meiner dünnsten ist – über einem gleichfalls schönen, aber alles andere als dicken Hemd.
Ich friere. Das liegt jedoch nicht nur an meiner Kleidung, sondern auch an der mangelnden Kopfbedeckung. Um meine Frisur nicht zu zerstören, habe ich mich gegen eine Mütze entschieden. Das war eine dumme Idee. Trotz Kapuze sind meine Haare feucht und stehen bestimmt wirr in alle Richtungen ab. Wahrscheinlich schlagen sie sogar Wellen, was sie normalerweise nicht tun. Zusätzlich sind meine Ohren, empfindlich wie sie sind, vermutlich knallrot. Meine Nase ist definitiv ebenfalls gerötet, und die Lippen sind inzwischen bestimmt blassblau. Supersexy.
Sputnik bleibt, obwohl er inzwischen triefnass ist, relativ unberührt von meiner frostigen Stimmung. Er schnuppert begeistert an jedem Baumstamm und an jedem Zaunpfahl und markiert alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Diesen Weg sind wir noch nie entlanggegangen und er freut sich immer sichtlich, etwas Neues zu entdecken. Außerdem liebt auch er den Geruch von Regen. Wenn die Welt nass ist, treten wohl sämtliche Gerüche noch intensiver in seine Hundenase. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie gründlich er jeden Grashalm und jedes Blatt untersuchen muss.
Was der Wolf – inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es einer war – wohl gerade macht? Hoffentlich hat er einen gemütlichen Unterschlupf gefunden, in dem er halbwegs trocken bleibt. Dass er wie Sputnik Regenspaziergänge liebt und fröhlich von einer Pfütze in die nächste hüpft, kann ich mir nicht vorstellen.
Endlich habe ich mein Ziel erreicht. Ich stehe vor einem kleinen Haus in einer netten Wohngegend. Familienfreundlich, würde meine Mutter dazu sagen und dann vielleicht ein bisschen wehmütig seufzen. Das Haus ist hell gestrichen und hat ein spitzes rotes Dach wie die anderen Häuser in der Gegend auch, sticht aber durch seine knallblaue Tür hervor. Neben der Tür liegen ein paar Kürbisse hübsch drapiert und auch in den Fenstern kann ich herbstliche Deko erkennen.
Ich drücke auf den Klingelknopf und sofort schlägt ein Hund an, verstummt aber schnell wieder. Es dauert nicht lange, dann öffnet sich die Tür und Jana steht vor mir. Hübsch sieht sie aus mit dem langen offenen Haar und dem dunkelblauen Wollkleid. Sie strahlt mich an und wir umarmen uns zur Begrüßung.
»Schön, dass du da bist!«, sagt Jana.
»Danke, dass ich da sein darf! Und vor allem, dass Sputnik da sein darf. Es tut mir leid, er sieht fürchterlich aus und saut dir bestimmt alles ein.«
»Ach, Quatsch, kein Problem. Ich hab auch einen Hund, weißt du?«
Jana zwinkert mir zu, dann macht sie einen Schritt zur Seite und lässt mich ins Haus. Sofort werden Sputnik und ich von Smilla begrüßt. Sie scheint sich über ihren Besuch zu freuen. Sputnik wirkt auch erfreut. Vor allem aber wirkt er nass und dreckig, was er sofort unter Beweis stellt, als er sich schüttelt und eindrucksvoll um sich spritzt.
»Keine Sorge, die Wandfarbe ist abwischbar«, feixt Jana, noch bevor ich mich entschuldigen kann.
»Das beruhigt mich.«
Schnell schlüpfe ich aus meinen nassen Schuhen und aus der triefenden Jacke, die Jana mir sofort abnimmt, um sie über die Garderobe zu hängen.
»Hast du vielleicht ein Handtuch für Sputnik?«, erkundige ich mich.
»Klar«, meint Jana und öffnet eine hübsche Bast-Box, die neben der Garderobe steht. Daraus fischt sie ein korallfarbenes Handtuch hervor, das perfekt mit dem Teppich auf dem hellen Parkettboden harmoniert. »Bitte sehr. Smillas Pfotentücher sind Sputniks Pfotentücher.«
»Danke!«
Ich befreie Sputnik von seinem Geschirr, dann wische ich ihm die Pfoten ab und versuche ihn, so gut es geht, trocken zu rubbeln. Am Ende ist das Handtuch feucht und Sputnik immer noch nass. Er schüttelt sich noch einmal, dann rennt er mit Smilla auf und davon. Oder eher: Sie rennt und er schlittert ihr hinterher.
Schmunzelnd schaue ich den beiden nach, während ich mich wieder aufrichte.
»Ist Hanno schon da?«, erkundige ich mich.
»Nein, noch nicht.«
»Oh, kann ich dann noch mal schnell ins Bad? Nicht, dass bei meinen Haaren noch etwas zu retten ist…«
Jana mustert mich gründlich. »Deine Haare sehen doch super aus. Aber klar, das Bad ist dort drüben.«
Ich mache nur »Pfff!« und wedle affektiert mit dem Handgelenk, was Jana zum Lachen bringt. Meine Haare sehen ganz sicher nicht super aus. Schnell bin ich im Bad und der Spiegel bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen. Meine Haare machen, was sie wollen, und auch meine Haut wirkt merkwürdig fahl, während meine Nase knallrot mitten im Gesicht prangt. Ich hoffe inständig, dass das an dem Licht in Janas Bad liegt und ich mir nicht auch noch eine Erkältung eingefangen habe.
»Ich habe übrigens noch Haarwachs von meinem Ex da, falls du das brauchen kannst«, meint Jana plötzlich. Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie mir gefolgt ist. Keinerlei Anstandsgefühl, die Gute.
Ohne auf meine Antwort zu warten, öffnet Jana den Spiegelschrank und fischt aus dem letzten Eck ein Döschen mit besagtem Haarwachs hervor. So weit ich das sehen kann, stehen hier noch einige Männerprodukte. Vermutlich ist die Trennung noch nicht so lange her.
»Danke schön«, sage ich, als Jana mir das Haarwachs reicht.
»Gerne«, erwidert sie und lächelt. Doch anders als sonst erreicht ihr Lächeln dieses Mal nicht ihre Augen. Wehmütig wirken sie und traurig. Nach einem letzten Blick auf das Haarwachs seufzt Jana und wendet sich um, um das Bad zu verlassen. »Komm einfach ins Wohnzimmer, wenn du fertig bist.«
»Mach ich.«
Ich brauche nicht lange im Bad. Ich spritze mir etwas Wasser ins Gesicht und spüre, wie langsam Leben und Farbe auf meine Haut zurückkommen. Dann versuche ich bei meinen Haaren zu retten, was noch zu retten ist. Ich rubble sie trocken, bevor ich mich daran mache, sie wieder in Form zu bringen. Das Haarwachs von Janas Ex riecht angenehm. Es ist ziemlich gutes Zeug, wahrscheinlich war es echt teuer. Ich verwende nur ganz wenig, muss aber sagen, dass mir das Ergebnis gefällt. Hanno hoffentlich auch.
Nachdem ich das Haarwachs zurück in den Spiegelschrank gestellt habe, mache ich mich auf die Suche nach Jana. Schwer ist sie nicht zu finden, denn das Wohnzimmer liegt unübersehbar direkt neben dem Bad. Auch hier ist alles herbstlich dekoriert. Jedes Detail des Wohnzimmers spricht davon, dass es mit Liebe ausgesucht wurde. Alles harmoniert perfekt miteinander, von der Wandfarbe über das Sofa und den Couchtisch bis hin zum Teppich. Sogar Smillas Hundebett ist mit einem eleganten, hellgrauen Stoff mit altrosa Streifen bezogen – genau in dem Stoff, aus dem das Plaid ist, das auf dem grauen Sofa liegt.
»Wow, schön hast du es hier«, staune ich und wende mich Jana zu.
Jana sitzt an der Theke ihrer offenen Küche – die natürlich ebenfalls ein Hingucker ist – und sieht immer noch etwas wehmütig aus. »Danke.«
Zu Janas Füßen sitzen Smilla und Sputnik und starren sie sehnsüchtig an. Was Jana da auf der Theke aufgefahren hat, sieht aber auch wirklich lecker aus. Ich sehe Käse, Oliven, Chorizo, Nüsse und jede Menge weitere Antipasti. Außerdem eine Flasche Sekt und drei Gläser.
Schnell gehe ich zu Jana und klettere auf den Barhocker neben ihrem.
»Wie lange wohnst du hier denn schon?«, will ich wissen.
Jana streicht sich eine Strähne hinter die Ohren und sieht an mir vorbei ins Leere. »Wir sind vor zwei Jahren hergezogen. Und kurz nachdem wir uns wirklich eingerichtet hatten, hat Mirko mir erklärt, dass er die Scheidung will.«
»Ach du…«, hauche ich. Voll ins Fettnäpfchen. »Das tut mir leid.«
»Konntest du ja nicht wissen«, meint Jana und strafft ihre Schultern. »Aber jetzt reden wir über etwas Schönes. Willst du ein Glas Sekt?«
»Gerne.«
Beeindruckend routiniert entkorkt Jana die Flasche und schenkt uns ein – ohne »Plopp« und ohne Überschäumen. Wir prosten uns zu und trinken einen Schluck.
»Was hast du denn mit Hanno vor?«, fragt Jana, nachdem sie ihr Glas wieder abgestellt hat.
»Wir wollen ins Kino. Danke, dass du auf die Hunde aufpasst!«
Dass Jana angeboten hat, Sputnik und Ernst zu nehmen, damit Hanno und ich ein wenig Zeit für uns haben, finde ich immer noch großartig von ihr. Natürlich hätten wir auch etwas mit den Hunden machen können, aber es ist schon fein, wenn wir nicht noch mit einem halben Auge bei den beiden sein müssen. Außerdem hätten wir nicht ins Kino gehen können, wenn Jana sich nicht als Hundesitter angeboten hätte. Für Ernst ist es zwar kein Problem, aber Sputnik kann nicht gut allein bleiben. Außer im Auto, warum auch immer. Aber ich kann ihn ja nicht stundenlang im Auto sitzen lassen. Das mache ich nur kurz, wenn ich einkaufen muss oder einen Arbeitstermin habe.
»Mach ich doch gerne! Es reicht übrigens, wenn ihr die Hunde morgen Vormittag abholt.«
Ich werde tatsächlich ein bisschen rot, als Jana mich so angrinst, und schnappe mir eine Olive, um nicht gleich antworten zu müssen.
»Mal schauen«, nuschle ich, ehe ich auf die Uhr sehe. »Wo bleibt denn Hanno?«
»Na, das war aber mal ein ganz unauffälliger Themenwechsel.«
»Ja, nicht wahr? Ich bin auch echt stolz auf mich.«
Jana lacht und greift nach dem Käse. »Ich muss euch doch irgendwie dafür entschädigen, dass ich euer erstes Date gecrasht habe.«
»Unsinn, das hast –«
Noch bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen habe, klingelt es an der Haustür. Sofort schlägt Smilla an und düst – gefolgt von Sputnik – zur Tür. Sie verstummt jedoch sofort, als Jana ihr folgt und sie anweist, sich zu setzen. Dann höre ich, wie Jana die Tür öffnet.
Ich gehe ebenfalls hinterher, bleibe aber in gewisser Entfernung stehen. Mit zwei Menschen, von denen einer riesig ist, und drei Hunden ist der Flur nämlich schon übervoll. Und chaotisch. Mit seiner ihm eigenen Mischung aus Japsen, Schnaufen und Jaulen begrüßt Ernst die anderen Hunde, aber auch Jana und mich. Vor lauter wuselnden Hunden kommen wir Zweibeiner gar nicht wirklich dazu, uns zu begrüßen. Das geht erst, als die drei Hunde ins Wohnzimmer flitzen, wo sie einander um den Couchtisch jagen.
»Dir wird heute sicher nicht langweilig werden«, befindet Hanno mit einem Schmunzeln in der Stimme.
»Nein, wohl nicht«, stimmt Jana zu. »Aber erst einmal: Hallo!«
»Hallo!«
»Hey!«, werfe auch ich ein und bekomme von Hanno ein strahlendes Lächeln als Antwort.
Hanno schlüpft aus seiner ebenfalls triefend nassen Jacke, dann umarmt er Jana zur Begrüßung. Ich glaube, ich habe die Reihenfolge vorhin umgedreht. Das muss für Jana ziemlich eklig gewesen sein.
Nachdem Hanno auch seine Schuhe ausgezogen und ordentlich verstaut hat, kommt er auf mich zu. Gut sieht er aus – obwohl er ein kariertes Hemd trägt, das gleichzeitig Holzfäller und Hipster schreit. Aber irgendwie, und ich habe keine Ahnung, wie er das macht, trägt er es mit einem Augenzwinkern. Und natürlich einen Hauch zu weit aufgeknöpft, sodass man seine behaarte Brust sieht. Am besten sieht aber das Lächeln aus, mit dem er mich betrachtet. Ich denke, ihm gefällt, was er sieht. Und doch ist mir gerade dieses breite, ehrliche Lächeln ein wenig unangenehm.
»Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mich auf heute gefreut habe«, raunt Hanno, als er bei mir ist. Und dann küsst er mich zur Begrüßung auf den Mund, kurz nur, und umarmt mich.
»Ich mich auch«, meine ich. Doch da ist eine leise Stimme in meinem Kopf, die sich fragt, ob Hanno sich vielleicht doch noch ein bisschen mehr auf unser Treffen gefreut hat, als ich es habe. Denn ich habe mich auf heute gefreut und ich mag Hanno und finde es schön, wie er mich hält. Aber er strahlt, als wäre bei meinem Anblick gerade die Sonne aufgegangen. So gerne ich bei seinem Anblick genauso strahlen würde: Ich tue es nicht. Noch nicht, hoffe ich.
»Das ist total unfair«, befinde ich scherzhaft, um meinen trüben Gedanken nicht weiter nachzuhängen, und schiebe Hanno wieder ein Stück von mir. »Du warst auch bei diesem Sauwetter draußen und deine Frisur ist nicht kaputt.«
»Weil ich keine Frisur habe«, meint er trocken.
»Ja.«
»Lukas war total verzweifelt, als er hergekommen ist«, kichert Jana. »Aber er konnte seine Haare ja noch retten. Dafür riecht er jetzt nach meinem Ex-Mann.«
Sofort beugt Hanno sich vor und schnuppert an meinen Haaren. »Riecht gut.«
»Ich weiß«, seufzt Jana, dann geht sie ins Wohnzimmer.
»Tröstet es dich, dass mein Bart bei dem Regen nicht mehr richtig sitzt?«, fragt Hanno feixend.
Ich schlage ihm leicht vor die Brust. »Spinner.«
Hanno nickt, dann beugt er sich noch einmal vor und haucht einen weiteren Kuss auf meine Lippen. Ehe ich den Kuss erwidern kann, hat Hanno sich schon wieder von mir gelöst. Er marschiert ins Wohnzimmer und ich folge ihm.
»Wann müsst ihr denn los?«, fragt Jana von der Küche aus. »Ich habe ein paar Häppchen vorbereitet.«
»Ein paar?!«, entgegne ich. »Du hast dir viel zu viel Mühe gemacht.«
»Ich muss doch etwas wiedergutmachen bei euch.«
»Indem du uns zwingst, mit dir abzuhängen, statt auf unser Date zu gehen?«
Jana sieht mich betroffen an. »Oh, nein, so meinte ich das doch nicht!«
Innerlich schlage ich mir gegen die Stirn. Ich weiß doch, dass Jana sich immer noch unnötigerweise fertigmacht, weil sie unsere Verabredung nach der Hundeschule falsch eingeschätzt hat. Sie ist definitiv noch nicht so weit, darüber zu lachen.
Ich gehe also auf Jana zu und streiche ihr beruhigend über den Arm. »Das war doch nur ein doofer Scherz, Jana! Wir haben noch etwas Zeit und wir würden gerne mit dir noch ein Gläschen trinken. Und ich bin total scharf auf deine Tapas.«
»Ich auch!«, ruft Hanno und nimmt auf einem der Barhocker Platz. Sofort schnappt er sich eine Scheibe Chorizo. »Mhh, gut!«
Jana lächelt etwas beruhigt. »Willst du auch etwas Sekt?«
»Ich bin zwar mit dem Auto da, aber ein Glas geht schon.«
»Ha!«, mache ich. »Das ist also das Geheimnis hinter deinem perfekten Aussehen trotz Regen.«
»Ja. Das Auto. Nicht die Glatze«, lacht Hanno, während Jana ihm einschenkt. »Aber es ist, wie es ist, irgendwer muss uns ja ins Kino bekommen. Außerdem hasst Ernst Regen.«
»Er hasst Regen?«, frage ich irritiert, weil Sputnik Regen so liebt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das bei anderen Hunden anders ist.
»Ja. Wenn es draußen nass ist, weigert er sich, auch nur einen Schritt mehr zu gehen als nötig. Wenn es unbedingt sein muss, verrichtet er mit Todesverachtung seine Geschäfte, aber zu mehr ist er nicht bereit.«
Jana und ich müssen beide lachen bei der Vorstellung wie der kleine Mops dem großen Hanno im Regen eine Szene macht, weil er sich weigert, nass zu werden.
»Und was machst du dann?«, will Jana wissen.
»Na ja, wenn gar nichts mehr geht, trage ich ihn. Peinlich, aber wahr.«
»Das könnte ich mit Smilla nicht, die hat immerhin zwanzig Kilo«, prustet Jana. »Sie findet Regen auch nicht prickelnd, aber sie lässt sich dann doch immer überreden, hinauszugehen und sich draußen eigenständig zu bewegen. Muss sie auch.«
»Du liebst Regen, nicht wahr, Sputnik?«, frage ich meinen Hund, der als Antwort heftig mit dem Schwanz wedelt. Inzwischen sitzen die Hunde wieder um uns herum und sehen uns aus großen, treuherzigen Augen an in der Hoffnung, dass etwas vom Tisch fällt. Blöderweise fällt aber nichts vom Tisch.
Wie das so ist mit Hundemenschen, erzählen wir uns in der nächsten halben Stunde alle möglichen und unmöglichen Geschichten aus unserem Alltag mit Hund. Dann jedoch verrät mir ein Blick auf die Uhr, dass es Zeit wird, loszufahren, wenn wir unseren Film nicht versäumen wollen.
Jana bringt Hanno und mich noch zur Tür, um uns zu verabschieden.
»Danke noch mal für alles«, sage ich, als ich Jana zur Verabschiedung umarme.
»Gerne, kein Problem!«
»Und du rufst an und gibst Bescheid, wenn etwas sein sollte, ja? Egal, wie spät es ist!«
»Natürlich, du Glucke. Mach dir keine Sorgen. Wir vier machen uns einen lustigen Abend. Und ihr macht das auch!«
»Kriegen wir hin«, schmunzelt Hanno und umarmt Jana ebenfalls. »Danke!«
Nachdem wir uns auch von unseren Hunden verabschiedet haben, verlassen Hanno und ich Janas Haus. Es fühlt sich merkwürdig an, Sputnik so zurückzulassen. Aber ich bin auch wirklich gespannt, was der Abend noch so bringen wird.