Читать книгу Neukirchener Kinderbibel - Irmgard Weth - Страница 30
24. Josefs Brüder in Ägypten
ОглавлениеBald darauf traf ein,
was Josef vorhergesagt hatte.
Es gab Korn in Fülle.
Alle konnten essen,
so viel sie wollten.
Und es blieb immer noch
genug Korn übrig,
mehr als genug.
Da ließ Josef große Speicher bauen
und füllte sie mit Korn,
eine riesige Menge,
so viel wie der Sand am Meer.
Aber nach sieben Jahren
kam eine Dürrezeit.
Es regnete nicht mehr.
Die Sonne versengte das Land.
Die Erde trocknete aus.
Auf den Feldern
verdorrte das Korn.
Und in allen Ländern brach
eine große Hungersnot aus.
Da kamen die Menschen
in großen Scharen zu Josef
und baten ihn:
„Verkauf uns etwas von deinem Korn,
damit wir nicht verhungern!“
Und Josef öffnete seine Speicher
und gab ihnen Korn,
so viel sie brauchten.
*
Eines Tages aber kamen zehn Männer
aus einem fernen Land,
um Korn bei Josef zu kaufen.
Als Josef sie sah,
traute er seinen Augen nicht.
Vor ihm standen –
seine eigenen Brüder!
Sie warfen sich vor ihm auf die Erde
wie vor einem König.
Genauso hatte er es einst
in seinem Traum vorhergesehen.
Josef überlegte:
Ob seine Brüder
auch ihn erkannten?
Nein, sie ahnten gewiss nicht,
wer vor ihnen stand!
Da beschloss Josef,
seine Brüder auf die Probe zu stellen.
„Wer seid ihr?“, fragte er streng.
„Und woher kommt ihr?“
„Aus dem Land Kanaan“,
antworteten sie.
„In unserem Land
gibt es kein Korn mehr.
Darum sind wir hierher gekommen,
um Korn zu kaufen.“
„Nein“, unterbrach sie Josef,
„ihr lügt! Ihr seid Spione!
Ihr wollt nur unser Land
ausspionieren.“
„Aber nein!“,
riefen die Brüder erschrocken.
„Wir sind ehrliche Leute
und gehören alle zu einer Familie.
Zwölf Brüder sind wir.
Aber zwei Brüder fehlen.
Der jüngste Bruder
ist bei unserem Vater geblieben.
Und der zweitjüngste
lebt schon lange nicht mehr.“
Doch Josef unterbrach sie wieder:
„Ich glaube euch nicht.
Bringt euren jüngsten Bruder zu mir!
Dann will ich euch glauben.“
Darauf ließ er
alle zehn Brüder einsperren.
Aber nach drei Tagen
ließ er sie wieder frei
und befahl ihnen:
„Nehmt nun euer Korn
und zieht mit ihm nach Hause!
Aber kommt bald wieder zurück
und bringt euren jüngsten Bruder mit!
Dann will ich sehen,
ob ihr ehrliche Leute seid.
Einer von euch soll so lange
als Geisel hierbleiben,
bis ihr zurückkommt.“
Die Brüder sahen sich entsetzt an.
„Seht“, sagten sie zueinander,
„das ist die Strafe für alles,
was wir Josef angetan haben.
Wisst ihr noch, wie er uns anflehte,
als wir ihn in den Brunnen warfen?
Aber wir hörten nicht auf ihn.“
„Ich habe es euch ja gesagt“,
warf ihnen Ruben vor.
„Aber ihr habt nicht auf mich gehört.
Nun müssen wir dafür büßen.“
Als Josef das hörte,
wandte er sich ab
und wischte sich verstohlen
Tränen aus seinen Augen.
Dann nahm er einen Bruder als Geisel,
ließ ihn fesseln und sperrte ihn ein.
Aber die anderen Brüder
ließ er ziehen.
Als aber die Brüder
zu Hause ankamen
und ihre Kornsäcke ausleerten,
fanden sie in jedem Sack
einen Beutel mit Geld.
Die Brüder sahen sich bestürzt an.
„Das ist doch das Geld,
das wir dem Ägypter
für das Korn gezahlt haben“,
riefen sie erschrocken.
„Wie kommt es denn auf einmal
wieder in unseren Kornsack?
Am Ende denkt der Ägypter noch,
wir hätten ihn betrogen.“
Aber niemand kam auf den Gedanken,
dass der Ägypter absichtlich
das Geld in ihren Sack gesteckt hatte.
Und niemand ahnte,
dass dieser Ägypter
in Wahrheit ihr Bruder war.
1. Mose 42