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Vom Ursprung des Volkes Gottes

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Mit der Geschichte von Abraham und seinen Nachkommen beginnt eine neue Phase in der Geschichte der Menschheit. Sie erzählt von Gottes Weg mit Abraham, Isaak, Jakob und seinen Söhnen, den „Vätern“ und Müttern des Volkes Israel. Ganz im Verborgenen beginnt diese Geschichte mit dem Auszug eines einzelnen Menschen aus seiner Sippe. Aber am Anfang dieser Geschichte steht Gottes Segensverheißung: „Ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein. … Und durch dich sollen alle Völker der Erde gesegnet werden“ (12,2f). Diese Segenszusage bildet das Kontinuum durch alle Erzählungen hindurch, angefangen vom Auszug Abrahams bis hin zum Segen Jakobs, den er am Ende des Genesisbuches (49,1ff) an seine Söhne weitergibt. Mit dieser Segenszusage ist ein Zweifaches ausgesagt:

(1) „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“

Das heißt: Gott segnet ohne Vorleistung. Sein Segen entspringt allein aus Gottes freiem Willen. Gott verheißt Abraham Land und Nachkommen. Aber der verheißene Segen beinhaltet für Abraham und seine Nachkommen nicht nur das Privileg der Erwählung, sondern vor allem einen Auftrag. Im Vertrauen auf Gottes Verheißung soll Abraham den Weg wagen, auf den Gott ihn gerufen hat, obwohl die Erfüllung der Verheißung noch aussteht und Abraham auf seinem Weg in immer neue Glaubenskrisen geraten wird. Wird Gott seine Verheißung erfüllen? Und wenn ja, wann und wie wird er es tun? Das ist die Frage, die sich verborgen durch die ganze Geschichte Abrahams und seiner Nachkommen zieht. Es ist eine Geschichte voller Ungewissheit und Hindernisse. Abraham muss viele Umwege gehen. Er wartet mit Sara viele Jahre vergeblich auf den verheißenen Nachkommen und bleibt sein Leben lang ein Fremder im Land der Verheißung. Und dennoch zweifelt er nicht daran: „Was er (Gott) verheißen hat, kann er auch tun“ (Röm 4,21). So segnet Gott seinen Erwählten und macht ihn durch Leid und Entbehrung zum Segen für andere.

(2) „In dir sollen alle Völker gesegnet werden.“

Gottes Segensverheißung an Abraham und seine Nachkommen schließt von Anfang an auch die Geschichte der ganzen Menschheit mit ein. Das drückt sich schon im Namen „Abraham“ aus (das bedeutet: Vater vieler Völker), der ihm von Gott verliehen wird (17,5), während sein ursprünglicher Name „Abram“ lautet. Mit ihm ist schon das Ziel der Wege Gottes angezeigt: Zwischen den Völkern soll nicht ewig Feindschaft herrschen, Gott wird sich am Ende sein Volk aus all den vielen Völkern sammeln, die jetzt noch als Feinde des Volkes Gottes betrachtet werden. Die ganze Völkerwelt ist in den Segen Abrahams mit eingebunden. Diese Hoffnung klingt schon innerhalb der „Vätergeschichte“ an. Meist sind es die eher unbekannten Erzählungen im Genesisbuch, die uns den Blick für Gottes universalen Heilsweg öffnen können, der schon in der Geschichte Abrahams und seiner Nachkommen aufleuchtet.

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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