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In Ägypten

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Genesis 12,10ff

Bald darauf brach im Südland

eine schwere Hungersnot aus.

Der Regen blieb aus.

Die Quellen versiegten

und das Gras auf der Weide verdorrte.

Da machte sich Abram

mit Sarai, seiner Frau, auf

und mit allem, was er besaß,

und zog nach Ägypten.12,10

Als sie nicht mehr weit

von Ägypten entfernt waren,

sagte Abram zu seiner Frau:

„Ich weiß, du bist schön.

Wenn die Ägypter dich sehen,

werden sie sagen:

Das ist seine Frau!

Dann töten sie mich,

aber dich lassen sie leben.

Darum sag einfach,

du seist meine Schwester,

dann verlierst du mich nicht,

und ich bleibe am Leben.“12,11ff

Doch kaum hatten sie Ägypten erreicht,

wurde Pharao, dem König, gemeldet:

Ein Fremder ist in unser Land gekommen.

Er hat seine schöne Schwester bei sich.

Da überlegte der Pharao nicht lange.

Er ließ Sarai sofort

in seinen Palast holen.

Abram aber sandte er reiche Geschenke,

Knechte und Mägde,

Schafe und Rinder,

Esel und Eselinnen

und viele Kamele.

Denn er sagte sich:

„Er ist ihr Bruder.

Er soll einen Brautpreis

für seine Schwester bekommen.“12,14ff

Da begriff Abram erst,

was er angerichtet hatte.

Sarai, seine eigene Frau, hatte er

an den Pharao von Ägypten verraten.

Seine Hoffnung auf Nachkommen

schien nun für immer dahin.

Endlich, nach bangen Wochen,

wurde Abram zum Pharao gerufen.

„Was hast du mir angetan?“,

rief dieser empört.

„Warum hast du von Sarai gesagt:

Sie ist meine Schwester?

Darum nahm ich sie zu mir.

Aber nun weiß ich genau:

Sie ist deine Frau.

Denn seitdem sie am Hof lebt,

kommt nur Unglück

über mein Königshaus.

Da hast du deine Frau wieder.

Auf, verlasst dieses Land!

Meine Soldaten werden euch

Schutzgeleit geben.“12,18ff

Aber Abram ahnte nicht,

dass Gott den Pharao

mit Plagen heimgesucht hatte,

sodass er von Sarai ablassen musste.12,17

Dankbar kehrte er mit Sarai

in das Land Kanaan zurück,

das Gott seinen Nachkommen

versprochen hatte.

Und er wartete weiter mit Sarai,

bis sich Gottes Verheißung erfüllte.

Mit dieser Geschichte beginnt eine Reihe von Erzählungen, die die Gefährdung der Verheißung zum Thema haben. Schon die Berufungsgeschichte lässt mit zwei kleinen Nebensätzen die Schwierigkeiten erahnen, die der Verwirklichung der Land- und Nachkommen-Verheißung im Weg stehen (12,4: „Abram aber war 75 Jahre alt“ und 12,6: „Es wohnten aber die Kanaaniter im Land“).

Nun aber kommt ein neues Problem in den Blick: Die Gefährdung Sarais als künftige Mutter der Verheißung und die zusätzliche Frage, ob das verheißene Land seine Bewohner überhaupt ernähren kann. Abram sieht sich gezwungen, das Land der Verheißung zu verlassen, obgleich er dazu keinen ausdrücklichen Befehl Gottes hat. Dadurch begibt er sich und seine Frau in große Gefahr. Als Fremder ist er in Ägypten rechtlos. Seine Sorge gilt aber nicht nur dem eigenen Überleben, sondern auch Sarai, die im Fall seiner Ermordung völlig schutzlos wäre (12,13b). So versucht Abram, Sarai und sich durch eine Halbwahrheit zu retten (denn Sarai ist nach Gen 20,12 wirklich seine Halbschwester), aber in Wahrheit erreicht er nur das Gegenteil. Erst durch Gottes Eingreifen tritt die Wende ein. Gott lässt nicht zu, dass die Mutter der Verheißung im Harem des ägyptischen Königs verschwindet. Auch der gottgleiche Pharao untersteht seiner Macht!

Diese Szene stellt ein eindrucksvolles Präludium zur Befreiung Israels aus Ägypten im Exodusbuch dar. Aber während dort das Herz des Pharao verhärtet bleibt, lässt sich in dieser Szene der heidnische König von Gott bewegen, seine Kinder freizugeben (vgl. Ex 8,28). Schon hier leuchtet das Ziel der Wege Gottes auf: dass einst alle Völker zu Gott umkehren und gemeinsam mit Israel Gott anbeten werden (vgl. z.B. Jes 19,19ff).

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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