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I. Die Botschaft der Geschichtsbücher

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„Was wir gehört und erfahren haben,

und unsere Vorfahren uns erzählt haben,

das wollen wir ihren Nachkommen

nicht verschweigen.

Wir verkünden ihnen die großen Taten,

die Gott getan hat.“

nach Psalm 78,3ff

Die Geschichtsbücher des Alten Testaments enthalten das vielstimmige Zeugnis von der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Sie umfassen einen Zeitraum von über 1000 Jahren, der von den ältesten überlieferten Texten bis zur endgültigen Festlegung der Bücher des Alten Testaments reicht. Ihr verbindendes Thema ist die Geschichte Israels im Horizont der Weltgeschichte. Im Unterschied zu profaner Geschichtsschreibung erfassen die Geschichtsbücher des Alten Testaments nur einen verschwindend kleinen Ausschnitt der Weltgeschichte. Und doch haben ihre Zeugnisse die Geschichte der Menschheit bleibend geprägt, weil in ihnen Gott als der Herr aller Geschichte bezeugt wird.

Das macht die Eigenart der Geschichtsbücher des Alten Testaments aus: Sie sind ganz in der Geschichte verwurzelt – und gehen doch in ihr nicht auf. Sie konzentrieren sich in ihrer Darstellung auf einen begrenzten Raum in der Geschichte – und doch sprengt ihre Geschichte Raum und Zeit, weil sie sich zu dem einen Gott als dem Herrn aller Menschen bekennen, dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehören. Sie enthalten Zeugnisse aus vielen Jahrhunderten – und doch wollen sie nicht nur als historische und literarisch wertvolle Zeugnisse wahrgenommen werden, sondern als Gottes Wort, vermittelt durch Menschen, die sein Wort und Wirken in der Geschichte erfahren haben. Sie alle stehen in einer Kette von Zeugen, an deren Anfang nicht nur ein Name steht. Vielmehr sind sie Ausdruck des vielstimmigen Chors der Gemeinde aus vielen Jahrhunderten.

Dies gilt insbesondere für die 5 Bücher Mose, die in den christlichen Bibeln nüchtern als „Pentateuch“ (wörtl. die in fünf Krügen aufbewahrten Schriftrollen) bezeichnet werden. Ganz anders dagegen die Hebräische Bibel: Nach jüdischem Verständnis sind sie nicht nur als Geschichtsbücher zu verstehen. Sie enthalten vielmehr das Herzstück der Bibel, die Tora, Gottes Weisung und Wort, wie sie im Ersten Gebot zusammengefasst ist: „ICH bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (Ex 20,1). Dieses Wort bildet die heimliche Mitte der 5 Bücher Mose. Von dieser Mitte aus wird die Geschichte des Volkes Gottes von seinen Anfängen bis zum Einzug ins Land Kanaan entfaltet.

Auf dieser Grundlage bauen auch die folgenden Bücher auf. Sie werden in den christlichen Bibelausgaben, abweichend von der Hebräischen Bibel, als zweiter Teil der Geschichtsbücher bezeichnet. Zu ihnen gehören die Bücher Josua, Richter, das 1. und 2. Buch Samuel und die beiden Bücher der Könige. Alle diese Bücher sind Teil eines großen Geschichtswerks, das den Aufstieg und Niedergang des Königtums in Israel, einschließlich ihrer Vorgeschichte beschreibt. Ihre Leitfrage lautet: Wie hat das Volk Gottes im Lauf seiner Geschichte seinen Glauben in der Auseinandersetzung mit anderen Völkern bewahrt?

Die letzten Geschichtsbücher Esra, Nehemia und Ester. beschreiben die Zeit nach der Heimkehr des Volkes aus dem babylonischen Exil. An ihnen wird die Treue Gottes erkennbar, der trotz Israels Versagen an seinem Volk und an seiner Zusage festhält und seinem Volk im Land der Verheißung einen Neuanfang schenkt.

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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