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„Ihr sollt heilig sein!“
ОглавлениеLevitikus 19 und 25
Dies sind die Gebote,
die Mose am Berg Sinai
vor versammelter Gemeinde verkündete:19,1
„Ihr sollt heilig sein,
denn ich bin heilig
spricht der Herr, euer Gott.19,2
Darum ehrt Mutter und Vater.
Haltet meinen Sabbat ein.
Denn ich bin der Herr, euer Gott.19,3
Dient nicht anderen Göttern.
Macht euch keine
gegossenen Götzenbilder.
Denn ich bin der Herr, euer Gott.19,4
Bringt dem Herrn Opfer dar,
die ihm wohlgefallen.
Und lasst die Armen
auf euren Feldern Nachlese halten.
Denn ich bin der Herr, euer Gott.19,5ff
Stehlt nicht und lügt nicht
und betrügt nicht einander.
Legt keinen Meineid ab
und entweiht nicht
meinen heiligen Namen.
Denn ich bin der Herr, euer Gott.19,11
Und dies gebietet Gott allen,
die sich zu seinem Volk zählen:
Du sollst deinen Nächsten
nicht ausbeuten oder sogar enteignen.
Du sollst auch dem Tagelöhner
nicht seinen Lohn vorenthalten
noch einem Behinderten
ein Hindernis in den Weg legen,
sondern dich fürchten vor deinem Gott.
Denn ich bin der Herr.19,13f
Du sollst vor Gericht nicht zulassen,
dass Unrecht geschieht,
sondern deinen Nächsten gerecht richten.
Du sollst auch nicht deinen Nächsten
vor anderen schlechtmachen
oder sein Leben fordern.
Denn ich bin der Herr.19,15f
Du sollst deinen Bruder nicht hassen,
sondern ihn zurechtweisen,
damit du keine Schuld auf dich lädst.
Du sollst auch nicht deinen Zorn
gegen andere aus deinem Volk richten.
Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst.
Denn ich bin der Herr.“19,17f
– – –
Und weiter sprach Gott zu Mose:
„Sage dem Volk Israel:
Wenn ihr in das Land kommt,
das ich euch geben will,
dann achtet darauf,
was ich euch gebiete.
Alle sieben Jahre sollt ihr
ein Sabbatjahr halten,
da soll das Land ruhen.
Und ihr sollt keine Arbeit
auf dem Feld tun.25,1ff
Aber im 50. Jahr,
nach sieben mal sieben Jahren,
sollt ihr ein Erlassjahr begehen.
Da sollt ihr alle Schulden erlassen
und alle freilassen, die sich
an euch verkauft haben.25,8ff
Enthalte deinem Nächsten nicht vor,
was ihm zusteht,
sondern fürchte Gott und tu,
was er dir gebietet.25,17
Auch sollt ihr nicht Land verkaufen.
Denn das Land gehört mir.
Ihr seid nur Fremde und Gäste bei mir.25,23
Wenn aber dein Bruder verarmt
und kein Auskommen hat,
so sollst du ihn wie einen Fremden
oder Gast bei dir aufnehmen,
damit er neben dir leben kann.25,35
Denn ich bin der Herr euer Gott.
Ich habe euch aus Ägypten geführt,
um euch das Land zu geben,
und will euer Gott sein.“25,38
Dies sind die Worte, die Mose
am Berg Sinai verkündete.
Sein Wort richtet sich an alle,
die sich zu Gottes Volk zählen.
Sie sollen erkennen:
Gott will nicht nur ihre Opfer.
Ihr ganzes Leben gehört Gott.
Auf die kultischen Anweisungen, die ihren Höhepunkt in den Anweisungen zum Versöhnungstag finden, folgen die Gebote, die das Leben im Alltag und das Zusammenleben im Volk Gottes regeln. Grundlage sind die Zehn Gebote, die hier in leicht veränderter Form wiederholt werden (19). Sie werden durch Weisungen ergänzt, die sich auf die Gemeinschaft untereinander beziehen. Aber auch sie sind bestimmt von der Heiligkeit Gottes, die dem täglichen Zusammenleben ihren besonderen Stempel aufdrückt. Nicht dass die Menschen sich „heiliger“ verhalten sollten! Aber sie werden daran erinnert, dass ihr ganzes Leben Gott gehört und sich ihr Gottesdienst im täglichen Zusammenleben vollzieht. Dies zeigt sich insbesondere im Verhältnis zu den Armen und Rechtlosen im Volk. Sie sind Gott „heilig“. Wer sich an ihnen schuldig macht, macht sich vor Gott schuldig (25,17). Sie sind die „Nächsten“, denen Gottes besondere Liebe und Zuwendung gilt, weil sie besonderer Hilfe bedürfen. (Vgl. dazu die prophetische Kritik am Opferkult auf Kosten der Armen z.B. Am 5,21ff / Jes 1,10ff.)