Читать книгу Tod im Schilcherland - Isabella Trummer - Страница 26

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Der Geruch.

Die Möglichkeit, zu sehen und zu hören, hat man ihm genommen.

Aber riechen kann er. Vielleicht gibt ihm der Geruch Aufschluss darüber, wo man ihn gefangen hält. Er legt seine ganze Hoffnung in diesen Gedanken, beginnt zu schnüffeln wie ein Hund.

Er muss den Geruch des Lappens unter seiner Nase wegblenden. Diesen modrigen, süßlichen Gestank. Was kann er sonst noch wahrnehmen?

Irgendetwas ist da. Etwas Scharfes, Chemisches. Putzmittel? Er macht ein paar tiefe Atemzüge, doch je mehr er sich auf diesen Geruch konzentriert, desto mehr entgleitet er ihm. Er denkt an das Parfum, das er Sarah gekauft hat. Der Mann im Laden hat etwas von Kopfnote gefaselt und noch was … Herznote, Basisnote … Er muss die Komponenten unterscheiden, die Noten … riechen … Er ist Parfümeur … Er muss …

Was für unsinniges Zeug schwirrt ihm da im Kopf herum? Das aufsteigende hysterische Lachen wird sofort von dem Ding in seinem Mund abgewürgt. Er darf sich nicht gehen lassen, muss nachdenken. Nicht vor sich hin träumen. Er ist betäubt worden, ganz bestimmt ist er das. Und diese Betäubung wirkt noch nach. Er will die Trägheit mit einem Kopfschütteln vertreiben, ein brennender Schmerz erinnert ihn sofort an den Gurt um seinen Hals. Ein dumpfer Schmerzenslaut presst sich aus seinem Rachen.

Wie ist er hierhergekommen?

Daran hat er keine Erinnerung.

Was ist das Letzte, woran er sich erinnern kann?

Rad fahren … ja, genau. Er ist mit dem Rad gefahren, seine übliche Runde, ist bis zum Gaisfelder Kreis gekommen … den Teigitschgraben entlanggefahren … und dann … dann …

Dann nichts mehr. Ein schwarzes Loch. Wie das, in dem er jetzt liegt.

Ein Keller? Eine Höhle? Ein Grab?

Er drängt die aufsteigenden Tränen zurück.

Jemand hat ihn hierhergeschafft. Irgendeiner hat ihm das angetan. Derjenige muss etwas von ihm wollen.

Was?

Lösegeld? Sein Vater wird bestimmt für ihn zahlen.

Oder will jemand ihn aus dem Weg haben? Warum hat er ihn dann nicht gleich umgebracht?

Vielleicht ist es Rache, was ihn in diese Lage gebracht hat?

Pinkeln.

Er muss pinkeln. Dringend. Nur wie? Nicht einmal eine kleine Drehung zur Seite ist möglich. Er kann sich doch nicht einnässen wie ein kleines Kind.

Und Durst hat er. Brennenden Durst. Will man ihn hier verdursten lassen? Verhungern? Verfaulen und verrotten? Zorn steigt in ihm hoch. Wieso kommt niemand? Es muss doch jemand kommen, der sagt, was er will, der ihm erklärt, warum …

Er hat seine Blase nicht mehr unter Kontrolle, er spürt, wie sich die warme Pisse unter seinen Oberschenkeln ausbreitet.

Dunkelheit verhüllt die Tränen und den Rotz, die ihm seitlich am Gesicht herabrinnen.

Tod im Schilcherland

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