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»Die Edelschrotter Kollegen haben bereits alles unternommen, was sie in so einem Fall tun können«, sagt Kammerlander beschwichtigend und sieht Wolfshuber bedauernd an.

»Ach ja? Na, dann bin ich aber beruhigt.« Der süffisante Ton in der Stimme des Landtagsabgeordneten ist nicht zu überhören. »Und das war’s dann?«

»Natürlich nicht. Wir erweitern die Suche jetzt auf den ganzen Bezirk. Wissen Sie, ob Ihr Sohn bei seinen Radtouren ein Handy mitnimmt?«

»Ich denke schon. Das Ding hat er eigentlich immer mit. In seiner Wohnung liegt es jedenfalls nicht.«

Kammerlander macht sich eine Notiz. Er wird sich mit dem Handybetreiber in Verbindung setzen, um ein Bewegungsprofil zu bekommen. Vielleicht ergibt sich auch aus den geführten Telefonaten eine Spur.

»Haben Sie ein Bild Ihres Sohnes dabei?«

Wolfshuber holt seine Brieftasche aus der Jacke. Er bohrt seinen Daumen in ein Seitenfach und zieht ein Foto heraus. Mit einem Ruck schiebt er es Kammerlander hin.

»Ist das Bild aktuell?«

»Vor zwei Monaten aufgenommen.«

»Danke. Wir werden das Foto an alle Beamten weiterleiten und einen Aufruf in den Medien veranlassen. Vielleicht ist Ihr Sohn eine andere Strecke gefahren und hat die Bezirksgrenzen verlassen. Aber bevor wir die Maschinerie anwerfen … Entschuldigen Sie, ich muss Sie das fragen: Kann er nicht etwas vorgehabt haben? Etwas, von dem Sie vielleicht nichts wissen? Er ist immerhin ein erwachsener Mann …«

»Definitiv nicht.«

»Fällt Ihnen jemand ein, der Roman feindlich gesinnt war? Vielleicht im Beruf? Dem er im Weg gewesen sein könnte? Oder hat er sich im Privatleben einen Feind gemacht?«

Wolfshuber sieht an Kammerlander vorbei.

»Nicht, dass ich wüsste.«

»Hat Ihr Sohn Probleme gehabt? Hat es Streit gegeben? Mit seiner Freundin? Einem Freund?«

»Nein. Außerdem: Mit Sarah ist er so gut wie verlobt.«

»Ist er denn früher schon einmal weg gewesen und nach einigen Tagen wieder aufgetaucht?«

»Niemals. Hören Sie, Roman kann tun und lassen, was er will. Aber er hat immer gesagt, wo er zu erreichen ist.«

»In Ordnung. Dann ist das geklärt. Vielen Dank für Ihre Geduld. Aber Sie verstehen sicher …«

»Natürlich. Sie müssen das fragen.«

»Herr Landtagsabgeordneter, was ist Ihre persönliche Meinung? Sie haben sich doch sicher Gedanken zum Verschwinden Ihres Sohnes gemacht. Könnte er entführt worden sein? Ich meine, in Anbetracht Ihrer exponierten Stellung …«

»Sie meinen, weil bei mir vielleicht etwas zu holen wäre?«

»Das waren meine Überlegungen.«

»Ich weiß es nicht.«

Wolfshuber senkt den Kopf. Seine Stimme wird rau. »Wenn jemand Roman entführt hat … dann müssten die Entführer sich doch melden?«

Er sieht Kammerlander fragend an. »Ich meine … die müssen doch sagen, was sie für die Freilassung wollen?«

»Das wäre logisch. Wenn es denn so ist.«

»Er ist jetzt seit zwei Tagen verschwunden. Wieso melden die sich nicht?«

»Wie gesagt, wir wissen nicht, ob überhaupt eine Entführung vorliegt.«

Wolfshuber strafft die Schultern. »Sie haben recht. Aber ich kann nicht erkennen, dass die Polizei sich großartig für das Verschwinden meines Sohnes interessiert.«

»Das täuscht. Die Ermittlungen sind längst im Gang. Sobald wir etwas wissen, lassen wir von uns hören.«

Als Kammerlander die Stiege in den ersten Stock hinaufgeht, sieht er sich das Foto genauer an. Die Ähnlichkeit Roman Klapfers mit seinem Vater ist nicht zu leugnen, obwohl Wolfshubers Gesichtszüge derber sind, verlebt, mit schweren Tränensäcken. Sein Sohn hat ebenmäßige Züge, blonde Haare und volle, fast feminine Lippen, deren angedeutetes Lächeln die Augen nicht erreicht. Ein attraktiver junger Mann, ein Frauentyp.

Im Büro herrscht Schweigen. Die Neue sitzt an Ebners Schreibtisch und richtet sich ein. Soeben platziert sie einen großen stacheligen Kaktus neben dem Computerbildschirm. Das passt, denkt Kammerlander. Sieht aus wie ihre Frisur. Nur in Grün.

Ratzinger hält den Kopf gesenkt und tut so, als läse er in einer Akte.

»Wir müssen in dem Vermisstenfall jetzt in die Gänge kommen.«

Kammerlander legt das Foto vor Ratzinger hin.

Der nickt anerkennend. »Hm. Hübscher Kerl. Wenn man dem Flügel auf die Schultern schnallt, geht er als Engel durch.«

»Der Landtagsabgeordnete war grade da. Ich habe ihm unsere volle Unterstützung zugesagt. Lass das Bild vervielfältigen und verständige die Medien. Die Angaben findest du in der Akte bei Witt. Danach fährst du nach Sankt Martin hinauf, zur Freundin von Roman Klapfer. Der Vater meint, sie weiß, welche Strecke er immer gefahren ist. Und lass dir was über ihn erzählen.«

Ratzinger nimmt seine Jacke von der Rückenlehne, salutiert lässig und ist schon aus der Tür. Ein Hauch von Erleichterung schwingt hinter ihm her. Na, ob das was werden wird mit den beiden? Kammerlander schaut zur neuen Kollegin und unterdrückt ein Seufzen.

»Und Sie, Frau Dollinger, Sie sind ja fit auf dem Computer, wie unser Kommandant uns mitgeteilt hat. Ich möchte, dass Sie über Roman Klapfer alles rausfinden, was in kurzer Zeit möglich ist. Und checken Sie auch den Vater, den Landtagsabgeordneten Ferdinand Wolfshuber. Vermögensverhältnisse und so weiter.«

»Sie vermuten eine Entführung?«

»Möglich. Sein Vater sagt zwar, es hätte keine Lösegeldforderung gegeben. Aber der junge Mann ist jetzt seit zwei Tagen verschwunden. Merkwürdig ist das schon.«

Tod im Schilcherland

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