Читать книгу Mirabella und die Götterdämmerung - Isabelle Pard - Страница 12
10 - Ein Verlobungsring
ОглавлениеMirabella streckte ihrem Bruder die Zunge heraus und sie folgten einem anderen Zwerg, als das aufmüpfige Mädchen eine kleine Ratte bemerkte, die sie zu beobachten schien und die kleine Truppe begleitete. „Hallo“, pfiepte sie leise der Ratte zu, doch diese antwortete nicht.
Schließlich wurden sie in den Thronsaal von König Dvalin gelassen. Dieser sah Laurin nicht unähnlich, schien jedoch jünger. Mirabella musste zugeben, dass die meisten Zwerge für sie gleich aussahen, wenngleich sie durchaus unterschiedliche Haarfarben besaßen. Dvalin fehlte auch die große Warze auf der Nase, was seinen Anblick angenehmer gestaltete. Der Thron war weniger prächtig als Laurins, dafür trug Dvalin seine mit Edelsteinen besetzte Krone auf seinem für den kleinen Körper viel zu großen dunkelhaarigen Haupt und stand zur Begrüßung der Gäste auf. Auch vor ihm mussten sie knicksen und sich verneigen, aber Dvalin schritt sogleich auf Mirabella zu, gab ihr einen formvollendeten Handkuss, der ihre Hand nicht berührte, und ließ sie aufstehen. Mit einer lässigen Bewegung deutete er Baldur und Ragnar an, dass sie sich erheben konnten. „Wer seid Ihr, schönes Fräulein?“, fragte nun Dvalin sie direkt. Ihr war es unangenehm, auf ihn herabsehen zu müssen, aber er war nun einmal zwei Köpfe kleiner als sie. Ein Lächeln entschlüpfte ihr. „Ich bin Mirabella, eine Tochter Jupiters.“
„Jupiter, der Olympier?“ Er sah überrascht zu Baldur. „Eine Gefangene?“
Baldur seufzte, er war es offensichtlich leid, Mirabellas Anwesenheit zu erklären. „Sie ist zum Austausch hier und Teil einer Annäherungspolitik zwischen Nord und Süd.“
„Interessant. Ich hatte in letzter Zeit den Eindruck, wir steuern eher wieder auf einen Krieg zu.“
Das Mädchen sah Dvalin alarmiert und neugierig an, auch Baldur musterte ihn interessiert. „Aufgrund Lokis Anwesenheit in Asgard?“
Dvalin nickte. „Er hat uns auch schon einen Besuch abgestattet.“
„Hat er Gold im Namen von Odin geholt?“, riet Baldur.
„Natürlich. Er hat uns aber nicht verraten, wofür er es braucht.“
„Ich bin nicht eingeweiht“, behauptete Baldur.
„Wenn die Nachrichten aus Jötunheim stimmen, rüsten die Riesen auf“, hakte nun Dvalin nach.
Baldur nickte leicht verschlossen und Dvalins Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Wir sehen das ungern, die Riesen sind traditionell unsere Feinde, die Feinde der Götter und aller Alben. Loki hat schon einmal die Riesen gegen uns angeführt.“
„Odin und Loki sind eine Allianz eingegangen, einen Angriff der Riesen halte ich für unwahrscheinlich, man wappnet sich eher gegen äußere Feinde. Ihr müsst bedenken, dass sich Loki für eine sehr lange Zeit nicht um die Belange der Riesen kümmern konnte.“
Dvalin sah erneut zu Mirabella. „Es wäre doch sehr schade, gegen eine solche Augenweide Krieg führen zu müssen.“
Sie schwankte zwischen Gelächter über diesen blöden Spruch, den nicht mal Lorenzo über die Lippen gebrachte hätte, und leichten Ekel über diese sabbernde Anbiederung. Tapfer schluckte sie jeden Kommentar hinunter und sah zu Baldur.
„Das wäre in der Tat schade“, sie sah eindeutig seine Mundwinkel zucken. „Wir versuchen unser Möglichstes, dies zu verhindern.“ Dann wandte er sich an Ragnar und stellte ihn vor. Dvalin begrüßte ihn, schien aber nicht sonderlich interessiert an ihm zu sein, betrachtete nur kurz nachdenklich sein rotes Haar und blickte dann wieder zu Mirabella. „Hat Jupiter auch rote Haare?“
„Nein, meine Mutter“, log sie nun.
Dvalin nickte. „Möchtest du dir einen Ring aussuchen?“
„Äh“, sie schloss wieder den Mund, sie wollte nicht unhöflich sein, aber auch kein Geschenk annehmen. „Danke, aber ich… mache mir nicht viel aus Schmuck…“
Der Zwerg sah sie an wie ein Auto. Es schien ihm unbegreiflich zu sein, dass Wesen existieren konnten, die sich nichts aus Schmuck machten.
„Ich meine, ich kann das nicht annehmen“, fügte sie schnell hinzu.
„Könntest du schon. Woraus machst du dir denn etwas?“, fragte nun Dvalin neugierig. „Armbänder?“
Mirabella wurde sich des Diana-Armbandes und des Freundschaftsarmreifs bewusst und lächelte. „Der Schmuck, den ich trage, hat eine bestimmte Bedeutung, es ist kein Modeschmuck.“
„Unser Schmuck ist auch meist verzaubert, wenn du das meinst.“
„Verleiht er bestimmte Fähigkeiten?“
„Manchmal, meist verfluchen wir die Träger“, gab Dvalin zu und grinste dabei plötzlich frech.
Das Mädchen musste ehrlich lachen. „Nettes Geschenk…“
„Deinen Ring würde ich selbstverständlich nicht verfluchen, welchen Zauber würdest du dir wünschen?“
Mirabella sah den Zwergenkönig überrascht an. „Ähm, was gibt es denn im Angebot?“, fragte sie vorsichtig.
Er lachte vergnügt. „Die meisten Frauen wollen Lieblichkeit, Unwiderstehlichkeit, einen Liebeszauber.“
Skeptisch sah sie den König an, das war das letzte, was sie brauchen konnte. Sie hatte schon ohne Zauber einen Ex-Freund, der sie mehr begehrte, als sie ihn. „War Hannah, die Tochter von Freya, bereits hier?“
„In der Tat“, erwiderte Dvalin überrascht.
„Durfte sie sich auch etwas wünschen?“
„Ja, Freya bestand darauf. Hannah wählte einen Ring, der ihr Mut schenkt, wenn sie verzweifelt ist.“
Mirabella lächelte begeistert. „Das ist toll! Gibt es einen Ideengeber? Wenn man keinen Rat mehr weiß und eine Lösung braucht.“
„Das ist anspruchsvoll, mein Mädchen, du sprichst von einem Ring der Weisheit. Den hätte wohl jeder gerne.“
Sie nickte leicht beschämt und schwieg.
Dvalin musterte sie interessiert. „Ist es ein kompliziertes Problem?“
Sie sah auf, wieso musste sie sich nur immer durch ihr Geplapper verraten! Sollte sie es leugnen, behaupten, sie hätte nur allgemein gesprochen? Der Blick des Zwerges war so durchdringend, dass Mirabella den Eindruck bekam, er könnte ihre Gedanken lesen.
„Ja“, erwiderte sie schließlich schlicht.
„Dann gibt es auch keine einfache Lösung. Ich will trotzdem versuchen, dir zu helfen.“ Wie aus dem Nichts, zauberte Dvalin einen goldenen Ring hervor, ein schlichter kleiner Smaragd in der Farbe von Mirabellas Augen zierte ihn. „Er wird dir ein einziges Mal helfen können, jedoch nur, wenn du ihn nicht gegen uns verwendest.“
Als er nach ihrer Hand griff, um ihr den Ring überzustreifen, zog sie ihre Hand zurück. „Mussten für dieses Gold Lichtalben sterben?“
Der Zwergenkönig sah sie erstaunt an. „Und wenn es so wäre?“
„Dann würde ich den Ring lieber nicht annehmen. Ich finde es falsch, wie die Lichtalben ihre Leute behandeln.“
„Hatten die Griechen und Römer nicht Sträflingsarbeiter und sogar Sklaven?“, fragte der Zwergenkönig unschuldig.
„Das ist aber sehr lange her“, protestierte die Halbgöttin.
„Und was meinst du, woher Jupiter das Gold für dein Amulett hat? Aurum meridianum non olet ?“ (Südliches Gold stinkt nicht. (Nach der alten lateinischen Redewendung: Pecunia non olet = Geld stinkt nicht.)
Mirabella griff sich unwillkürlich ans Dekolleté und ihre Finger umfassten das Amulett. Sie musste zugeben, dass sie nie darüber nachgedacht hatte. „Ich schätze aus der Schatzkammer im Hades…“, die ihnen Proserpina einst gezeigt hatte.
Dvalin nickte. „Altes Gold, alte Münzen, die den toten Römern zur Überfahrt in den Hades in den Mund gelegt wurden, der Obolus für den Fährmann Charon. Wer, glaubst du, hat damals das Gold gewonnen?“
Sie errötete, Dvalin hatte recht, damals waren es sicher Sklaven gewesen. Erschrocken sah sie das Amulett an. „Ich werde das klären“, sagte sie schnell. „Aber ich möchte auf gar keinen Fall weiterhin Sklaverei heutzutage unterstützen.“
Der Zwerg nickte seufzend. „Meine Tochter Dvala hat dieselbe Einstellung wie du, ihr würdet euch prächtig verstehen.“
Erfreut lächelte das Mädchen und sah plötzlich zu Ragnar. Dieser zog die Augenbrauen nach oben, er ahnte, welche Idee seine Schwester hatte, zuckte dann jedoch mit den Schultern. Er schien keine akuten Vorbehalte zu haben und wusste wohl mittlerweile, dass er sie sowieso nicht von ihren Ideen abbringen konnte.
„Wir haben einen Stammtisch, wo sich regelmäßig die Halbgötter und junge Götter treffen und sich austauschen. Asen, Wanen, Olympier. Die Kelten wollen wir nun auch einladen. Warum nicht auch die Alben? Es wäre doch gut, wenn wir einander näher kennenlernen würden, oder?“ Sie sah nun auch zu Baldur, der amüsiert nickte. „Wir treffen uns in Stonehenge jeden zweiten Samstagabend im Monat.“
„Ich werde es ihr ausrichten.“ Ein Lächeln huschte über Dvalins Zwergengesicht. Er stand noch immer vor Mirabella mit dem Ring in der Hand, den er jetzt mit seiner Nase eingehend untersuchte, er schnupperte wie ein Hund daran.
„Das Gold kommt aus der Mine Bringderman, die schon lange Jahrhunderte geschlossen ist, damals arbeiteten die Lichtalben noch nicht für uns. Zu der Zeit wurden sie noch sofort hingerichtet.“ Der Zwergenkönig sah mit Genugtuung Mirabellas erschrockenes Gesicht. „Das Gold ist also mit freiem Zwergenschweiß gewonnen worden.“
Sie lächelte leicht gezwungen und wollte nun wirklich guten Willen zeigen. Sie streckte dem Zwerg ihre Hand entgegen und er streifte ihr den Ring über den Finger. Seine klobigen Finger bewegten sich langsam um den Ring, er murmelte für sie Unverständliches, sie spürte eine leichte Hitze am Finger, der Smaragd leuchtete kurz auf, dann war der Spuk vorbei.
„Danke, wie aktiviere ich ihn?“, fragte sie noch leicht überwältigt.
„Er wird deinen Wunsch spüren, wenn du an ihn denkst. Hebe dir den Wunsch gut auf, verschwende ihn nicht.“
Sie nickte und bedankte sich erneut, dann traten sie den Rückzug an, nachdem sich Dvalin versichert hatte, dass Ragnar einen Ring von Laurin in Aussicht gestellt bekommen hatte.
Aufgeregt betrachtete sie den Ring, als sich die Tür zum Audienzsaal hinter ihnen schloss. Hatte sie nun den Schlüssel für ihr Problem? Was genau sollte sie sich wünschen?
„Wow“, platzte es aus Ragnar raus. „den hast du ganz schön um deinen kleinen widerspenstigen Finger gewickelt.“
„Mirabella hat viel natürlichen Charme, es ist nicht einfach, ihr zu widerstehen“, erklärte Baldur ruhig.
Sie sah erstaunt zum schönen Gott und grinste dann schelmisch. „Das ist gut zu wissen, Onkel Baldur!“
Er lachte. „Ach, ich fühle mich plötzlich so alt!“
„Das bist du auch“, entgegnete Ragnar bestimmt. „Mit meiner Schwester wird nicht geflirtet!“
„Keine Angst, Kinder“, entgegnete Baldur amüsiert, „meine Gefühle sind rein onkelhaft.“ Dann sah er ernst zu seiner Nichte. „Du weißt schon, dass du nun mit Dvalin verlobt bist?“
„Was?“, schrie sie panisch auf. Selbst Ragnar sah Baldur entsetzt an. Für wenige Sekunden, die ihr wie Stunden vorkamen, behielt Baldur seine ernste Miene, dann lächelte er spitzbübisch. „Früher war dies in der Tat so, aber schon lange gilt diese Tradition nicht mehr. Der Ring verpflichtet dich zu nichts, Mirabella.“
Ihr fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete erleichtert aus. „Wirklich? Verpflichten Geschenke nicht immer zu etwas?“, fragte sie dann plötzlich. „Was erwartet er von mir?“
„Dankbarkeit. Es war eine gute Idee, seine Tochter einzuladen. Die Zwerge sind seit Jahrtausenden unsere Wegbegleiter, die Hüter unserer Schätze, aber der Kontakt ist rein geschäftlich.“
„Kannst du Lynt auch einladen?“, fragte sie dann.
Baldur nickte. „Sicher, aber beeinflusse sie bitte nicht zu sehr mit deinen revolutionären Ideen!“
„Das ist, glaube ich, gar nicht nötig.“
Er sah sie fragend an, aber diese schüttelte nur den Kopf.
Bevor ihr Onkel etwas sagen konnte, erschien der Dienerzwerg von Vindalf, auch die Ratte war wieder zugegen. Nach einem kurzen Fußmarsch durch holzgetäfelte Gänge erschien vor ihnen eine weitere massive Metalltür, die sich wie von Zauberhand öffnete. Der Thronsaal schien leer, auf dem Thron lag eine filigran gearbeitete Goldkrone, die über und über mit Diamanten besetzt war, der Thron selbst war relativ schlicht gehalten. Die Besucher sahen sich suchend um und waren überrascht, dass die kleine Ratte nun an ihnen vorbeihuschte und auf den Thronsessel sprang. Dort verwandelte sie sich in einen Zwerg mittleren Alters mit blonden Haaren und einem langen blonden Bart. Vergnügt zwinkernd setzte er sich seine Krone auf. „Seid gegrüßt, nicht mehr so Fremde!“
Mirabella sah leicht entsetzt zu Ragnar und überlegte, was die Ratte alles mitangehört hatte.
Baldur schmunzelte versonnen. „Hätte ich mir denken können, Vindalf! Ihr liebt die Verwandlung. Erstaunlich, dass ich Euch nicht bemerkt habe.“
„Ihr Götter seid nicht allwissend, nicht einmal Odin erkennt mich, wenn ich es nicht möchte.“
„Interessant“, kommentierte Baldur nur trocken.
„Da die hübsche junge Dame uns so sehr hässlich findet, werde ich nun eine andere Gestalt wählen.“
Vor ihnen saß plötzlich eine niedliche weiße Ziege, die sie erwartungsvoll anmeckerte. Bei Tieren waren die Ohrnymphen, Ohralben und, wie auch immer sie hießen, relativ nutzlos, doch verstanden sowohl die Thorzwillinge als auch Baldur die Tiersprache.
Mirabella errötete nach der Anschuldigung Vindalfs stark und meckerte eine Entschuldigung, die ihr nicht leichtfiel „Es tut mir leid, ich habe mich nur über Laurins Verhalten geärgert, ich finde euch keineswegs hässlich, es war gemein, dies zu sagen.“
Die Ziege neigte gnädig ihr Haupt. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Dennoch gebe ich dir recht, dass die Natur uns bezüglich der Ästhetik ein wenig vernachlässigt hat und dich überaus wohlwollend bedacht hat. Aber das Leben ist ungerecht, nicht wahr?“
Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte und nickte nur.
„Wieso nennst du eine Tochter Jupiters deine Schwester, Ragnar?“, fragte Vindalf plötzlich Ragnar und Mirabella kam sich vor wie in einem Verhör.
„Meine Schwester?“, fragte der Jugendliche gespielt erstaunt.
„Ich hörte dies dich sagen“, antwortete Vindalf genießerisch. Ihm schien die Situation großen Spaß zu machen.
„Kann sein“, entgegnete Ragnar nun ruhig, während Mirabella innerlich bebte, „wir haben uns scherzhaft zu Bruder und Schwester erklärt, weil wir dieselbe scheußliche Haarfarbe haben und so für einander empfinden.“
„Scheußliche Haarfarbe? Aber sie ist doch herrlich!“, protestierte Vindalf.
„Geschmackssache“, antwortete Ragnar standhaft. Nun nickte Mirabella zustimmend. „Ich bin es leid, ‚Streichholz‘ und ‚Hexe‘ genannt zu werden…“
Der Zwergenkönig verwandelte sich zurück in seine normale Schwarzalbengestalt und fixierte nun Baldur. „Interessant. Diese Verbrüderung. Wird Odin mit Jupiter auch Blutsbrüderschaft trinken?“
„Ich klinge ungern pessimistisch, aber eher wird hier lichter Tag, als dass ich mir diesen Pakt vorstellen könnte.“
Vindalf nickte. „Was soll dann dieser Schmusekurs der Jugendlichen?“
„Es besteht ein Unterschied zwischen einer Blutsbrüderschaft und Krieg, den wir doch alle vermeiden wollen.“
„Warum rüstet dann der Norden auf?“
„Wir wissen, dass der Süden auch aufrüstet.“
Mirabella sah erstaunt zu Baldur. Er wusste besser Bescheid, als sie dachte, die Götter hielten die Halbgötter wirklich für Narren.
Vindalf schnaubte verärgert. „Verschwendung. Und vom Krieg profitieren wieder nur die Riesen. Krieg ist schlecht fürs Geschäft, jedenfalls für unseres.“
„Wir erhoffen uns aus dem Erhalt des Status quo mehr Stabilität.“
„Schön, ihr könnt gehen“, sagte Vindalf mit einer wegwerfenden Geste, er schien das Interesse an der Unterhaltung zu verlieren. „Ihr habt heute Geschenke genug erhalten, Ragnar soll sich übermorgen in Walhall zum Kampf für seinen Ring stellen.“
Die Besucher entfernten sich und schwiegen den Rest des Weges, bis sie wieder in Walhall durchs Portal schritten.
Als Mirabella in der Halle stand, fiel ihr Blick auf Ragnar. „Ist dieser Kampf übermorgen eigentlich ernst?“
„Ich muss gewinnen, sonst erhalte ich den Ring nicht.“
„Ja, aber könntest du dabei sterben?“
Er sah fragend zu Baldur, der ihn ernst ansah. „Der Gegner muss nicht getötet werden, kampfunfähig reicht, aber es kann zu tödlichen Verletzungen kommen. Du darfst jedoch den Kampf auch ablehnen.“
„Und als Feigling dastehen?“
„Das ist doch bescheuert“, rief Mirabella aufgebracht. Sie versuchte erfolglos, ihren Ring vom Finger zu nehmen. „Nimm meinen, ich brauche ihn nicht unbedingt. Wieso geht das blöde Ding nicht ab?“
Baldur schmunzelte. „Das ist kein gewöhnlicher Ring, er gehört nun zu dir, du kannst ihn nicht entfernen, zumindest nicht, bevor du den Wunsch gesprochen hast.“
„Oh“, mehr konnte sie dazu nicht sagen. „Wofür willst du überhaupt einen Ring, Ragnar?“
„Ein Ring wäre in der heutigen Situation nicht von Nachteil, ich darf ihn auswählen“, gab er zu bedenken.
„Kann Odin nicht verhindern, dass Ragnar stirbt?“
„Natürlich kann ich das, aber sobald ich eingreife, hat Ragnar unehrenhaft verloren“, meldete sich nun Odin, der gerade aus Wanenheim kam. Mirabella schüttelte verständnislos den Kopf, während Odin zu Ragnar trat. „Du hast zwei Tage Zeit zum Überlegen, sprich mit deinem Vater.“
Ragnar nickte und verabschiedete sich nach Thrudheim.