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Bedingungslose Liebe

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Bevor ich mit diesem gottgefälligen Gerede alle meine skeptischen, atheistischen oder agnostischen Leser verliere, möchte ich klarstellen, dass all das keine spirituelle Anstrengung erfordert. Ich selbst wuchs ohne spirituellen Hintergrund auf und verbrachte den bisher größten Teil meines Lebens als Agnostiker. Wenden wir uns nun dem logischen und wissenschaftlichen Ansatz in Bezug auf bedingungslose Liebe zu.

Die Psyche (insbesondere das Ego) hat ein negatives Bias2. Es ist wissenschaftlich belegt, dass eine derartige Verschaltung des Gehirns zu unserem Schutz erfolgt und oft nach traumatischen Situationen aktiviert wird. Da wir nicht mehr vor Löwen im Dschungel davonlaufen, ist die alte Verschaltung natürlich nicht länger wirklich hilfreich. Wir besitzen ein so fantastisches Gehirn, das von Fehlern lernen und Anpassungen für die Zukunft vornehmen kann, ohne den alten Flucht-vor-dem-Löwen-Modus zu aktivieren.

Wenn wir Grübeln, Angst haben, unter Zwangsvorstellungen leiden oder Scham- und Schuldgefühle empfinden, verbringen wir Stunden und Tage mit negativen Gedanken (von denen 90 Prozent wahrscheinlich nutzlos sind). Auf diese Weise haben wir Negativität unbeabsichtigt zu unserer Religion gemacht. Wir sind so sehr davon überzeugt, dass es die Wahrheit ist, weil unsere Psyche will, dass wir genau das denken. Wir schlucken das Placebo der Psyche. Wir stecken darin fest und sind uns dessen nicht einmal bewusst.

Wir machen uns so große Sorgen, dass der Glaube an etwas Positives uns hinters Licht führen könnte, wo doch unsere Skepsis und Angst die Selbsttäuschungen der Psyche bereits tatsächlich nähren. Die Psyche überzeugt uns, dass alles Negative die letzte Wirklichkeit widerspiegelt und alles andere nur aufgebauschter Quatsch ist, der uns von der Wirklichkeit abzulenken versucht. Und fast automatisch fallen wir darauf herein. Mission erfüllt.

Glück und Freiheit entstehen durch ein Verständnis der unvoreingenommenen Wahrnehmung dieser Tricks der Psyche. Der Wahrnehmung ihres negativen Bias. Der Wahrnehmung, wie die Psyche den Gedanken an etwas Positives verspottet. Je mehr wir „wahrnehmen“, desto leichter fällt uns das Experiment, die Psyche für „De-Identifikation“ zu nutzen.

Und wieder muss das keine spirituelle Sache sein. Wir könnten die Übung als rein wissenschaftliches Projekt betrachten. Meine Hypothese dazu lautet: Wenn wir versuchen, für Wahrnehmung und De-Identifikation den negativen Bias der Psyche einzusetzen, können wir vielleicht erkennen, dass an die Stelle von Spannung und Unruhe in unserem Körper wunderbare und ruhige Gefühle treten. Wenn das geschieht, können wir feststellen, dass auch unsere Gedanken auf natürliche Weise auftauen. Vielleicht fällt es uns jetzt leichter, eine Bindung zu anderen einzugehen, Freundschaften zu schließen, Ressentiments loszulassen und unser Leben zu genießen.

Wir tun nicht so, als würden schlechte Dinge nicht geschehen, wir leben nicht in einer Märchenwelt und geben vor, alles sei wunderbar, wir lieben weder garstige Menschen, noch umarmen wir Wildfremde. Wir de-identifizieren uns schlicht mit dem Teil unserer Psyche, der sagt: „Mir widerfährt Schlechtes. Mein Leben ist ungerecht. Ich werde betrogen und im Stich gelassen.“ Wir können weiter wahrnehmen, dass schlechte Dinge noch immer passieren, aber diese negativen Gedanken finden jetzt nichts mehr, an das sie „andocken“ können. Das innere Opfer und Ego beginnen sich aufzulösen.

Die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, spielen eine Rolle.

Die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, spielen eine Rolle. Unser Körper hört zu und reagiert entsprechend. Und das Coole daran ist, dass unser Bewusstsein die Auswahl der Geschichten zulässt, die wir uns selbst erzählen. Wir sind die Herren über unser eigenes Schicksal. Regulär sind wir auf „negative Geschichten“ geeicht, aber sobald wir uns dessen bewusst sind, haben wir es in der Hand, das zu ändern.

Eine Entscheidung, negative Gedanken zu verfolgen, die von Scham, Paranoia und Angst handeln, ist ebenso „real“ oder „vorgetäuscht“ wie eine Entscheidung, Gedanken über Liebe, Vergebung und Freiheit zu verfolgen. Der Unterschied liegt darin, dass wir den einen Gedankenstrang als Müll empfinden und den anderen als äußerst angenehm. Wenn wir uns für den ersten Gedankenstrang entscheiden, lassen wir es zu, dass unsere Psyche uns ins Elend führt – was, nach vernünftigen und logischen Erkenntnissen, albern ist. Wir leben nur eine begrenzte Zeit auf dieser Erde, vor allem wenn wir nicht an eine Art Leben nach dem Tod glauben, also ist es doch nur logisch, diese kurze Zeit möglichst ausgiebig zu genießen.

Ganz ich!

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