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Siebtes Kapitel Perlenhändler

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„Wo habt Ihr diesen Perlenkoberer getroffen?“, schnaubte Sir David, der in seiner Empörung einen erstaunlichen Londoner Unterweltsbegriff benutzte, den ich hoffe, hier einigermaßen treffend wiederzugeben. Trotz seiner derben Wortwahl hatte der Lord Recht: Wenn wir wüssten, wo dieser in Chiffren sprechende Schurke sich herumtrieb, um kenntnisreiche Kunden zu haschen, hätten wir eine gute Chance, den Ort des Sklavenhandels zu erfahren.

Haschim beschrieb den Ort, der auf dem Stadtplan Dauhas inmitten eines Dreiecks zwischen der Karawanserei, dem Markt und Haschims Quartier als Eckpunkten gelegen hätte. Dies mochte den Bereich einschränken, den wir nun abzusuchen hatten, vielleicht mussten wir auch auf Glück vertrauen. Es blieb auf jeden Fall keine Zeit zu verlieren. Ich vermutete, dass der Sklavenmarkt in einem Privathaus abgehalten würde, wohl verbunden mit einer abendlichen Zusammenkunft. Die Sonne sank, wir hatten nicht mehr viel Zeit, da wir noch einige Vorbereitungen zu treffen hatten.

Wir teilten uns auf. Sir David und Mevrouw Marijke würden zum Hafen gehen und Kapitän Turnerstick aufsuchen. Entgegen meiner vorigen Einschätzung schien es mir nun doch geraten, dass mit Hilfe der Börse des Lords und der Überzeugungskraft der Holländerin dem Kauffahrer eine frühere Abfahrt schmackhaft gemacht wurde – für alle Fälle. Notfalls müsste Sir David eben für entschädigenden Ausgleich möglicher entgangener Geschäfte sorgen.

Der weitere Plan war klar: Haschim und ich würden uns als reiche Männer ausgeben, die weiße Sklavinnen kaufen wollten. Spielten wir Rolle und Interesse gut, würden wir wohl eine Einladung erhalten.

Zunächst also stolzierte ich durch den Basar, Halef mit Dienergebaren hinterdrein, und begutachtete die teuersten Waren mit einer Arroganz und Hochnäsigkeit, die mir völlig fremd ist; doch da ich schon früher so manchen eigentümlichen Charakter vorgegaukelt hatte, gelang mir dies nicht allzu schwer. Vielleicht sogar allzu leicht und zudem erfolgreich, da ich Halef dann und wann still ermahnen musste, eine ernste Miene zu bewahren. Dass wir nun nicht edel gekleidet waren, sondern Reisekleidung trugen, die nur einigermaßen vom Staub befreit worden war, trug gerade zu unserer Scharade bei. Denn der wahrlich kluge reiche Mann geht nicht in Seide einher und trägt offenen Schmuck. Beides lockt Diebe an und führt zu überteuerten Preisen. Es gilt gewissermaßen die Umkehrung jenes „Kleider machen Leute“, welches der Schweizer Erzähler Gottfried Keller vergangenes Jahr in seiner ebenso titulierten Novelle dargelegt hat. Gewiss spielen auch die Leute eine Rolle, unter die man sich mit seinen Kleidern begibt. Würde ich mich als Offizier ausgeben, in schmucker Uniform und träte im militärgläubigen Preußen auf, vielleicht in einem Randbezirk Berlins, dann könnte ich sicher einige schlichte Soldaten von der Straße weg rekrutieren, um …

„Ja, Sihdi“, flüsterte Halef, dem ich diese meine Gedanken mitgeteilt hatte, als wir zum Zwecke weiterer Tarnung einen Imbiss aus Brot und Bohnenbrei mit Sesampaste zu uns nahmen und dem Verkäufer mit pikierter Miene kundtaten, wir hätten schon Besseres verzehrt. Dies tat mir aufrichtig leid, denn die Speise war sehr schmackhaft, doch ich musste in meiner Rolle bleiben. Ich würde mein Benehmen mit heimlicher Zusatzmünze vergelten.

„Ja, Sihdi“, meinte Halef also, „wie wäre es dann, du nähmest jetzt eine türkische Uniform und würdest ein paar Soldaten zu unserer Verstärkung holen? Oder zur Ablenkung? Sie wären vielleicht nützlich, wenn wir das Haus der Sklavenhändler gefunden haben.“

„Nein, Halef, das geht nicht. Woher sollte die Uniform stammen – einerseits. Und andererseits sehe ich eine solche razzia als niederträchtig an.“

„Sihdi, ich bin enttäuscht: Du hast in deiner Heimat wohl zuviel Deutsch und zu wenig Arabisch gesprochen, und deshalb ist deine Aussprache dahin. Das Wort heißt gazia, und ich habe gar keinen Feldzug vorgeschlagen, sondern nur eine kleine Sache mit …“

„Ja, Halef, du hast Recht, zumindest zur Hälfte. Ich habe den Begriff im Lexikon gelesen, und er ist keine deutsche, sondern eine französische Verballhornung von gazia. Damit haben die Franzosen bei der Eroberung Algeriens militärische Aktionen gegen Seeräuber und Widerständler bezeichnet – aber wie auch immer: Wir verlassen uns besser auf uns selbst und verzichten auf die zweifelhafte Hilfe Dritter. Zumal ich glaube, dass auch der schlichteste Soldat stutzig würde, wenn ich ihm als Offizier befähle, gegen einen reichen Sklavenhändler zu handeln.“

„Da, Sihdi“, flüsterte Halef und deutete unauffällig zur Seite. „Ist das nicht der Mann, den Haschim uns beschrieben hat?“

Tatsächlich schlich ein verschlagen ausschauender Kerl durch die Menge der Passanten und musterte aufmerksam die Kunden der Stände, lauschte auch und war als Basarbesucher zweifellos nicht auf Waren, sondern auf Käufer aus. Ich wusste nun nicht, ob er uns schon zuvor beobachtet hatte, aber jetzt galt es, unser Schmierenschauspiel vom schnöselhaften reichen Mann besonders bravourös zu gestalten.

Ich rüffelte also noch einmal den Speisestandbesitzer und wandte mich brüsk zum Gehen. Unauffällig ließ ich eine verborgene Münze zurück. Ich hoffte, der Mann würde diese nicht für von mir verloren erachten und sie mir ehrlich hinterhertragen, sondern sie als angemessene Entschädigung sehen. Obgleich er sicher schon schlimmeres Benehmen erlebt hatte, wenn auch unbezahlt.

Dann setzten Halef und ich unseren Feldzug der vorgeblichen Arroganz und hochnäsigen Vornehmheit fort. An einem Stand für Taschen und Beutel ließ ich Halef den Spaß, in der vorjährigen Vergangenheit zu schwelgen und sein damaliges Verkaufsgespräch in Basra erneut aufzuführen, als er jenes geheimnisvolle Zauberzelt erwarb, welches sich unter Perlenstickerei verborgen hatte. Damals waren dies Glasperlen gewesen, und auch an diesem Stand gab es solche. Halef und ich ließen laut die Worte Perlen und Frauen, zumindest Ehe- und Nebenfrauen erklingen, um es dem herannahenden Werber des Sklavenhändlers nur recht einfach zu machen, das Gespräch mit uns zu suchen.

Und tatsächlich:

„Ihr sucht Perlen, Herr?“, raunte der Verschlagene und kniff die Augen zusammen.

„Deshalb bin ich hier“, gab ich knapp zurück und bedachte den Buckelnden mit einem herablassenden Blick. „Aber für manche Frauen sind als Geschenk nur Glasperlen geeignet.“

„Nur wahre Perlen sind wahrer Perlen wert“, nickte der Verschlagene eifrig.

„Bist du Philosoph oder Verkäufer?“, fragte ich barsch. „Was willst du – oder was hast du im Angebot?“ Ich deutete auf seinen schlaffen Geldbeutel. „Abgesehen davon, dass du wohl keine Perlen bei dir trägst, kaufe ich derlei auch kaum auf der Straße!“

Die dürren Hände vollführten widerliche Gesten, als striche er durch Seidenschals – oder langes Frauenhaar. „Schöne Ware braucht schöne Gemächer. Mein Herr hat solches wie solches.“

Ich hob die Brauen, als würde ich seine Rätselworte langsam begreifen.

„Das Angebot ist gering, aber vielfältig? Und dennoch neu? Keine Perlen, die schon … getragen wurden?“

Der Verschlagene lächelte. „Soeben eingetroffen. Verschiedenste Ware aus verschiedensten Meeren.“

„Wann kann ich sie sehen? Um mich zu entscheiden, wie ich sie fassen lassen könnte. In Gold oder Silber. Und ob ich nur Perlen für einen Ring, zwei Ohrgehänge oder eine ganze Kette kaufe.“

Die wässrigen Augen des Mannes glänzten. „Heute, am späten Abend. Bei Lampenschein schimmert die Ware wundervoll.“

„Nun“, sagte ich und gab mich endgültig als Kenner und erfahrenen Sklavenkäufer aus, „ich hoffe, dass die schwache Beleuchtung keine Makel verbergen soll. Früher wurde unter freiem Himmel gehandelt, da brachte das Licht der Sonne alles hervor.“

„Keine Makel!“, versicherte der Mann. „Beste Ware, in weiß und schwarz und rosenfarben …“

„Dann sag mir den Ort!“

„Seid am Abend vor dem Brunnen bei der Moschee. Wir bieten unseren Kunden eine Sänfte, damit sie nicht selbst zu gehen oder reiten brauchen.“

„Gut denn. Ich will mir ohnehin keine Wege und Orte merken müssen. Ich bin Lebemann und kein Kartenmaler!“

Ich wandte meine Aufmerksamkeit schon dem nächsten Stand zu, an dem ein Schreiber und Zeichner seine Künste feilbot. Zugleich winkte ich dem Verschlagenen, dass er gehen könne. Bevor er in der Menge verschwand, rief ich ihm hinterher und warf ihm hochnäsig und nebensächlich eine Münze zu, ohne auf seine Reaktion zu warten. Das war mein letzter Akt, bevor der Vorhang fiel. Ich meinte, dass mir die Vorstellung glaubhaft gelungen sein mochte.

„O Sihdi“, sagte Halef, als der Verschlagene verschwunden war. „Manchmal machst du mir Angst, und ich bin froh, dass du nicht wirklich so bist, wie du vorgeben kannst zu sein.“

„Es war mir keine Freude, Halef, es ist nur Mittel zum Zweck. Und ich fürchte, heute Abend wird es eine Wiederaufführung geben, bei der ich noch mehr leisten muss.“

Doch für diesen Auftritt benötigten Halef und ich noch die passenden Kostüme. Auf dem Basar konnten wir in Reisekleidung einherschreiten, bei jenem abendlichen Treffen in dem geheimen Haus jedoch würden wir angemessener gewandet sein müssen. Ich fragte mich nun, woher wir derlei bekämen: Kaftane mit Stickereien, Gürteltücher und Kefije aus guten Stoffen und prächtig gefärbt oder zumindest rein und weiß und neu. Im Basar hatte ich keine Läden gesehen, die überzeugende Qualität angeboten hätten. Tuchhändler gab es, doch wäre es kaum möglich gewesen, eine angemessene Garderobe anfertigen zu lassen in solch kurzer Zeit. In den großen amerikanischen Städten gab es chinesische Schnellschneider, hier herrschte orientalische Gemächlichkeit. Schade auch, dass sich hier noch nicht die europäische Gepflogenheit der tragfertig geschneiderten Kleidung nach den sogenannten Konfektionsgrößen durchgesetzt hatte, auf deren Vertrieb sich zwei findige holländische Brüder – übrigens deutscher Abkunft – vor gut dreißig Jahren verlegt hatten. Ich wollte nun keinen Stoßseufzer von mir geben, warum nur Marijke van Beverningh aus einer Möbeldynastie stammte und nicht aus dem Textilmodengewerbe. Aber gut, selbst dann hätte ich ja kaum von ihr verlangen können, rasch die Nadel und den Faden zu schwingen …

Und dann dachte ich: Wozu nach Holland streben, wenn ein Friese so nah ist? Hatte Frick Turnerstick nicht von seiner reichen Fracht von Stoffen – und Kleidung gesprochen? Da würden wir uns doch wohl bedienen können! Träten wir mit ungewöhnlicher, weil fremdländischer, aber dennoch prächtiger Kleidung auf, würden wir noch unverdächtiger erscheinen, denn Reichtum blendet den Armen ebenso wie den Gierigen.

Auf dem Weg zurück zum Hafen begegneten wir Haschim. Er lächelte, jedoch ungewohnt grimmig.

„Ich kenne den Ort. Nach Sonnenuntergang werden die Sklavinnen verkauft.“

Halef schaute zu Haschims Beduinen. Zurzeit hielten wohl die Schotten an der Karawanserei Wache.

„Habt Ihr den Sklavenhändler verfolgt?“, fragte ich. Zweifellos hatte al-Fuladhy seine Ware an den Handelsort verbracht, und das früher, als ich vermutet hatte.

„Nein, ich habe nochmals den Mann getroffen, der mir neulich vermeintliche Perlen verkaufen wollte und den ich da leider missverstand.“ Haschim blickte finster, lächelte dann aber erneut.

„Den trafen wir ebenfalls“, sagte ich. „Wir wurden eingeladen. Aber der Ort blieb noch geheim.“

„Ich besitze Wege, einen Mann zum Sprechen zu bringen!“

„Aber Haschim“, rief Halef, „das klingt ja schrecklich! Habt Ihr etwa …?“

„Nicht doch, guter Halef“, gab Haschim zurück. „Woran auch immer Ihr denkt, so war es nicht.“

„Ihr habt in seinem Kopf gelesen!“, hauchte Halef.

„Nein, er hat es mir selbst gesagt, auch wenn er sich nicht mehr daran erinnert. Ebenso wie er sich nicht daran erinnert, dass ich zunächst ablehnte und er mich ein zweites Mal traf.“

Ich schaute Haschim ernst an. „Dies ist eine mächtige Gabe, die Ihr da angewendet habt.“

„Seid unbesorgt, Kara Ben Nemsi. Diese Macht über den Geist habe ich nur bei schlechten Menschen. Und ich wende sie nur äußerst selten an. Wenn die Zeit drängt.“

„Ihr seht aber, dass Halef und ich Ähnliches erfahren haben … nun, noch nicht alles. Ein wenig Zeit bräuchte es noch. Aber wie gut, dass Ihr den Ort kennt. So müssen uns die anderen heute Abend nicht ins Unbekannte folgen und Gefahr laufen, entdeckt zu werden.“

„Um nicht entdeckt zu werden oder vielmehr nicht entlarvt zu werden, brauchen wir als Gäste wohl …“

„… Larven, Masken“, nickte ich. „Ich denke, wir können Kapitän Turnersticks Fracht als Kostümverleih nutzen.“

„Ihr seht unsere Mission doch nicht als Auftritt auf einem Maskenball!“ Haschim hob eine Augenbraue, die sich derart skeptisch wölbte, dass ich erstaunt war.

„Aber nein, Haschim. Ihr dürft mich nicht des Unernstes verdächtigen. Doch müssen wir überzeugend sein. Davon hängt der Erfolg ab. Wir können bei dieser Befreiung nicht auf Kampf und Feuerkraft setzen, sondern nur auf List und Täuschung.“

„Gewiss. Dazu ist wohl das nötig, was man im Deutschen Spielfreude nennt.“

Ich war von Haschims Kenntnis nicht sonderlich überrascht, angenehm war es dennoch.

Dann aber sprach Halef: „Und wenn wir die Schurken übertölpelt haben, kommt hernach die Schadenfreude.“

Ach. Wieder schüttelte ich innerlich den Kopf über den Lehrer Lohse. Dennoch mochte ich Halef gern zustimmen. Wenngleich ich hoffte, den Sklavenhändlern nicht nur ihre jetzigen Gefangenen abzujagen, sondern ihnen endgültig das schändliche Handwerk zu legen.

Der Wirt des Quartiers, in dem Halef und ich logierten, war nicht allzu verwundert, als ein paar kräftige friesische Matrosen einige Kisten und Ballen heranschafften, noch weniger, als diesen auch ein Kapitän im dunklen Gehrock folgte. In der Hafenstadt Dauha kannte man Teerjacken und Seebären und wie Meerfahrer noch genannt wurden und schaute kaum zweimal hin. Auch nicht, als ein prächtig gekleideter Scheik mit zwei stattlichen Beduinen mich besuchte. Der Wirt ließ gelassen Kaffee brauen und Kanafeh, Katayef und Baklawa vom Zuckerbäcker heranschaffen als Zubiss zum schwarzen Trunk. Ich muss nun nicht die Teige und Füllungen beschreiben, die Nüsse und Mandeln und Pistazien, denn so reichhaltig all dies war und Zunge und Gaumen beschäftigte, so waren Augen und Finger in der kurzen Zeit bis Sonnenuntergang doch wesentlich geforderter. Ich kam mir vor wie eine reiche Pariser Dame, die all die Einkäufe aus den Boutiquen und Galanteriewaren in ihr Heim zugestellt bekommen hatte und nun die Schachteln und Kistchen öffnete und den exquisiten Inhalt hierhin legte, dorthin legte und auch endlich anprobierte.

Allerdings waren es orientalische Herrenkleider, die Halef und ich versuchten, und der Begriff des Orients war nun so weit gefasst, wie ihn sich ein Europäer nur denken mag. Aus China und Indien stammten sie, und damit erlaube ich mir eine gewisse Laxheit und fasse diese weiten Kulturräume ganz schlicht zusammen – denn es war keine Zeit für wissenschaftlich korrekte Ethnografien jeglicher Art.

Halef und ich schlüpften also in Gewänder und Schuhe, bis wir etwas Passendes und Angemessenes gefunden hatten. Halef wählte seine Kleider recht bunt und eher fernöstlich, während ich mich schlichterer, indischer Schnitte und Stoffe bediente. Wir erschienen aber nun nicht wie dem Reich der Mitte oder dem Subkontinent entsprungen, sondern noch immer als respektable und gar nicht verkleidet wirkende Herren Arabiens, die sich nur ein wenig Extravaganz erlaubten. Dass dies sich auch auf blitzende Ringe und Ketten ausdehnte, war zwangsläufig. Haschim wies mich darauf hin, den Musaddas nicht zu vergessen.

Ach und Haschim! Ich wusste nicht, woher er die veritablen Prinzenkleider hatte, die er am königlichen Leib trug. Ich bezweifelte, dass er sie winzig klein gefaltet in seinem Gepäck getragen hatte, seit er den väterlichen Palast verlassen hatte … aber was wusste ich schon? Außer, dass wir jetzt, ja, gerüstet waren, um die Sklavenhändler heimzusuchen.

Unser Plan war nun, dass Sir David und seine Schotten in der Nähe des Handelsorts, welcher ein wenig auffälliges Haus am Stadtrand war, sich ebenso unauffällig aufhalten sollten, mit einem oder zwei Wagen, um die befreiten Sklavinnen zu transportieren. Marijke van Beverningh würde ebenso anwesend sein, um die dann wohl glücklichen, aber sicher verschreckten Frauen zu beruhigen. Dann würden wir sie zunächst in eine Unterkunft am Hafen bringen, wo sie bis zum Auslaufen von Turnersticks Schiff verborgen ausharren sollten – bewacht von uns, falls wir verfolgt würden und Vergeltung befürchten müssten.

Dies waren Unwägbarkeiten, die mich sehr beschäftigten. Ich hatte nun schon oft Gefangene befreit, ob aus den Fängen von Schurken in den Weiten Amerikas oder Kerkern in den Bergen und Wüsten des Orients. Doch dort war ich stets freier im Handeln gewesen und hatte, nebst weniger Gefährten, auch die Möglichkeit gehabt, robustere Methoden anzuwenden. Es verbot sich aber alles Stürmen der unbekannten Örtlichkeit, und …

In diesen Augenblick stürmte Sir David in den Raum. Er war aller britischen Gelassenheit ledig und schnaufte und keuchte und seine Augen flackerten unstet, als er rief:

„Mrs. van B. ist verschwunden!“

Sklavin und Königin

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