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Erstes Kapitel Von Kairo in die Wüste

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Ich stand an der Reling des französischen Dampfers Hirondelle, der mich über das Mittelländische Meer geflogen hatte. Vor mir sah ich: Ägypten!

Doch ich kam nicht als Forscher in dieses Land, wollte nicht den Spuren von Richard Lepsius folgen, des aus Naumburg gebürtigen Begründers der deutschen Ägyptologie. Auch kam ich nicht als Tourist, mit dem Reiseführer von Baedeker in der Tasche. Gewiss kam ich auch nicht als Eroberer wie Napoleon. – Ich kam als Befreier. Dies mag groß und mächtig klingen, und tatsächlich verspürte ich auch ein erhebendes Gefühl, dass ich nicht allein als Abenteurer hierherkam, doch gab es da auch einen Fakt, der mich wiederum ernüchterte. Jene, die es zu befreien galt, waren mir gänzlich unbekannt. Ich wusste nicht, wo sie sich befanden, und auch nicht, wer sie gefangen und versklavt hatte. Was mein Wissen betraf, so herrschte in mir also die sprichwörtliche ägyptische Finsternis, doch war es mir wie stets gegeben, die Dunkelheit zu erleuchten, mit der Fackel der Rechtschaffenheit und der Flamme des Tatendrangs. Meine Leser mögen mir verzeihen, dass ich so sehr die Tugenden beschwöre und mich dem Pathos hingebe. Sie müssen aber eines verstehen, selbst wenn ich es ihnen kaum erklären muss. Ich war nun nach langer Zeit in der Heimat wieder in der Fremde, oder vielmehr: in der Ferne, denn der Orient ist mir keineswegs fremd.

Doch schwindet die Vertrautheit mit der Ferne, und jene knappe Hälfte eines Jahres, die ich jüngst in Deutschland, in Sachsen, im Meißner Land, in Radebeul verbracht hatte, war doch recht zehrend gewesen. Denn ich hatte lange Stunden, bei Tag und in der Nacht, in meiner Schreibstube gesessen und meine jüngsten Erlebnisse zu Papier gebracht; am Ende würden diese vier nicht wenig umfangreiche Romane füllen. Ich hatte während dieser Niederschrift noch einmal alles erlebt, was sich in der Wüste jenseits von Basra, in den Schluchten und Wäldern des Balkan und den Bergen Kurdistans und des Kaukasus zugetragen hatte: die Kämpfe gegen den Schut, gegen Al-Kadir und die Hexe Qendressa, die ich mit meinen Gefährten Halef, Haschim und Sir David gemeinsam gefochten hatte. Und die vielen Begebenheiten mit erstaunlichen Menschen und an seltsamen Orten.

Doch ein Stuhl am Schreibpult ist kein Sattel, und eine Schreibfeder ist kein Säbel. Die Feder mag auf ihre Art eine mächtige Waffe sein, doch spuckt sie nur Tinte und kein Blei wie Henrystutzen oder Bärentöter. Und die Stube, das Haus, die Straße, die Stadt sind beschauliche Orte im Vergleich zu den Höhlen und Burgen und Türmen, in denen allerlei Schurken hausten oder Hinterhalte legten. Die behagliche Wärme von Kamin und Herd ist kein vorsichtig geschürtes Lagerfeuer, ein Federbett ist keine Satteldecke. Und die karge Kost des Reisenden und Abenteuers schwindet vor der Fülle der sächsischen Speisen.

Es mag nun niemand glauben, ich hätte angesetzt und wäre faul gewesen. Aber nein! Wiegebraten und Wickelklöße, saure Fleck und Spinat mit Sardellen, Stockfisch mit Erbsen, Bratwurst mit Äpfeln, aber auch die bescheidenen Kartoffeln mit Quark und Leinöl waren mir köstliche Gerichte, mit denen ich mich für die geistige Arbeit stärkte. Aber so wie der Kopf viel Nahrung benötigt, braucht der Leib seine Betätigung. Und so wanderte ich zum Ausgleich durch die Sandsteinhöhen des Erzgebirges und den dunklen Tann und dachte mir beim Atmen der kühlen Luft so manches Mal: Dort, der Fels – gemahnt er nicht an die Karstgebirge im Land der Skipetaren? Der alte Turm, erinnert er mich nicht an den Karaul des Schut? Das verwitterte Forsthaus, scheint es nicht wie die Berghütte, in welcher ich die Hexe traf? Überall fühlte ich mich an meine Abenteuer erinnert und eilte sogleich wieder an den Tisch, um mit Wort und Schrift alles festzuhalten. Und wenn der Schweiß ebenso geflossen war wie die Tinte aufs Papier, belohnte ich mich hernach mit Kaffee und auch mit Kuchen.

Doch nun hatte ich die heimeligen Blümchentassen und schweren Hefegebäcke hinter mir gelassen. Es riefen Kahwe und Baklawa! Doch deren Süße würde ich mir erst verdienen müssen.

Die Seeluft hatte mich belebt und allen Schreibstubenstaub und Bücherseitendunst hinfortgeblasen. Ich hatte daheim alles aus mir herausgeschrieben, nun fühlte ich mich frisch und neu wie ein Bogen Papier, der jüngst aus der Bütte geschöpft worden war. Ich hatte zuhause kaum bemerkt, wie das Fernweh sich gemehrt hatte: Jetzt packte es mich mit Macht.

Und neu und ungewohnt war auch, wie bereits erwähnt, dass mich nun nicht die reine Abenteuerlust antrieb. Ich war nicht in meiner Profession als Reiseschriftsteller hier, sondern nahte als Helfer heran. Und dies auf den Ruf jener Frau hin, die ein schweres Schicksal erlitten hatte, welches sie mit meiner Hilfe jedoch glücklich hatte überwinden können, und die nun danach trachtete, auch anderen bedauernswerten entführten und versklavten Frauen zur deren Freiheit zu verhelfen: die tapfere und kluge holländische Dame Marijke van Beverningh.

Deshalb ihr brieflicher Ruf nach mir und deshalb meine Reise nach Kairo.

Drang und Not hatten aus den Zeilen gesprochen, und so eilte ich zu Beistand und Hilfe. Man mag mir nachsehen, dass ich daher nicht in schwelgende Beschreibungen verfalle, wie es dem Reiseerzähler gemeinhin geziemt. Doch wer kann Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Bauten und Natur mit schönen Worten malen, wenn die harsche Ungerechtigkeit das Leben Unschuldiger bedroht?

Darum sei mein Weg nur knapp beschrieben: Ich ging von Bord, nutzte Bahn und Wagen – und stand dann vor der Botschaft der Briten in Kairo, zwischen den Zähnen eine Stange Bamberger Süßholz, denn wenn ich unterwegs bin, rauche ich nur in Gesellschaft.

Ich war vom Staub der Reise bedeckt, hatte eine kleine Tasche mit dem Nötigsten an der Hand und einen Seesack über der Schulter, aus dem zwei lederumhüllte Stangen ragten. So konnte es dem Unwissenden erscheinen. Mancher Brite, der mich sah, mochte an seinen nationalen Schlagballsport denken; wer mich kannte, wusste jedoch, dass es nur mein Henrystutzen und der Bärentöter sein konnten. Auf vielerlei mag ich auf Reisen und Abenteuern verzichten können, doch nicht auf diese treuen Gewehre.

Dass ich nun recht schwer, wenngleich nicht offen bewaffnet in eine Botschaft spazieren durfte, war allein der Tatsache zu verdanken, dass ich einen reichen und angesehenen Fürsprecher hatte und erwartet wurde.

Eilig führte mich eine Ordonnanz in einen kleinen Raum, der britisch und schlicht-orientalisch zugleich wirkte. Ich hatte keinen Blick für die Details, aus eingangs geschilderten Gründen, aber in diesem Augenblick des Eintretens konnte ich auch kaum einen Blick ringsum werfen, denn das Zimmer wurde von einer ganz bestimmten Person dominiert.

Sir David Lindsay kam mir entgegen, groß, dünn und in graukariertes Tuch gekleidet wie stets. Er begrüßte mich freundlich, auch erleichtert, aber ein wenig fahrig, sodass sich eine kurze Szene der Unbeholfenheit ergab:

Ich hatte im ersten Moment ja keine Hand zum Schütteln frei und musste doch das Gepäck ablegen, als ein Griffwechsel nicht taugte.

„Well“, begann Sir David eifrig, „Ihr seid da, glücklich und letztendlich. Die Fahrt war gut, ja? Aber was rede ich, Ihr seid ein erfahrener Reisender, so wie ich – warum mit small talk aufhalten, indeed!“

Er schritt zu einem kleinen Tisch und griff zu den Gläsern und Flaschen. Ich lehnte den Whisky ab, selbst wenn die Tageszeit angemessen war, und beschied mich mit Sodawasser. Sir David jedoch sah sich genötigt, seine Nerven zu stärken. Er schaute auf die kleine Uhr auf dem Schreibtisch.

„Es ist nicht mehr viel Zeit. Gleich kommt Mrs. van Beverningh …“

Der Lord schaute für meine Begriffe nicht wie jemand, der seine Sekretärin erwartet, sondern …

Ich muss an diesem Punkt wohl einiges erläutern: Sir David hatte mir vor einem halben Jahr einen Brief gesandt, in dem er mich über all das informiert hatte, was seit unserem Abschied geschehen war. Er hatte Marijke van Beverningh wie versprochen nach Istanbul begleitet und sich auch dort ihrer angenommen, was er in onkelhafter Anteilnahme schilderte: Zunächst hatte er einige Ärzte, sowohl örtliche hekims als auch ausländische doctors geprüft, um die Dame mit deren Hilfe von ihren Strapazen und Wunden genesen zu lassen. Dann hatte er sie zur Königlich-Niederländischen Botschaft begleitet, damit sie neue Papiere erhielt und von dort aus ein Lebenszeichen in die Heimat senden konnte – und auch die betrübliche Kunde übermitteln musste, dass der Ehemann und dessen Bruder zu Tode gekommen waren.

Während der Wartezeit und der Heilung zeigte Sir David sich großzügig und selbstlos wie gewohnt, sorgte für Kleidung, Nahrung, Logis. Doch die Dame war trotz ihres Schicksals ungebrochen und stolz. Sie nahm die milden Gaben nur an, weil sie diese sogleich umwidmete und gewissermaßen auf ein moralisches Soll-Konto übertrug, nein, um genau zu sein, führte sie sogar tatsächlich Buch und notierte alles, forderte Quittungen und Belege – um alles später zu begleichen. Dies rührte wohl von ihrer Ehe mit dem holländischen Geschäftsmann her, vielmehr kam es aber aus ihrem eigenem Wesen, das durch die schrecklichen Erlebnisse noch verstärkt worden war. Sie hatte in der Sklaverei kein Mitleid erfahren und wollte es nun auch nicht erhalten, lehnte die Gaben und Zuwendungen zwar vernünftigerweise nicht ab, führte aber strenge Rechnung.

„Aber wie“, klagte mir Sir David, „sollte ich ihr denn Rechnungen und Quittungen vorlegen, wo ich mich doch um dergleichen nie kümmern muss? Ich bin reich – ich setze nicht auf Skonto bei Barzahlung oder spiele mit Fristen. Ich habe kaum je Rechnungen in der Hand gehalten, und wenn, dann habe ich sie doch nicht gesammelt und abgelegt, sondern beglichen, und dann waren sie mir aus Augen und Sinn.“ Er seufzte. „Das hat Mrs. van B. mir ausgetrieben …“

Endlich war dann Nachricht aus der holländischen Heimat gekommen – man war erfreut über das Lebenszeichen, betrübt über den Tod der Männer. Drei Jahre hatte man Schlimmes geahnt, doch die Geschäfte hatten weitergehen müssen, und so hatte ein Onkel die Firma übernommen.

„Dies nahm sie ungerührt hin“, bemerkte Sir David, „zumal die Firma unter der neuen Leitung florierte. Sie urteilte daraufhin, dass sie in Utrecht wohl nicht gebraucht würde, wenn dort alles zum Besten bestellt sei. Dafür könne sie dann Rache nehmen.“ Sir David leerte sein Glas und schluckte hart. „Kara Ben Nemsi, wir haben ja selbst gegen viele Schurken gekämpft und waren oft genug von Rache getrieben …“

Ich schaute ihn mahnend an.

„Nun“, korrigierte er, „das ist mir manchmal unterlaufen, wenn ich mein Englischsein vergessen habe. Das bringt orientalischer Umgang so mit sich …“

„Wenn man die Anlagen dazu hat, Sir David. Ihr wisst, dass es mir anders ergeht.“

„Ja, Ihr seid manchmal mehr Brite als ich, obgleich Ihr Deutscher seid. – Wie haltet Ihr es eigentlich mit den Rechnungen und Belegen?“ Er winkte ab. „Well, Mrs. van B. hatte von da an zwei Ziele: ihre Rache an den Sklavenhändlern – und es mir heimzuzahlen.“ Er schenkte sich Whisky nach. „Natürlich nur auf die Gelder bezogen, die ich für sie ausgelegt hatte. Nein – ich habe gern bezahlt. Sie selbst meinte, ich habe es nur ausgelegt und sie wolle dies abarbeiten. Deswegen drängte sie mich dazu, sie als Dolmetscherin einzustellen.“

„Eine treffliche Idee“, sagte ich, und als der Lord empört schaute, fügte ich an: „Weil sie doch eine in vielen Sprachen bewanderte Dame ist. Wenn ich mich recht erinnere, waren das neben Holländisch und Deutsch eben Englisch und auch Französisch, dazu Türkisch und Arabisch.“

„Ihr sprecht noch mehr Sprachen. Wozu brauche ich dann eine Dolmetscherin?“

„Ich bin aber nicht immer bei Euch, Sir David.“

„Das ist wahr. Und deshalb habe ich zugesagt. Zu einem sehr hohen Gehalt.“

„Doch nicht, damit die Schuld rasch abgeglichen ist?“

„Nein, weil sie auch gleichzeitig als Sekretärin und Gesellschafterin arbeitet. Sie hat eine hervorragende Handschrift, da brauche ich mich nicht mit meinem Reiseschreibpult abplagen.“

„Aber warum Gesellschafterin? Sie schien mir nicht sehr gesprächig, was angesichts ihres Schicksals verständlich ist. Und seit wann benötigt Ihr selbst zerstreuende Unterhaltung?“

„Nun, es ist wahr. Sie redet nicht viel. Aber liest umso mehr.“

„Ihr wollt jetzt nicht auf meine eigenen Bücher anspielen, Lord!“

„Keineswegs. Es geht ihr um Akten und Briefe und allerlei mehr. Das klingt aber offizieller, als es ist. Wir waren nicht in Archiven und Kontoren – oder eben doch. Sie hat die Geschäftsbeziehungen ihres seligen Gemahls genutzt, um hier und da anderen Geschäften nachzuspüren als dem Handel mit edlen Hölzern.“

„Sklaven.“

„Gewiss. Wir waren auf Zypern und im Libanon, zuvor eben in Istanbul und nun Kairo.“

„Mir scheint, Ihr seid vielmehr der Reisebegleiter und Gesellschafter der Dame als umgekehrt.“

„Nun, der Geldgeber mag ich sein. Die Informationen zu erlangen, kostete nicht nur Zeit, sondern auch Bakschisch. Der kam aber nicht auf das Konto der Dame. Davon konnte ich sie überzeugen. Ebenso, dass ich ihr ohne Entgelt das Schießen beigebracht habe. Sie wollte unbedingt mit Gewehr und Revolver umgehen können.“

„Das kann man ihr nicht nachtragen, nach all dem, was sie erlebt hat“, meinte ich. „Und da sie weiterhin in diesem Erdteil verblieben ist, in dem sich ihre Peiniger herumtreiben. Ich hoffe aber, dass sie gewissenhaft …“

„Aber sicher doch“, unterbrach mich Sir David – obgleich er mich völlig missverstanden hatte: „Ich habe Mrs. van B. im Zielen und Schießen und der Waffenpflege unterrichtet und sie mit einem schönen Taschenrevolver von Webley & Son of Birmingham bedacht.“ Er musterte mich und senkte die Stimme. „Keine Waffe für Männer, wie wir es sind. Aber eine Dame kann wohl kaum einen großen Armeerevolver mit sich herumtragen.“ Sir David nickte nachdrücklich. „Dennoch ist Mrs. van B. gut gerüstet. Der Webley hat zwar nur fünf Schuss in der Trommel, aber nun, jene, die auf ihn schwören, nennen ihn British Bulldog, und das sagt so einiges – und macht mich nachgerade stolz.“

„Euer Stolz hat nicht leiden müssen? Wollte Mevrouw van Beverningh das Geschenk nicht partout bezahlen?“

„No, no. Ich konnte sie an ihrem Namenstag damit überraschen. Und sie weiß wohl, dass wir Briten heikel sind, wenn es um Jagdutensilien geht.“

„Aber Ihr habt doch gemeinhin nach Altertümern gejagt?“

„Meine neue Beute sind Piraten und slave-traders. Ich sehe dies sehr persönlich. Das Empire hat sich mit den anderen Europäern dafür eingesetzt, dass der Handel mit Sklaven im Reich der Osmanen verboten wurde. Doch leider ist das Geschäft zu lockend, da es viel Geld einbringt. Also wird das Verbot schändlich ignoriert. Es hilft wohl nur, die Bestien zu jagen, welche den hilflosen Frauen nachstellen. Und der beste Jagdgefährte dafür werdet Ihr sein, Kara Ben Nemsi.“

Da öffnete sich die Tür. Sir David zuckte zusammen und warf einen Blick auf die Uhr.

In den Raum trat Marijke van Beverningh.

Ihr Blick war so meerblau wie je und von gleicher Härte, wenngleich ihre leidgeprägten Züge durch die vergangenen Monate der Freiheit sich etwas gemildert hatten. Energisch und entschlossen waren ihr Kinn und die spitze Nase noch immer. Ihr blondes Haar war in den vergangenen Monaten wohl gewachsen, doch sie trug es streng aufgesteckt. Streng war auch ihre Kleidung, es war das, was man einen hunting-dress nannte, ein britisches Jagdkostüm mit eng taillierter Jacke, deren lange Knopfleiste wie aus Gewehrkugeln gebildet wirkte, und einem langen Rock, unter dem jedoch keine damenhaften Schnürstiefelchen hervorlugten, sondern eben robuste Reitstiefel. Die Farbe von Stoff und Leder war ein dunkles Khaki, über dem das helle Gesicht, das helle Haar leuchteten, die Augen aber waren nur hell von Farbe, nicht vom Blick, mit dem ich gemustert wurde.

„Sie sind da, Mijnheer Kara. Seien Sie bedankt“, sagte Marijke van Beverningh. Sie war groß, und wenn ich auch bei unserem ersten Treffen bemerkt hatte, wie stämmig ihr Körperbau auch nach den Jahren des Leidens war, so schien sie nun mir selbst an Muskeln kaum nachzustehen. Ihr harter Händedruck bestätigte mir dies, als wir uns begrüßten. Diese Frau konnte Sir David wohl nicht nur als Sekretärin dienen, sondern auch als Leibwächterin. Jetzt fiel ihr Blick auf den Seesack.

„Eure Waffen. Sehr gut.“

Ich nickte. „Gewiss sind es keine Golfschläger. Wenngleich ich bemerkenswert finde, dass das Wort golf dem holländischen kolv ähnelt, welches …“

„Ich würde die Sklavenhändler auch mit Keulen schlagen, Mijnheer Kara. Aber eine Kugel ist rascher. Warum sich mühen und die Hände beschmutzen?“

„Gewiss …“

„Und wir sollten keine Zeit und keinen Atem mit dem verschwenden, was die Briten als small talk bezeichnen. Und zudem die Botschaft verlassen. Wir brechen auf. Wir haben eine weite Reise vor uns.“

„Ich habe bereits eine hinter mich gebracht. Sie riefen mich und ich eilte.“

Sie musterte mich. „Noch einmal, seien Sie bedankt. Aber Sie können verschnaufen, wenn wir am Golf von Persien angekommen sind. An der Piratenküste.“

Sklavin und Königin

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