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Lügenpresse

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Lügenpresse, Lügenpresse, Lügenpresse. In den letzten Jahren ist der Lügenpresse-Vorwurf immer populärer geworden. Ob seine Vertreter nun »Lügenpresse!« oder wie der US-amerikanische Präsident »Fake News!« brüllen, beide meinen dasselbe: »Du kannst ›den Medien‹ nicht trauen. Sie lügen. Sie belügen dich, mich, uns alle. Absichtlich.«

Welche Medien die Lügenmedien sind, ist eine Frage der Perspektive. Faustregel: Lügner sind alle diejenigen, die der Sprecher aus welchen Gründen auch immer nicht mag und deshalb zu solchen erklärt. In der Regel sind es große Zeitungen und Fernsehsender, die im Verschwörerdenken entsprechend »Mainstream-Medien« (kurz: MSM) genannt werden. Da sie angeblich lügen, ist der Wahrheitswert ihrer Nachrichten vernachlässigbar. Lügenvorwürfe sind dabei beides – sowohl Vorwürfe der Unwahrheitsbehauptung als auch ein Absprechen der Glaubwürdigkeit.

Mehr noch: Medien seien manipulativ.

Wer lügt, hat nämlich Motive.

Gründe, warum er lügt.


Ein solcher Lügenpresse-Vorwurf ist ein verschwörungstheoretischer Vorwurf, weil er besagt, dass die Medien sich – gemeinsam mit Hintermännern – heimlich verschworen haben, um die Öffentlichkeit absichtlich über den echten, den wahren Lauf der Dinge zu täuschen. »Lügenpresse« bedeutet, dass manipulative Medien eine leichtgläubige Öffentlichkeit über den echten Lauf der Dinge täuschen.

9/11? War die Bush-Regierung selbst.

Anis-Amri-Attentat? So nicht passiert.

Las Vegas Shooting? Überhaupt nicht passiert.

Mondlandung? In den Hollywood-Studios gedreht.

Was zunächst nach verrückten Außenseiterpositionen klingt, wird von erschreckend vielen Menschen geglaubt und nach außen vertreten. Der Journalistikprofessor Tanjev Schultz schreibt:

»Etwa jeder fünfte Bürger in Deutschland stimmt nach einer Umfrage [2017] der Aussage zu, ›die Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren‹ (ein Jahr zuvor stimmte jeder vierte Befragte zu)«.10


Treffe zufällig einen Leser persönlich.

»Sie schreiben nie etwas Kritisches über Merkel oder die Bundesregierung!«, sagt er. »Sie stecken doch alle unter einer Decke!«

Ich antworte: »Äh, doch. Also, ich bin ja Auslandskorrespondent, Merkel ist in den seltensten Fällen mein Thema. Aber natürlich schreiben meine Kolleginnen und Kollegen kritisch über deutsche Politik, auch über Merkel.«

»Zeigen Sie’s mir!«

Ich nehme mein Handy und zeige ihm mehrere Artikel auf Spiegel Online.

»Da und da und da. Sehen Sie? Mehrere Artikel am Tag, die sich kritisch mit der Bundesregierung auseinandersetzen.«

Er guckt auf mein Telefon, dann schaut er mich kritisch an.

»Das ist ein Zufall! Sonst schreiben Sie nichts Kritisches über Merkel!«

Ich klicke ins Archiv und suche mehrere Artikel raus.

»Sehen Sie? Da, da, da, da, da, da und da. Ich könnte stundenlang weitermachen.«

Er guckt mich mit zugekniffenen Augen an, verschränkt seine Arme vor sich und sagt: »Ich glaube Ihnen trotzdem nicht!«

Was soll man mit solchen Leuten weiter reden? Wenn solche Leute die Zukunft Deutschlands sind, dann ist dieses Land wirklich bald im Eimer.

Anekdote des Journalisten Hasnain Kazim 11

Wahrheit und Verschwörung. Wie wir erkennen, was echt und wirklich ist

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