Читать книгу Just One Night: Gute Mädchen gibt es schon zu viele ... - Jana Aston - Страница 10

6. Kapitel

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Violet

»Hey.« Ich lächle und werfe einen Blick auf sein Namensschild. Fuck, Fuck, Fuck. Tom sollte diese Woche der Fahrer sein. Tom Masey, den sie noch nie getroffen hat, wie Daisy mir versicherte. Nicht George, wer auch immer das ist und den sie offensichtlich kennt. »George«, sage ich und lege etwas mehr Enthusiasmus in meine Stimme. »Hey!« Ich frage mich, wie viele Trips die beiden wohl gemeinsam hinter sich gebracht haben. Wie gut kennt er ihr Verhalten? Das hier wird so viel schwieriger werden, wenn er erwartet, dass ich mich wie sie verhalte.

Er kommt zu dicht vor mir zum Stehen und lächelt breit, ein Grübchen zeigt sich in seiner Wange. Er ist attraktiv und als er einen Arm um meine Taille legt, wird mir auf einmal sehr klar, wie gut er Daisy wirklich kennt.

Ich werde sie umbringen.

»George«, sage ich, als ich mich aus seiner Umarmung winde und versuche, nicht in Panik zu verfallen. »Ich dachte, Tom wäre diese Woche mein Fahrer.«

»War er auch, aber als ich gesehen habe, dass du diese Tour hast, habe ich mit ihm getauscht.« Er zwinkert mir zu. »Er hat meine Tour von Boston nach Maine übernommen.«

»Das könnt ihr machen?«, frage ich, ehe ich mich wieder fange. »Ich meine, das ist toll.« Ich nicke und verstärke den Griff um mein Telefon, das ich noch immer in der Hand halte. Ich muss Daisy anrufen und dann muss ich mir meinen Koffer schnappen und die Beine in die Hand nehmen. Das hier kann ich auf keinen Fall durchziehen. Unter keinen Umständen. »Weißt du was? Ich muss rasch einen Anruf tätigen«, sage ich und deute auf das Handy in meiner Hand, als ich einen Schritt rückwärts mache. Einen weiteren Schritt schaffe ich nicht, da schlingt George wieder einen Arm um mich und dreht mich zum Bus um.

»Komm schon, Daisy, du kannst vom Bus aus anrufen. Wir müssen uns auf den Weg machen, wenn wir noch pünktlich am ersten Flughafen ankommen wollen, um die erste Gruppe abzuholen. Du weißt, dass Pünktlichkeit der Schlüssel zu allem ist.«

»Ähm«, murmle ich, doch er ist mir auf den Fersen, also erklimme ich die Stufen zum Bus.

Es handelt sich um einen Luxusreisebus, so einen, den ich bereits von meiner letzten Tour mit Daisy kenne. Ich gehe die Stufen hinauf, die am Fahrersitz vorbeiführen, und sehe mich im leeren Bus um, ehe ich mich widerwillig auf einen der freien Plätze in der ersten Reihe setze. George schließt die Türen, schnallt sich an und setzt sich eine Sonnenbrille auf, ehe er das große Gefährt aus der Parkbucht manövriert.

»Also, Daisy«, beginnt George, als er an einer roten Ampel an der Frying Pan Road hält.

Bleibe ich oder renne ich davon? Abhauen wäre natürlich die vernünftige Wahl, aber wie komme ich aus dieser Sache raus? Soll ich George erzählen, dass ich gar nicht Daisy bin? Soll ich ihm sagen, dass ich mich plötzlich krank fühle, und ihn bitten, rechts ranzufahren? Dann könnte ich einfach losrennen, aber ein Blick aus dem Fenster zu den vorbeirasenden Autos verrät mir, dass das höchstwahrscheinlich nicht die sicherste Idee wäre.

Aber vielleicht haben sie ja gar nicht miteinander geschlafen? Vielleicht hat er sie nur einmal getroffen und denkt jetzt, er habe eine Chance bei ihr. Da Daisy immer rumflirtet, ist das nicht abwegig. Aber ich kann mich ja schlecht vorbeugen und ihn fragen, woher er meine Schwester kennt, oder? Schließlich denkt er, ich sei meine Schwester. Heiliger.

»Daisy?«, sagt George wieder, aber er kommt nicht weiter, ehe ich wieder Haltung annehme und realisiere, dass ich nur noch zehn Minuten habe, bis wir den Flughafen erreichen. Weniger als zehn Minuten, um herauszufinden, wie ich die Sache angehen soll, denn ich laufe nicht einfach davon. Ich möchte, dass die Leute mit mir zufrieden sind. Ich bin die Art von Frau, die so was regelt.

Auch wenn mich der Gedanke, jemanden im Stich zu lassen, dazu bringt, mich übergeben zu wollen. Zwar würde ich Daisy im Moment am liebsten erwürgen, aber ich möchte sie dennoch nicht hängen lassen.

»Ich muss diesen Anruf tätigen«, verkünde ich, stehe auf und ergreife Halt suchend den am Sitz befestigten Griff. »Es ist privat«, ergänze ich, als ich den schmalen Gang entlang in den hinteren Teil des Busses gehe und bereits Daisys Nummer wähle.

»Hast du dir schon jetzt in die Hosen gemacht?«, fragt sie, sobald der Anruf durchgegangen ist. »Es sind erst fünf Minuten verstrichen. Fünf Minuten, Vi. Das Ganze ist nicht kompliziert. Du stehst beim Gepäckkarussell Nummer eins und hältst das Schild mit der Aufschrift Sutton Travel in die Höhe. Die Tourteilnehmer werden dich finden. Du hakst sie auf deiner Liste ab und schickst sie zu …«

»Daisy«, schnauze ich sie an und unterbreche ihr Gerede. »Das ist nicht der Grund, weswegen ich anrufe. Wir haben ein Problem.«

»Das da wäre, Violet?«, will sie wissen, klingt dabei aber nicht besorgt. Das tut sie nie. Ich habe mir immer vorgestellt, wie ich mit einem Stirnrunzeln auf die Welt kam und sie fünf Minuten später, dem Arzt ein High Five gebend. Dass wir die gleiche DNA teilen, erstaunt mich immer wieder. Dennoch kann ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.

»Sie haben nicht Tom geschickt, sondern George«, sage ich leise. Nicht, dass ich glaube, George könne mich aus dieser Entfernung hören, aber man kann nie vorsichtig genug sein. »Und George kennt dich auf jeden Fall. Er hat gesagt, er habe wegen dir seine Tour getauscht.«

»Hm«, antwortet sie nach einer Weile. »Okay.«

»Okay?«, wiederhole ich außer mir. »Führ das gefälligst näher aus, Daisy. Ich kann von hier aus schon den Flughafen sehen. Ich habe nicht viel Zeit. Wie gut kennst du diesen Typen?«

»Ich denke gerade nach. Welcher George ist es?«

Für einen Moment nehme ich das Handy vom Ohr und starre es ungläubig an. »Ich nehme an, dass es der George ist, den du im biblischen Sinne kennst, dem nach zu urteilen, wie er mich angesehen hat«, erwidere ich, verdrehe die Augen und halte mir das Telefon wieder ans Ohr.

»Okay«, sagt sie und zieht dabei das Wort in die Länge.

Ich brauche ganze zwei Sekunden, um herauszufinden, was das bedeutet. »Du hast mit zwei Fahrern namens George geschlafen?«, fauche ich. »Wer tut so etwas?«

»Wahrscheinlich eine Menge Frauen«, erwidert sie ungeniert. »Die beiden Georges sind heiß und hör auf, mir deshalb ein schlechtes Gewissen machen zu wollen, du weißt, dass das nicht funktioniert.«

»Offensichtlich«, antworte ich trocken.

»Wie auch immer«, sagt Daisy gedehnt. »Welcher George ist es? Der heiße oder der heiße und zugleich lustige?«

»Woher soll ich das bitte schön wissen? Ich hab ihn erst vor fünf Minuten kennengelernt.«

»Hm, auch wahr. Ich nehme an, dass es nicht von Bedeutung ist, um welchen George es sich handelt. Nur schlaf nicht mit ihm, das wäre seltsam.«

»Meinst du?«, erwidere ich sarkastisch. Wir daten niemals die gleichen Typen. Wirklich niemals. Wir stehen uns zwar nah, aber so nah dann auch wieder nicht. »Womit habe ich es hier zu tun, Daisy? Ist einer der Georges in dich verliebt? Hast du einen Kosenamen, auf den ich reagieren muss? Muss ich ihm sein Herz brechen?«

»Nein.« Sie lacht und es klingt wie ein Schnauben. »Keiner der beiden Georges ist in mich verliebt«, sagt sie. »Definitiv nicht«, ergänzt sie und klingt dabei ein wenig traurig.

»Wir sind am Flughafen angekommen. Ich muss auflegen. Du bist meine Erbse.«

»Und du mein Topf. Hab dich lieb.«

Just One Night: Gute Mädchen gibt es schon zu viele ...

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