Читать книгу Just One Night: Gute Mädchen gibt es schon zu viele ... - Jana Aston - Страница 12

8. Kapitel

Оглавление

Jennings

Um achtzehn Uhr betreten Nan und ich den kleinen Essbereich, der an die Hotelbar angeschlossen ist. Ein Schild gibt an, dass dieser Bereich für unsere Sutton-Travel-Gruppe reserviert ist, also halten wir nach zwei freien Plätzen an einem leeren Tisch Ausschau und machen es uns dort bequem. Drei Ladys aus Kanada, die gemeinsam reisen, gesellen sich kurz darauf zu uns. Nan unterhält sich mit ihnen, während ich hin und wieder nicke und auf meine Uhr sehe, gleichzeitig jedoch auch die Gruppe betrachte, mit der ich die nächste Woche verbringen werde. Hauptsächlich Rentnerehepaare. Die Truppe Frauen auf Mädelsurlaub, die an unserem Tisch sitzt. Einige Pärchen, vielleicht in den Dreißigern. Ein oder zwei Personen, die allein zu reisen scheinen.

Es ist interessant, einer Gruppe Fremder dabei zuzusehen, wie sie sofort ein Band miteinander knüpfen, allein durch die Tatsache, dass sie gemeinsam reisen. Verflucht langweilig für mich, aber toll für all die anderen Menschen hier. Der Trip scheint einen guten Start hingelegt zu haben – die Leute gehen aufeinander zu, stellen sich nickend vor und lächeln, während sie Informationen darüber austauschen, woher sie stammen, und sich gegenseitig wegen langer Flüge und Reiseerschöpfung ihr Mitgefühl aussprechen.

Und dann betritt die Frau von gestern Nacht den Raum. Sie geht direkt in den Bereich, der für die Reisegruppe reserviert wurde. Ich blende alles aus und konzentriere mich nur noch auf sie.

Sie ist sogar noch liebreizender als gestern Abend, wenn das überhaupt möglich ist. Ihr herrlich dunkles Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, dessen Enden sich in dichten Locken wellen. Ihre Lippen sind in einem hellen Pinkton angemalt und ihre Augenbrauen hat sie vor Konzentration leicht in die Höhe gezogen, so als halte sie möglicherweise nach jemandem Ausschau. Hält sie wirklich nach jemandem Ausschau? Ihr Blick wandert schon fast hektisch durch den Raum, während ich im Kopf die ganze Gruppe durchgehe, die ich gerade beobachtet habe, und versuche, sie mit einem von ihnen in Verbindung zu bringen. Mit wem könnte sie hier sein? Vielleicht reist sie mit einer Freundin? Mir sind ein paar Alleinreisende in der Gruppe aufgefallen, aber Rose sieht nicht so aus, als würde sie zu einem von ihnen gehören, und ich habe auch keinen von ihnen einen Sitzplatz reservieren gesehen.

Rose trägt eine weiße Baumwollbluse. Sie spannt etwas über ihren Brüsten und mir wird klar, dass ich auf jeden Fall eine zweite Nacht mit ihr verbringen möchte. Zu wissen, wie sie unter dieser Bluse aussieht, ist Folter. Sie hat perfekte rosige Brüste. Ich denke daran, wie sie sich in meinen Händen angefühlt haben und welches Geräusch sie gemacht hat, als ich sie mit dem Mund liebkost habe. Ich brauche eine weitere Kostprobe.

Ihre Zunge lugt zwischen ihren Lippen hervor, als sie diese befeuchtet, dann atmet sie einmal tief durch und öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, eine Millisekunde bevor ich realisiere, dass sie eine Handvoll Sutton-Travel-Stoffbeutel trägt. Ich vermute, dass alle Personen im Raum mittlerweile ihre Aufmerksamkeit auf Rose gerichtet haben. Doch das könnte ich nur herausfinden, wenn ich denn gewillt wäre, meinen Blick auch nur für einen Moment von ihr zu nehmen.

»Hallo«, sagt sie zur Gruppe und winkt kurz. »Noch mal ein Hallo an alle und herzlich willkommen auf der Sutton-Travel- Tour zu den geschichtlichen Highlights dieses Landes.«

Heilige Scheiße, sie ist die Reiseführerin. Ich lache hörbar auf und sie dreht den Kopf in meine Richtung. Als sie mich erblickt, rutscht ihr das Lächeln augenblicklich aus dem Gesicht. Ihr klappt der Unterkiefer nach unten und etwas lodert in ihren Augen auf, ehe sie ihr Bestes versucht, sich wieder unter Kontrolle zu kriegen, und ihren Fokus von mir losreißt. Mit einem Ähm wendet sie sich erneut an die Gruppe, während sie sich eine nicht existente Haarsträhne hinters Ohr streicht.

»Also, ähm, herzlich willkommen!«, wiederholt sie. Ihre Stimme ist jetzt ein wenig atemlos und sie zappelt unruhig herum. Ihr Blick geht überall hin, außer in meine Richtung. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Bein auf das andere, während ich mich auf meinem Stuhl entspanne, die Beine ausstrecke und grinsend die Arme vor der Brust verschränke. Dieser Trip ist soeben um ein Vielfaches unterhaltsamer geworden.

Wie zur Hölle lautet ihr richtiger Name? Ich erinnere mich nicht daran, dass die Reiseführerin unserer Tour Rose hieß. Auf dem Handy rufe ich die Bestätigungsmail mit der Wegbeschreibung auf und eine Miss Daisy Hayden ist darin als Tourguide angegeben. Am Ende der E-Mail ist sogar ein Bild von ihr, zusammen mit einem allgemeinen Willkommensgruß, den das Unternehmen versendet. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte diese Nachricht gelesen, bevor ich sie gestern Abend in der Hotelbar aufgesammelt habe. Erneut schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. So ist das Ganze spaßiger. Sie ist also eine Daisy. Ich starre sie an, während ich darüber sinniere. Ich bin mir nicht sicher, ob der Name zu ihr passt; sie erinnert mich eher an eine seltene Blume als an eine gewöhnliche. Nicht, dass Rose besser gewesen wäre, aber es ist süß von ihr, wie sie bezüglich ihres Pseudonyms beim Blumenthema geblieben ist.

»Die meisten von euch habe ich ja schon im Laufe des Tages beim Abholen am Flughafen kennengelernt«, sagt sie, wobei sie einen weiteren Blick in meine Richtung wirft, »aber für den Rest von euch: Mein Name ist Daisy Hayden und ich werde diese Woche eure Reiseführerin auf der Highlights-of-History-Tour sein.« Während sie spricht, hat sie ein breites Lächeln im Gesicht, wirkt aber nervös. Gestern an der Bar war sie selbstbewusster. Sie plappert weiter über die Wettervorhersage und darüber, wie viel wir während der Besichtigung morgen laufen werden. Sie erinnert uns an die Wichtigkeit, dem Zeitplan genau zu folgen und ihr Bescheid zu sagen, wenn wir eine der geplanten Unternehmungen auslassen wollen. Dann lädt sie uns ein, das Büfett zu genießen, das für uns aufgebaut wurde.

Sie schafft es, das zu tun, ohne mich auch nur ein einziges Mal anzusehen. Ich erwische sie dabei, wie sie immer wieder kurz in meine Richtung blinzelt, dabei aber meine Tischnachbarn ansieht, ohne sich auf mich zu konzentrieren. Ich wiederum kann meinen Blick nicht von ihr nehmen. Sie ist wunderschön. Die Art und Weise, wie ihr Zopf hin und her wippt, als sie den Stapel mit den Stoffbeuteln auf einem leeren Tisch platziert und ihren Arm entlangstreicht, während sie sich leicht nach vorn beugt. Wie sie konzentriert die Augenbrauen zusammenzieht, wenn ein Gast sie etwas fragt, das ich über den Raum hinweg nicht verstehen kann. Die Kurven ihrer Waden und die zarte Form ihrer Knöchel, die zweckmäßigen Ballerinas an ihren Füßen. Ich bin ein gottverdammter Arsch, weil ich sie heute Morgen habe gehen lassen, aber jetzt habe ich eine weitere Chance. Schicksal, wenn man so will. Und der Gruppe sowie dem Reiseplan nach zu urteilen, wird sie jeden Abend mit ihren Verpflichtungen als Reiseführerin durch sein und noch einiges an freier Zeit haben.

Zeit, die sie am besten mit mir verbringt. Im Bett.

Ja, ich plane, Miss Hayden diese Woche sehr genau kennenzulernen.

Als die Gruppenteilnehmer aufstehen und sich auf den Weg zur Büfettschlange machen, weicht das Lächeln aus ihrem Gesicht und sie traut sich endlich, mir wieder einen Blick zuzuwerfen. Ihre Augen werden kugelrund, als sie bemerkt, dass ich sie unverfroren anstarre, ehe sie auf dem Absatz kehrt macht – ihr pinkfarbener Rock folgt dabei jeder ihrer Bewegungen – und das Restaurant verlässt. Sie hat den Kopf gesenkt und tippt etwas auf der Tastatur ihres Handys herum.

Ich sage Nan, dass ich ein geschäftliches Telefonat führen muss, und ermutige sie, schon mal zum Büfett zu gehen und mit ihren neuen kanadischen Freundinnen zu essen, während ich kurz weg bin. Dann folge ich Miss Hayden und finde sie wie erwartet draußen auf dem Flur wieder. Ich vermute, dass sie sich nicht aus dem Staub machen kann, bis das Willkommensessen vorüber ist. Sie ist halb hinter einer großen dekorativen Topfpflanze versteckt, mit einer Hand hält sie sich das Handy ans Ohr, die andere hat sie auf das freie Ohr gepresst, um die Umgebungsgeräusche auszublenden.

»Nein, ich habe ihm gesagt, mein Name sei Rose«, faucht sie ins Telefon. Sie steht mit dem Rücken zu mir und ich bleibe direkt hinter der Pflanze stehen, denn warum sollte ich das nicht tun? Wer wäre ich, wenn ich eine solch einmalige Gelegenheit, ein paar Informationen zu erhalten, verstreichen lassen würde?

»Warum? Ich weiß nicht, warum, es schien mir zu diesem Zeitpunkt einfach eine gute Idee. Ich dachte, wir würden beide einen falschen Namen benutzen. Schließlich hatte ich noch nie einen One-Night-Stand und keine Ahnung, wie so was abläuft.«

Darüber muss ich lächeln und bin froh, dass sie mir gerade nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Mein Lächeln wirkt vermutlich ziemlich aufgeblasen, aber ich kann nichts gegen die Zufriedenheit tun, die mich bei dem Wissen überkommt, dass ich derjenige war, dem diese Ehre zuteilwurde.

Es entsteht eine Pause, als Daisy ihrem Gesprächspartner zuhört. Wer auch immer das ist.

»Ich mache dir kein schlechtes Gewissen wegen deiner Flirtereien, ich erkläre es dir nur«, sagt sie und seufzt übertrieben. »Und du gibst mir das Gefühl, prüde zu sein, wenn du lachst. Das ist ziemlich heuchlerisch, Da…« Während sie spricht, dreht sie sich um und hält dann mitten im Satz inne, als sie mich entdeckt. »Ich muss auflegen«, wispert sie ins Handy und ich lächle. Es ist ein bisschen zu spät fürs Flüstern.

»Du«, sagt sie in einem Ton, der nicht gerade andeutet, dass sie sich freut, mich zu sehen. Sie ballt ihre freie Hand zur Faust, entspannt sich dann aber wieder, als sie sich etwas größer macht und den Kopf schüttelt. Während sie telefonierte, hat sie das Ende ihres Zopfes über ihre Schulter nach vorn gezogen und sich eine Locke daraus um den Finger gewickelt. Sie ruht nun auf ihrer Bluse und ich bin geneigt, meine Hand auszustrecken, um sie zu berühren, denke aber nicht, dass sie das zu diesem Zeitpunkt gestatten würde.

»Ja, ich«, bestätige ich. »Im Übrigen immer noch Jennings«, ergänze ich schmunzelnd. Darauf reagiert sie gereizt. Etwas flackert in ihren Augen auf, bevor sie diese zusammenkneift, während ihre Mundwinkel nach unten wandern und sie die Arme defensiv vor der Brust verschränkt. »Also heißt du Daisy, nicht Rose«, stelle ich fest und teste, wie sich der Name auf meiner Zunge anfühlt. »Ich hätte dich nicht für eine Daisy gehalten.«

»Tja, bin ich aber«, erwidert sie scharf. »Eine Daisy«, betont sie, nur um sicherzugehen, dass ich es verstanden habe. Dann runzelt sie die Stirn. »Warum wirke ich nicht so, als könne ich eine Daisy sein? Daisys haben immer ordentlich Spaß.« Sie macht mit den Armen eine weit ausholende Geste, um anzuzeigen, wie viel Spaß sie haben kann, und ich verbeiße mir ein Grinsen.

»In Ordnung.«

»Übrigens dachte ich, du seist wegen der Arbeit hier«, faucht sie. »Nicht auf einer Urlaubsreise mit deiner Sugarmama.«

»Großmutter«, korrigiere ich. Ich bin wegen der Arbeit hier, wenn auch nur indirekt. Das sollte ich ihr sagen. Ich sollte.

»Also gut.« Sie lässt die Schultern sinken und zuckt dann einmal mit ihnen. »Deine Großmutter. Du bist auf einer Urlaubsreise mit deiner Großmutter«, wiederholt sie und zieht dabei das letzte Wort in die Länge. »Du bist fast vierzig und deine Großmutter bezahlt immer noch für deinen Urlaub. Weiter so.« Sie tippt sich mit dem Finger gegen die Stirn und schließt für einen Moment die Augen, während sie den Kopf schüttelt.

Wie bitte? Sie denkt, meine Nan bezahlt für diese Reise … Oh, sie ist unvergleichlich. Und damit kann ich leben. »Schlimm, oder? Die Wirtschaft und so ist nicht mehr das, was sie mal war.« Ich stecke die Hände in meine Hosentaschen und lehne mich etwas in ihre Richtung, ehe ich weiterspreche. »Aber: Lass die Reise beginnen. Nicht wahr?«

Das ist der Slogan von Sutton Travel. Let the journey begin. Ich habe erwartet, dass sie mich anlächelt, aber sie sieht mich nur an, als sei ich ein Idiot.

»Hör zu, Jennings.« Sie nimmt einen tiefen Atemzug und blickt weg. »Es tut mir leid wegen letzter Nacht.«

Es tut ihr leid?

»Mir war nicht klar, dass du auf dieser Tour mit dabei sein wirst«, fährt sie eilig fort. »Ich hoffe, dass das hier nicht zu unangenehm wird.«

»Warum sollte es das werden?«

Sie sieht mich wieder an, ihre Brauen ungläubig nach oben gezogen. Ihre Augen sind von einem tiefen Blau und werden von dichten Wimpern umrahmt. Diese Frau ist so verdammt schön.

»Ähm, weil du mich nackt gesehen hast?«

Ich verziehe die Lippen zu einem trägen Grinsen, während ich ihren ernsten Gesichtsausdruck und die leichte Röte auf ihren Wangen betrachte. »In der Tat habe ich dich nackt gesehen, Love«, stimme ich zu, während ich meinen Blick über ihren ganzen Körper und wieder zurück wandern lasse. »Da ist absolut nichts Unangenehmes dran«, stelle ich klar, als sie anfängt, unruhig zu werden, und noch mehr errötet. »Aber ich dachte, dass du die Männer, mit denen du schläfst, normalerweise mehr als ein Mal siehst, also sollte es doch kein Problem sein, mir noch mal zu begegnen, oder?«

Ihre Augen beginnen zu funkeln, als sie erkennt, dass ich diesen kleinen Informationsleckerbissen – nämlich dass ich bisher ihr einziger One-Night-Stand war – definitiv gehört habe. Ich grinse, während sie finster dreinblickt.

»Aber nicht bei der Arbeit«, flüstert sie. »Und nicht, ohne ihren Nachnamen und dergleichen zu kennen.« Sie schüttelt erneut den Kopf. »Das hier ist wirklich eine Katastrophe«, sagt sie mehr zu sich selbst als zu mir.

»Jennings Anderson«, erwidere ich und strecke ihr meine Hand entgegen. »Ich mag Steak, hasse Popcorn und liebe kleine Hundewelpen. Jetzt weißt du meinen Namen und ein paar Dinge über mich.« Einige, nicht alle. Nicht den Teil, den sie am interessantesten finden würde.

Sie legt den Kopf schräg und verengt die Augen, ehe sie antwortet. Zweifelhaft. So würde ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht beschreiben. Zweifelhaft. »Tja, nun, Jennings, wenn du mich entschuldigst, ich habe einen Job zu erledigen.« Sie sieht in Richtung des Raumes hinter mir, in dem die Reisegäste zu Abend essen.

»Nur zu, Love«, erwidere ich, trete einen Schritt zur Seite und deute auf das Restaurant. »Ich lasse dich dann mal zurück an die Arbeit gehen. Ich würde dich im Traum nicht von deinem Job abhalten.« Ich zwinkere ihr zu.

»Das tust du bereits«, murmelt sie, als sie an mir vorbeigeht.

Wenn sie nur wüsste, wie gern ich ihre Ablenkung wäre. Jede Nacht. Die ganze Woche über. Ja, Miss Daisy Hayden, du hast keine Vorstellung davon, wie abgelenkt du sein wirst.

Just One Night: Gute Mädchen gibt es schon zu viele ...

Подняться наверх