Читать книгу Just One Night: Gute Mädchen gibt es schon zu viele ... - Jana Aston - Страница 11

7. Kapitel

Оглавление

Violet

Ich bin erschöpft. Nach dem Trip zum Flughafen heute Morgen habe ich dafür gesorgt, dass alle Reiseteilnehmer im Hotel eincheckten und wussten, wo wir uns heute Abend treffen werden. Dann habe ich das Gleiche noch mal für die Gruppe gemacht, die wir am Nachmittag abgeholt haben. Wenn mich jemand etwas gefragt hat, habe ich mich jedes Mal ein kleines bisschen verspannt, weil ich Angst hatte, möglicherweise die Antwort nicht zu wissen. Darüber hinaus musste ich George aus dem Weg gehen. Jemandem aus dem Weg zu gehen, ist schwierig. Denn man muss immer genau wissen, wo sich derjenige befindet, um nicht zur selben Zeit am selben Ort zu sein. Sollte dieser Fall doch eintreten, ist es gut, ein reizendes Pärchen aus Australien als Puffer dazwischen zu haben, damit dir derjenige nicht seine Zimmernummer offerieren kann. Nur so als Beispiel.

Ich muss da in den sauren Apfel beißen.

Ich betrachte das Bett in meinem Hotelzimmer und überlege, mich zumindest für ein paar Minuten hinzulegen, aber die Zweckmäßigkeit siegt. Die nächste Stunde über habe ich etwas Freizeit, bis ich die Gruppe unten treffen muss. Ich werfe noch einmal einen Blick auf die Liste mit meinen Reiseteilnehmern, damit ich absolut sicher sein kann, dass ich niemanden vergessen habe. Heute haben wir nur zweiunddreißig Leute am Flughafen eingesammelt. Die übrigen neun haben eigene Vorkehrungen getroffen oder sind bereits früher in der Stadt angekommen, aber das Hotel hat mir gesagt, dass alle eingecheckt haben, also kann ich diesen Punkt von meiner Liste streichen.

Einundvierzig Gäste anwesend. Check.

Außerdem habe ich mich versichert, dass die Hotelbar heute Abend einen Bereich für uns abgesteckt hat und pünktlich um achtzehn Uhr ein kleines Büfett mit Fingerfood anbietet. Check.

Dann habe ich die hiesige Reiseführerin angerufen und den Ort verifiziert, an dem sich unsere Truppe morgen mit ihr treffen wird. Check.

Zufrieden klappe ich meinen Laptop auf und überprüfe meine E-Mails, um zu sehen, ob ich irgendwelche Rückmeldungen auf meine Bewerbungen erhalten habe. Nichts, stelle ich fest und beiße mir auf die Unterlippe. Ich stoße den Atem aus und versende dann einige E-Mails an Arbeitsvermittler, mit denen ich schon mal gearbeitet habe, ehe ich einen schnellen Blick in meine Lieblingsjobbörsen werfe. Ich schaffe es, noch einige Bewerbungen zu versenden, bevor es an der Zeit ist, den Laptop auszuschalten und nach unten zu gehen. Vorher trete ich noch einmal vor den Spiegel und streiche meine Bluse glatt. Eigentlich Daisys Bluse. Gott sei Dank gibt es für die Tourguides keine festgelegte Uniform. Die Busfahrer müssen eine tragen, bestehend aus schwarzer Hose, einem Hemd, einer Weste und abhängig vom Wetter einer passenden Jacke dazu. Auf jeden Fall recht attraktiv, wenn man auf so was steht. Daisy steht ganz offensichtlich auf so was, denke ich schmunzelnd. Ich muss meine Schwester einfach lieben. Wie auch immer, die Tourguides haben wie gesagt keine Uniform. Sie dürfen keine Shorts oder Jeans tragen. Keine T-Shirts. Businessmäßig, aber leger, hat Daisy gemeint, als sie ihren Koffer gepackt und ihn mir in die Hand gedrückt hat. »Ich habe dir ein paar Sachen geliehen. Das Sommerkleid, das du dir immer borgst, ohne mich zu fragen, und auch der pinke Rock, den ich mir gerade gekauft habe, sind da drin«, ergänzte sie, während ich sie nur anstarrte, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Da die Nummer damit endete, dass ich zustimmte, bin ich ganz offensichtlich ebenfalls verrückt.

Zum hundertsten Mal kann ich mal wieder nicht glauben, dass ich mich auf diese Sache eingelassen habe. Aber es ist an der Zeit, dass ich meinen Groove zurückgewinne. In dem Punkt hat Daisy recht. Auch wenn die Tatsache, dass ich meine Schwester in Form eines Tourguides für Sutton Travel verkörpere, nicht unbedingt meine Vorstellung davon ist, mein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen, ist es immerhin ein Anfang. Die Bezahlung ist nicht schlecht und ich brauche die Kohle dringend. Außerdem geben die Reisenden dem Tourguide und dem Busfahrer am Ende der Reise für gewöhnlich ein Trinkgeld und Daisy hat mir versprochen, dass dabei ein hübsches Sümmchen zusammenkommt.

Und mal ehrlich, ich musste meinen Hintern wirklich mal wieder von ihrer Couch bewegen.

Daisy hat tolle Klamotten, sinniere ich, während ich mich ein wenig in dem pinken Rock hin- und herdrehe. Ich werde auf jeden Fall ein paar der Outfits behalten, die sie mir eingepackt hat. Als Bonuszahlung. Sie schuldet mir so viel dafür, dass sie mir diesen Job aufgebürdet hat, denn ihre Gründe sind nicht ganz uneigennützig. Ich kenne meine Zwillingsschwester, sie führt diese Woche etwas im Schilde.

Also werde ich das Beste aus der Situation machen. Das ist sowieso irgendwie mein Motto. Finde einen Weg, dich hervorzutun, egal, was das Leben dir zwischen die Beine wirft. Ich habe es satt, mich in Selbstmitleid zu wälzen, und schlage endlich ein neues Kapitel auf. Die Batterie meines Lebens brauchte Starthilfe und das ist jetzt der Moment dafür.

Der Typ von gestern Nacht war eine hammermäßige Starthilfe, denke ich und grinse mich selbst wie eine Idiotin im Spiegel an. Ich kann nichts dagegen tun, ich bin sehr zufrieden mit mir selbst, weil ich gestern so unverfroren war. Ich fühle mich seltsam … stolz auf mich selbst. Ist das normal? Stolz auf einen One-Night-Stand zu sein? Tja, ich bin es auf jeden Fall. Letzte Nacht hat mir das Leben einen sexy Briten geschickt und ich habe das Beste daraus gemacht – und das sogar ohne einen Spickzettel von Daisy. Technisch gesehen, mag mir der Artikel aus der Frauenzeitschrift einen Schubs in die richtige Richtung gegeben haben, aber ich habe es letzten Endes selbst durchgezogen. Ich bin in die Bar gekommen und habe ihn angelächelt, korrekt, nicht wahr? Also ja, ich bin heute ein bisschen stolz auf mich.

Ich werde dieser Woche zeigen, wer der Boss ist. Denn ich habe meinen Spickzettel und zudem mein Selbstbewusstsein zurück. Ich atme einmal tief durch und mache mich vor dem Spiegel gerade. Ich habe noch viele Bewerbungen ausstehen und erst heute wieder welche verschickt. Außerdem habe ich noch zwei Jobvermittler im Rücken, die an mich glauben und sich melden, sobald sie einen passenden Job für mich in Aussicht haben. Vielleicht rufen sie mich sogar schon diese Woche an. Man kann ja nie wissen.

Ich schnappe mir den Spickzettel für das Begrüßungsabendessen zusammen mit den gratis Sutton-Travel- Stofftaschen sowie Schlüsselbändern für die Gäste und gehe mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht nach unten. Die Dinge laufen definitiv wieder nach Plan und Daisy hat recht: Niemand wird nachhaken, wenn ich etwas verzapfe. Sie werden es nicht einmal merken.

Mr Magic-Mouth. Wer hätte gedacht, dass eine Nacht mit diesem Mann meinem Selbstbewusstsein den so dringend benötigten Kick geben würde? Würde er eine Wiederholung wollen? Oder ist er bereits auf seiner nächsten Eroberungstour, dieses Mal bei einer Frau, die beständiger ist als ich? Nein, darüber werde ich nicht nachdenken. Ich wollte einen One-Night-Stand und den habe ich bekommen.

Just One Night: Gute Mädchen gibt es schon zu viele ...

Подняться наверх