Читать книгу Wie ich Betti nach drei Monaten im Schrank wiederfand - Jannik Winter - Страница 3

Prolog

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Das Prasseln des Regens auf das Wellblechdach übertönt sein Stöhnen. Nur die Person, deren Kontur sich gegen das Fenster abzeichnet, hat es gehört und weist ihn zurecht.

»Hör auf zu jammern! Ich will eine Lösung! Heute noch!«

Mit Schaudern erinnert er sich an die wochenlange vergebliche Suche nach einer Alternative. Er versucht es mit Ausflüchten.

»Wir könnten mit ihr reden, ihr Vorschläge unterbreiten und eine zweite Chance geben.«

»Papperlapapp! Dafür haben wir keine Zeit mehr. Die Situation ist längst in die kritische Phase getreten. Wir müssen handeln, und zwar schnell.«

»Aber … wenn … lass sie doch …«

Vergeblich sucht er die Worte zu ordnen, um die härteste aller Maßnahmen zu verhindern. Seine Brille ist in dem unterkühlten Raum vom Atem beschlagen. Umständlich entnimmt er dem Etui ein Putztuch und reinigt die Gläser.

»Sei ehrlich zu mir. Hast du diesen Ort für unsere Unterredung gewählt, weil du den Keller vorschlagen wolltest?«

Aus Richtung des Fensters ertönt ein kräftiges Schnauben.

»Ja, was dachtest du denn? Außerdem ist es deine Schuld, dass der Raum nicht hergerichtet ist. Das Deckenlicht funktioniert nicht, die Belüftung ist defekt und die Klospülung mussten wir abdrehen, weil sie ununterbrochen lief. Das weißt du jetzt seit zwei Wochen und du zögerst es immer wieder hinaus. Ich hoffe, dass ich mich auf dich verlassen kann, oder?«

Er erhebt sich und begibt sich mit bedächtigen Schritten zur Tür, öffnet sie und betätigt den Lichtschalter. Als er die Treppenstufen hinunterblickt, schwankt er ein wenig und stößt einen weiteren Seufzer aus.

»Es ist kalt da unten. Und sie wird sehr einsam sein.«

»Ja klar doch. Sie braucht das volle Programm, sonst klappt es nicht. Also, was ist?«

»Du meinst, es wird funktionieren?«

»Sie bleibt so lange da drin, bis es funktioniert.«

Er schüttelt den Kopf und fasst sich an die Stirn.

»Du bist unbarmherzig.«

»Nein. Ein Arzt, der krankes Gewebe mit dem Skalpell wegschneidet, ist auch nicht unbarmherzig.«

Sein Blick gleitet über die endlos hinabführenden Stufen und trifft auf eine zweite Tür, wuchtig, massiv und mit Ansätzen von Rost. Im unteren Bereich ist eine Klappe mit einem Doppelriegel erkennbar.

»Also gut, gehen wir diesen Weg. Ich kümmere mich um die technischen Probleme und du arrangierst ein Treffen mit ihr.«

»Wir machen es heute Nacht. Das heißt, du musst alles in den nächsten fünf Stunden erledigen. Bekommst du die Schubkarre in den Kombi und hast du das Flunitrazepam besorgt?«

»Ja, doch. Vom Rohypnol habe ich zehn Filmtabletten, es bleiben also genügend als Reserve. Für den Transport werde ich die Rückbänke umklappen müssen.«

»Sehr gut. Der Regen hat aufgehört. Lass uns loslegen und sieh zu, dass alles funktioniert. Wenn sie im Keller ist, dürfen wir den nicht mehr betreten.«

Er nickt, begibt er sich nach unten und öffnet mit einem knarzenden Geräusch die schwere Eisentür.

»Ölen lohnt sich nicht. Sie hört es eh nicht und danach bleibt die Tür ja sehr lange geschlossen.«

Wie ich Betti nach drei Monaten im Schrank wiederfand

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