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Kapitel 9

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Swana Roué sah, dass der Wagen der Gendarmerie hin und wieder am Haus vorbeifuhr. Die Gendarmen schienen die Gefahr, in der sie zu schweben schien, wirklich ernst zu nehmen. Dennoch hatte sie keine Lust, ihre Zeit jetzt nur noch im Haus zu verbringen. Sie müsste spätestens in zehn Tagen wieder ihrer Arbeit nachgehen. Die Urlaubstage hatte sie für ihre Vogelbeobachtungen eingeplant. Heute wollte sie die Gegend um La Forêt-Fouesnant besuchen. Sie würde am Strand de Kerléven beginnen und bis zum Stang Bihan gehen, sie würde die Bucht Saint-Laurent umrunden und dem GR 34 folgen, der ihr einen freien Blick auf das Meer und auf die Nistplätze der Silbermöwen und der anderen Vögel bot, die sich auf dem zum Wasser abfallenden Hängen einen Platz gesucht hatten. Swana liebte den Weg entlang der Küste. Der 1.800 Kilometer lange GR 34, der sogenannte Schmugglerweg, weil die Zöllner den Weg angelegt hatten, umrundete die gesamte Bretagne.

Das Gebiet rund um Fouesnant war ihr bei einem Spaziergang aufgefallen. Dort wuchsen Bäume, die durch das Einwirken des Windes ein bizarres Aussehen angenommen hatten, wie Giraffen, die ihren langen Hals zu den Wolken emporstreckten. Genau hinter diesen Bäumen und Sträuchern hatten sich die Vögel ein kleines Refugium eingerichtet. Hier kamen nur wenige Wanderer und Spaziergänger vorbei.

Swana packte ihren Rucksack und verließ das Haus. Den Rucksack warf sie auf den Rücksitz ihres Autos und stieg ein.

„So ein Mist“, rief sie und stieg wieder aus. Sie hatte ihr Fernglas vergessen, das brauchte sie auf jeden Fall. Sie schnappte sich nur den Autoschlüssel, da hing auch der Hausschlüssel dran, und lief ins Haus. Nach wenigen Minuten kehrte sie zurück und fuhr los.

Sie versuchte, den Verkehr aufmerksam im Rückspiegel zu beobachten, um sicher zu sein, dass sie nicht verfolgt wurde. Sie hatte nicht den Eindruck. Ihr Handy war aufgeladen und steckte in ihrer Jackentasche. In Forêt-Fouesnant fuhr sie über die Route de Kerléven zum Hafen. Sie stellte den Clio auf einem freien Stellplatz vor einer Bootshandlung ab, schnappte sich den Rucksack und ging zügig zum Strand. Wieder wandte sie sich mehrfach um und blickte auf die Straße hinter sich. Niemand folgte ihr. Sie ging den Strand entlang, kam am Campingplatz Les Falaises vorbei, spazierte an den Äckern und den zwei Campingplätzen, Saint Laurent und Kérantérec, entlang und folgte dann dem GR, der sich hier durch den kleinen Wald entlang der Bucht von Saint-Laurent schlängelte.

Swana bewegte sich vorsichtig und ruhig. Sie versuchte, möglichst wenig Geräusche zu machen, um die Vögel nicht zu stören. Seit zehn Minuten ging sie jetzt durch den Wald. Immer wieder blieb Swana kurz stehen, lauschte auf das Vogelgezwitscher und versuchte, bekannte Töne herauszuhören. Sie hörte leises fast unmerkliches Schlurfen hinter sich. Jetzt, da sie für einige Sekunden stehen geblieben war, verstummte das Geräusch. Nur noch die Vögel waren zu hören. Swana ging weiter. Nach wenigen Schritten hörte sie das leise Geräusch hinter sich erneut. Wieder blieb sie stehen. Keine drei Sekunden später war auch das Geräusch wieder verschwunden. Swana wiederholte den Versuch noch zweimal mit demselben Ergebnis. Jetzt war sie sicher, dass ihr jemand folgte. Konnte der Jemand sie sehen? Sie hatte Angst. Eine Gefahr, der man ins Auge sehen kann, ist einzuschätzen, aber eine unsichtbare Gefahr schürt Angst.

Swana beschloss, nicht wegzulaufen. Sie würde dem unbekannten Verfolger entgegengehen bis sie ihn zu Gesicht bekäme. Sie ging langsam und vorsichtig zurück. Plötzlich hatte sie den Eindruck, dass sich die Person entfernte. Sie konnte immer noch niemanden sehen. Sie blieb stehen. Nichts war zu hören. Entweder war die Person vor ihr ebenfalls stehen geblieben, oder sie hatte sich so weit entfernt, dass die Schritte nicht mehr zu hören waren.

Swana setzte sich auf den trockenen Waldboden und war den Tränen nahe. Verzweiflung und Angst stiegen in ihr hoch.

Da! Da war das Geräusch plötzlich wieder, ein leises fast unmerkliches Huschen hinter ihr. Da, wieder ein leises, beinahe unmerkliches, Knacken. Es war jemand im Wald, und dieser Jemand war hinter ihr her.

Mit einem Ruck stand Swana auf und sah nach hinten. Sie konnte gerade noch einen Schatten erkennen, den Schatten eines Mannes, der sich jetzt hinter einem Baum versteckte. Den schwarzen Umhang, den sie an der Trévignon fotografiert hatte, hatte sie aus dem Augenwinkel gerade noch erkennen können.

Swana rannte so schnell sie konnte zum Auto zurück. Sie lief um ihr Leben. Bis zum Campingplatz würde sie höchstens fünf Minuten brauchen.

Als Swana aus dem Wald herauskam und den Zaun erreicht hatte, der den Campingplatz umgab, verlangsamte sie ihr Tempo. Sie blieb stehen und schnappte nach Luft. Der Platz war gut belegt. Hier war sie sicher. Jetzt erst bemerkte sie den stechenden Schmerz in der Leistengegend. Sie sah in Richtung des Waldes und versuchte auszumachen, ob sich die vermummte schwarz gekleidete Gestalt näherte.

Niemand war zu sehen. Sie ging eilig zu ihrem Clio zurück, schloss die Wagentür auf, setzte sich ins Auto, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und versperrte die Türen. Dann sackte sie in den Sitz und atmete tief durch. Sie hatte Angst vor dem Unbekannten.

Die Schimäre von Fouesnant

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