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Kapitel 2

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Ergat Lozac´h, ein kräftiger und muskulöser Mann von 42 Jahren, schritt gemächlich über den sandigen, steinigen und ausgetretenen Weg, der zwischen den Dünen der Trévignon und dem Loc´h Coziou vorbeiführte. Hier führten die einen ihre Hunde aus, die anderen kamen auf ihrer Wanderung um die Küste vorbei. Es war 10 Uhr, ein herrlicher Sonntagmorgen. Der Himmel hatte sich aufgehellt und die Sonne strahlte über der Trévignon. Vor wenigen Stunden hatte es noch nach Regen ausgesehen, jetzt deutete nichts mehr darauf hin. Das Wetter änderte sich schnell in der Bretagne. Die Bretonen hatten recht mit ihrer scherzhaften Bemerkung, in der Bretagne sei es immer schön, mindestens fünf Mal am Tag.

Ergat Lozac´h hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Gelege der Gravelots zu schützen. Gemeinsam mit anderen Naturschützern der Gemeinde suchte er die Stellen am Strand auf, an denen die Vögel ihre Eier im Sand abgelegt hatten, legte Umzäunungen an und überwachte, dass die Badegäste den Schutz respektierten. Ergat war für den Strand, Plage de Kerouini, zuständig.

Um diese Zeit waren nur wenige Strandbesucher vor Ort, die umzäunten Brutstätten wurden nicht belästigt. Die zwei Kilometer, vom Maison du Littoral bis zum Strand von Kerouini, hatte er in zwanzig Minuten abgeschritten. Die Umzäunungen waren intakt. Den Rückweg zum Parkplatz würde er heute über die Nordseite des Loc´h Coziou nehmen. Hier führte zwar kein angelegter Weg entlang aber Ergat wusste, wie er gehen konnte, ohne die Vögel zu stören und ohne das Schutzgebiet zu schädigen. Er hatte gestern einen Reiher entdeckt und wollte sich heute davon überzeugen, dass der Vogel noch hier weilte. Er suchte mit seinem Blick den ausgedehnten Schilfgürtel des Sees nach dem großen Vogel ab. Das Schilf bewegte sich leicht im Wind und rauschte sacht. Höchstens 250 Meter links oberhalb seines Weges lagen die Häuser der Ansiedlungen von Kerviniec und Kerlin.

Er hatte gut die Hälfte des Weges um den See zurückgelegt, da sah er einen Gegenstand im Schilf liegen. Er konnte nicht sagen, um was es sich handelte. Er müsste näher herangehen. Der Boden unter seinen Schuhen gab mehr und mehr nach, er befand sich hier bereits in dem sumpfigen Teil um den See. Er ging weiter und näherte sich dem Gebilde. Er war jetzt keine vier Meter mehr von der Stelle entfernt als er erkannte, dass es sich bei dem Objekt um einen menschlichen Körper handelte. Auf dem morastigen Grund war deutlich der Kopf eines Mannes sichtbar, der restliche Körper lag zwischen dem Schilf versteckt.

Ergat griff zu seinem Handy und wählte die Notrufnummer der Gendarmerie von Trégunc.

Dinan Le Coc nahm das Gespräch entgegen.

„Ergat Lozac´h hier, ich habe eine Leiche am nördlichen Ufer des Loc´h Coziou gefunden“, sagte er.

„Sie haben eine Leiche gefunden? Wo genau haben Sie die Leiche gefunden, Monsieur Lozac´h?“, fragte der Gendarm nach.

„Zwischen Kerviniec und Kerlin. Sie kennen bestimmt den Campingplatz, Les Étangs. Wenn Sie die Straße nehmen, die an dem Platz vorbei zum See führt, dann sind Sie genau auf der Höhe der Fundstelle.“

„Bitte warten Sie dort auf uns, wir sind sofort bei Ihnen“, erwiderte der Gendarm und legte auf.

Ergat steckte sein Handy in die Tasche und wartete ab. Von Trégunc bis hierher würden die Gendarmen bestimmt zehn Minuten brauchen. Ergat trat ein gutes Stück von der Leiche zurück und setzte sich ins trockene Gras der Wiese. So hatte er sich seinen morgendlichen Spaziergang nicht vorgestellt. An den Reiher dachte er schon nicht mehr.

Nach wenigen Minuten hörte er die sich nähernden Sirenen der Fahrzeuge der Gendarmerie. Kurz darauf kamen die beiden Gendarmen auf ihn zu.

„Dinan le Coc, mein Kollege Claude Huet“, stellten sie sich ihm vor.

„Wo liegt der Leichnam?“, fragte le Coc.

„Dort unten, keine zehn Meter entfernt, zwischen dem Schilf.“ Ergat zeigte auf die Stelle.

Die beiden Gendarmen gingen in die gewiesene Richtung, blieben dann stehen und besprachen leise etwas. Dann kehrten sie zu Ergat zurück.

„Wir werden die Fundstelle absperren und die police judiciaire benachrichtigen. Bitte warten Sie hier bis die Kollegen aus Quimper eintreffen“, bat le Coc und ging mit seinem Kollegen zum Dienstwagen.

Die Schimäre von Fouesnant

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