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Del war anfänglich dagegen, mein Jivatma zu holen. Sie sah in der Tat keinen Sinn darin, da das Schwert höchstwahrscheinlich unter Tonnen von Felsen begraben war und wir neue Klingen besaßen. Ich hatte ihr noch immer nicht von den Träumen über die Frau erzählt, die mir befahl, das Schwert aufzunehmen, weil ich einfach nicht die entsprechenden Worte finden konnte, die mich nicht wie einen sandkranken Narren erscheinen lassen würden. Stattdessen verließ ich mich auf Dels Respekt vor den nordischen Klingen und vor dem Verlust von Boreal. Wie ich es getan hatte, als ich Elaii-ali-ma erklärt hatte, hatte auch sie die einzig mögliche Wahl getroffen und ihr Schwert zerbrochen, aber das bedeutete nicht, dass sie immun gegen Reue war. Schließlich gab sie nach.

Dort, wo wir hinwollten, gab es keinen Weg, weil es anscheinend niemanden sonst jemals danach verlangte, dorthin zu gehen. Del und ich bahnten uns unseren eigenen Weg und erinnerten uns von unserem Besuch in Shaka Obres Gebiet vor fast einem Jahr an die Richtung. Wir ließen die flache, relativ fruchtbare Wüste von Julah hinter uns und wechselten in die Vorberge, die Ausläufer jenes Berges, bei dem wir auf starke Magie getroffen waren, wo Chosa Dei, der in meinem Schwert gelebt hatte, dies zunächst aufgegeben hatte, um Sabra zu erfüllen – und zu töten – und schließlich, um seinem Bruder entgegen zu treten. Sie waren keine lebenden Wesen, Chosa Dei und Shaka Obre, nur Fleisch gewordene Macht, aber das hatte genügt. Was von ihnen übrig geblieben war, hatte innerhalb der ausgehöhlten Felsformation, die in einem gewaltigen Einschnitt einen Kreis bildete, grimmig gekämpft. Und Del und Chosa Dei, die mein Schwert, meinen Körper benutzt hatten, hatten getanzt.

Hier ersetzten Felsen die Erde, mit Beimischungen von verkrustetem Boden und Sandablagerungen. Felsabtriebe drangen wie die Knochen der Erde durch deren Oberfläche, doch es gab nicht nur Auftürmungen auf der Oberfläche, sondern auch unterirdische Formationen. Bräunliches, poröses Rauchgestein, vielfarbiger Schiefer, scharf geschliffener Schieferton, das milchige Schimmern von Quarz, das Glitzern von Glimmer, gepaart mit glänzenden Flecken falschen Goldes. Die Punja mit ihrem kristallenen Sand war noch meilenweit entfernt. Dies war ein Land, in dem Felsen gleich Wogen aufragten, die gezackten Vorberge krönten und allmählich mit den Bergen verschmolzen. Es waren nicht die hohen, gewaltigen Bergketten wie in Dels Norden, von Wind, Schnee und Eis geformt, sondern eine Laune der südlichen Natur, die sich in jähem Aufwallen geborstener Felsen zeigte, in verstreuten Überresten von Ganzheit und Ordnung, im Hochschleudern von geriffeltem Gestein, das sich vom Wüstenboden gelöst hatte.

Eine Bewegung vor dem unebenen Horizont aus Vorbergen und Felsformationen zog meinen Blick an. Ich schaute hin, erkannte es und zügelte schnell mein Pferd. Del, die nicht auf mich achtete, während sie und ihr Wallach sich ihren Weg suchten, prallte beinahe gegen uns. Der Körper des Hengstes spannte sich einen Moment an, aber auch er wusste, dass das, was vor uns lag, weitaus bedrohlicher war als das, was sich hinter uns befand.

»Was ...«, begann Del. Aber dann verstummte sie ebenso wie ich und wartete ab.

Ich hatte es halbwegs befürchtet. Wir befanden uns im Land der Vashni. Niemand wusste, wo die Grenzen verliefen, oder auch nur, ob es Grenzen gab, aber man war sich stets des Risikos bewusst, wenn man hier umherzog.

Vier Krieger. Vashni sind nicht groß und auch ihre Pferde nicht. Aber die Größe war unwichtig. Wichtig war ihre Bereitschaft zu töten und die Art, wie sie es taten.

Vier Krieger, mit Lederschurzen, auf ihrer eingeölten Brust Girlanden aus Fingerknochenphalanxen. Auch das schwarze Haar war eingeölt und wurde in einem einzelnen, fellumwickelten Zopf getragen. Dolche und Schwerter mit Knochenheften zierten die Krieger.

Dels Stimme war nur ein Hauch. »Könnten das dieselben vier sein, die uns begegnet sind, als wir Sabra hatten?«

Ich antwortete ebenso leise. »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Niemand sieht Vashni häufig genug, um Einzelne wiederzuerkennen.« Zumindest lebte niemand lange genug, um Einzelne wiederzuerkennen.

Die Krieger drängten ihre kleinen, dunklen Pferde voran. Sie ritten von dem felsigen Hügelkamm herab und näherten sich uns, registrierten unsere Gesichter, Harnische, Schwerter. Ich spürte ersten Schweiß auf meiner Haut.

Ist es möglich, einen Vashni zu bekämpfen? Natürlich. Ich könnte mir vorstellen, dass es schon geschehen ist. Aber niemand, niemand hat den Kampf je überlebt. Man wird getötet und dann gekocht. Wenn das Fleisch von den Knochen gelöst ist, machen die Vashni Schmuck und Waffen aus den Gebeinen. Das Fleisch wird an die Hunde verfüttert.

Der einzige Grund, warum ich das weiß, liegt darin, dass Vashni keine Kinder töten. Es ist ihre Art der »Barmherzigkeit«, Kinder in ihren Dörfern aufzunehmen, sie zu ernähren, sie zusehen zu lassen, was aus ihren Eltern wird, und sie dann an einer Straße abzusetzen, wo sie von anderen gefunden werden. Wenn sie gefunden werden. Einige von ihnen wurden gefunden.

Del und ich waren auf der Suche nach ihrem Bruder einmal in einem Vashni-Dorf gewesen. Wir waren ehrenhaft behandelt worden, denn Jamail war als heiliger Mann angesehen worden – und sie war seine Schwester. Jamail, kastriert und stumm, hatte sich damals geweigert, diese Leute zu verlassen, die ihm nach Jahren der Sklaverei an einem anderen Ort eine verdrehte Art von Freundlichkeit hatten zukommen lassen. Später war er getötet worden – inzwischen als das Orakel bekannt –, aber nicht von den Vashni. Sie ehrten sein Andenken.

»Del«, sagte ich leise, »komm neben mich, damit sie dich besser sehen können.«

Sie widersprach nicht. Möglicherweise hoffte auch sie, dass uns ihre Ähnlichkeit mit dem Orakel, ihrem Bruder, Sicherheit böte. Sie führte den Wallach hinter dem Hengst hervor neben mich und verhielt ihn. Wir warteten ab.

Nun reagierten die Vashni. Einer von ihnen blieb zurück, aber die drei anderen kamen heran. Einer postierte sich in ungefähr drei Schritt Entfernung vor mir, während die beiden anderen Positionen rechts und links von uns einnahmen.

Dann ritt auch der vierte heran. Als er nahe genug war, sah ich, dass seine Augen heller waren als die der Übrigen, und auch seine Gesichtszüge waren irgendwie anders. Ich hatte noch nie davon gehört, dass sich Vashni mit anderen Stämmen paarten, aber möglich war schließlich alles. Sie hatten einen Nordbewohner in ihrer Mitte aufgenommen, und Dels Bruder war zu dem Zeitpunkt, als wir ihn gefunden hatten, bereits einer von ihnen geworden.

Der Krieger verhielt sein Pferd neben Del. Nun, wo sie so nahe waren, konnten wir sie riechen. Ranziges Öl galt in Vashni-Kreisen anscheinend als Wohlgeruch.

Der Krieger hatte dunkelgraue Augen. Er sah erst Del eindringlich an und dann mich. Etwas regte sich in diesen Augen. Er hob eine Hand ans Gesicht und berührte eine Wange, ahmte meine Narben nach.

Ich verstand es als Aufforderung. »Sandtiger«, sagte ich.

Nun sah er erneut Del an. Hob die Hand zu seinem Haar und deutete dann auf seine Augen.

Die blauäugige, hellhaarige Del sagte: »Die Schwester des Orakels.«

Die Vashni umringten uns. Wir folgten dem Mann mit den grauen Augen, will heißen, es wurde uns verständlich gemacht, dass es nur klug wäre zu folgen.

Es war ein Lager, kein Dorf. Eine kleine Lichtung, von Felsblöcken umgeben, ein Hain verkümmerter, vielzweigiger Bäume, in der Mitte ein Feuerkreis, um den Decken ausgebreitet lagen. Der Gestank von Blut und Eingeweiden wie auch die Stapel Häute und die gehäuteten, von den Bäumen herabhängenden Kadaver sagten uns, dass diese Vashni auf der Jagd waren. Das Dorf war wahrscheinlich einen Tagesritt entfernt. Vielleicht war es sogar dasjenige, wo Jamail festgehalten worden war.

Als wir das Lager erreichten, wurde Del und mir bedeutet abzusteigen. Wir folgten der Aufforderung, und einer der Krieger führte den Hengst und den Wallach davon, um sie an einem nicht mit Fleisch verzierten Baum festzubinden. Der Hengst war nicht glücklich darüber, protestierte aber auch nicht. Dels schwarz bemalter, mit Fransen geschmückter Wallach lief ruhig mit, blieb stehen, wo er festgebunden wurde, und senkte den Kopf, um in Flecken von gewebeartigem grünem Gras zu stöbern, das sich unter dem Baum ausbreitete. Die Vashni-Pferde wurden freigelassen, sobald das Zaumzeug abgenommen war. Anscheinend wussten sogar sie es besser, als dass sie die Stimmung der Krieger getestet hätten.

Der grauäugige Mann zog würdevoll Dolch und Schwert aus den Scheiden und legte sie auf eine gewebte Decke. Die übrigen Krieger taten es ihm gleich. Dann waren wir an der Reihe.

Ich legte vor niemandem gern die Waffen ab. Es vor den Vashni zu tun bescherte mir einen Krampf im Magen. Aber ein einziger Missgriff könnte uns töten. Und sie schienen ausreichend friedfertig – im Moment.

Del und ich legten unsere Waffen auf den Stapel. Der grauäugige Mann, den ich als den Anführer betrachtete, setzte sich und bedeutete uns, uns auf der anderen Seite des Feuerkreises auf der Decke gegenüber von ihm niederzulassen. Wir folgten seiner Aufforderung. Es war ein behaglicher Platz außerhalb der Sonnenglut, von Bäumen beschattet. Wären wir mit anderen Menschen als Vashni zusammen gewesen, hätte es vielleicht eine angenehme kleine Pause sein können.

Dann legte der grauäugige Mann überraschenderweise eine Hand an seine Brust und stellte sich vor: »Oziri.« Botas wurden herangebracht und herumgereicht. Wir sollten, wie man uns verdeutlichte, zuerst trinken, sogar vor Oziri.

Wirklich friedfertig. Sogar höflich. Ich entstöpselte die Bota, roch die stechende Schärfe von Alkohol, atmete verstohlen tief ein und goss mir dann eine beträchtliche Menge in den Mund. Noch während ich das flüssige Feuer hinunterschluckte und den Mund fest schloss, um nicht laut zu keuchen, reichte ich die Bota an Del weiter. Ohne Zögern trank sie einen großzügigen Schluck. Dann traten ihr Tränen in die Augen, und sie hustete krampfartig.

Es hätte als Beleidigung aufgefasst werden können. Stattdessen fanden die Vashni es amüsant. Sie grinsten. Und nickten. Ein Krieger nahm einen Lederbeutel hervor, griff tief hinein und warf seinen Gefährten dann ansehnliche Fleischstücke zu. Mir wurde ein Stück zugeworfen, das groß genug für zwei war. Del war, wie sie eindeutig befanden, noch zu stark außer Gefecht gesetzt, um ihr Fleischstück aufzufangen.

»Wenn du stirbst«, belehrte ich sie, »werden sie deinen Körper wahrscheinlich mit zurück ins Dorf nehmen und das Fleisch von deinen Knochen kochen.«

Ihre Stimme klang dünn und erstickt. »Ich sterbe nicht.«

»Hier.« Ich teilte das Fleisch und reichte ihr ein Stück. »Vielleicht hilft das.«

Sie räusperte sich wiederholt und nahm das Fleisch dann an, während sie mir gleichzeitig die Bota zurückgab. »Was ist das?«

»Frag nicht. Iss einfach.« Ich trank weiteren Alkohol. Er war anders als alles, was ich bisher gekostet hatte. Er kribbelte bereits in meinem Kopf.

Da Del wusste, dass die Vashni sie beobachteten, hob sie das Fleisch zum Mund und fand eine viel versprechende Ecke. Sie biss hinein, erstarrte einen Moment und begann dann, daran zu nagen. Schließlich löste sie den Bissen und kaute. Ihre Miene zeugte, trotz ihrer Bemühungen, es zu verbergen, von einem Geschmack, der ihrem Gaumen nicht besonders gefiel.

Jetzt, wo Del aß, war auch ich an der Reihe. Keine Ausflüchte mehr. Ich biss in mein Stück, riss einen Bissen ab, kostete den scharfen Wildgeschmack und begann mit der langwierigen Prozedur, es zu etwas zu zerkauen, was sich hinunterschlucken ließ. Die Krieger hatten, wie ich bemerkte, keine Probleme damit. Aber andererseits hatten sie wahrscheinlich schon von dem Tag an, als sie die ersten Zähne hatten, zähes und überwiegend rohes Fleisch bekommen.

Um den Bissen herum, den sie eindeutig nicht hinunterschlucken wollte, klang Dels Frage eigentümlich verzerrt: »Wa’ i’ das?«

Ich grinste, während ich es riskierte – ein gewaltiges Schlucken, um alles auf einmal hinunter zu bekommen – und reichte die Bota zurück. »Wie ich bereits sagte: Frag nicht. Iss einfach. Und spül es damit hinunter.«

Oziri sagte: »Sandtiger.«

Ich sah ihn an. »Ja?«

Etwas, das einem Lächeln sehr nahe kam, verzog seine Mundwinkel. Er deutete auf das Fleisch. »Sandtiger. Für den Sandtiger.«

Oh. Oh.

Hoolies – ich aß meinen Namensvetter!

Del hörte auf zu kauen. Sie starrte das Stück Fleisch in ihrer Hand an und versuchte mir darüber klar zu werden, ob man ihr vergeben würde, wenn sie ihren Bissen ausspuckte, oder ob man sie möglicherweise dafür töten würde. Wie ich es erwartet hatte, wählte sie den sichereren Weg. Sie schluckte mühsam und goss sich dann weiteren Alkohol in den Mund. Dieses Mal hustete sie nicht, hob aber hastig eine Hand an den Mund. Tropfen fielen von ihrem Kinn.

Sandtigerfleisch. Kein Wunder, dass es so zäh war. Sie waren eigentlich nicht als Nahrungsquelle bekannt. Gewöhnlich waren wir ihre.

Ich biss ein weiteres Stück ab und begann zu kauen, bevor es zurückkauen konnte. Es war unmöglich, sich zu entspannen, aber die Vashni, die umgänglich aßen und tranken, vermittelten uns vollkommen den Eindruck, Gäste zu sein und keine für den Kochtopf gedachte Beute.

Natürlich könnte es einfach auch die letzte Mahlzeit vor dem Kochtopf sein.

Ich sagte Del nichts davon. Beobachtete nur ihren Kampf, das Fleisch zu zerkauen und hinunterzuschlucken, während sie es mit Alkohol durchsetzte. Schließlich nahm ich die Bota zurück und tat dasselbe.

»Sandtiger«, sagte Oziri.

Ich wartete höflich und fragte mich, ob er mich oder mein Essen meinte.

»Die Schwester des Orakels hat dich nach Beit al’Shahar hineingebracht und dich von Chosa Dei befreit.«

Entweder war dies in seinem Stamm zur Legende geworden, oder dieser Mann war einer der Krieger gewesen, die Del gesagt hatten, wo Shaka Obre zu finden sei, nachdem sie mir mit einem Stein auf den Kopf geschlagen hatte. Oder vielleicht war er einer der Krieger gewesen, die Jamail zu der Einschnittformation gebracht hatten, wo er irgendwie zu sprechen gelernt hatte, obwohl er keine Zunge besaß.

»Ja«, bestätigte ich.

»Bist du jetzt frei?«

»Ja.«

Er führte einen Finger seinen Haaransatz entlang. »Hat Chosa Dei das getan?«

Er meinte den Rand der Tätowierungen oben auf meiner Stirn, der noch nicht von Haar verdeckt war. »Nein. Das ist in Skandi passiert. Eine weit entfernte Insel.«

Skandi kümmerte ihn nicht. »Hat Chosa deinen Geist gestohlen?«

Ich lächelte. »Er hat es versucht. Aber nein. Ich bin wirklich von ihm befreit.« Wenn ich es nicht wäre, würden sie mich wahrscheinlich kochen. »Dank der Schwester des Orakels.«

Er nickte einmal, während er Del ansah. »Wir ehren Euch, Schwester des Orakels.«

Del war überrascht, brachte aber genug Höflichkeit auf, ihm dafür, für sein Fleisch und für seinen Alkohol zu danken.

Oziri lächelte. »Du wirst betrunken werden.«

Ihr Gesicht war leicht gerötet. »Ich glaube«, sagte sie, »das bin ich schon.«

Er nickte einmal. »Gut.«

»Gut?«, fragte sie matt.

»Gut, ja.« Er sah mich an. »Bei dir wird es länger dauern.«

»Oh, ich weiß nicht – ich spüre es bereits.«

»Trink mehr. Es müssen Geschichten erzählt werden.«

Also trank ich mehr, während der Vashni uns Geschichten über die Prophezeiungen erzählte, die das Orakel vor ihrem Stamm über einen Mann gemacht hatte, der Sand in Gras verwandeln und so die Zukunft der Wüste verändern würde. Ich behielt eine ausdruckslose Miene bei, konnte aber nicht umhin, mich zu fragen, ob diese Art Zukunft für sie nicht ein Fluch war. Aber die Krieger akzeptierten anscheinend widerspruchslos, was das Orakel prophezeit hatte; es kam ihnen nicht in den Sinn, in Frage zu stellen, was daraus entstehen könnte. Blindes Vertrauen, in meinen Augen.

»Jhihadi«, sagte Oziri, und die anderen murmelten etwas.

Ich warf ihm einen scharfen Blick zu.

»Das Orakel sagte, er werde den Sand in Gras verwandeln.«

Ich kaute nachdenklich auf meinem letzten Bissen Fleisch, während ich mich an die Vorschläge über das Graben neuer Brunnen und das Benutzen von mit Rinnen verbundenen Zisternen erinnerte, die das Wasser in trockene Gebiete brachten; ich hatte sie einem jungen Mann namens Mehmet gegenüber geäußert. Der Vorschlag war mir recht logisch und unendlich praktisch erschienen. Tatsächlich so offensichtlich, dass es mich erstaunte, dass niemand sonst jemals daran gedacht hatte.

Und für diesen Vorschlag hatte Mehmet mich Jhihadi genannt.

Ein Mann konnte eine Behausung und ein Stück Land besitzen und sich König nennen. Ein Mann konnte eine Idee haben, die einer Prophezeiung entsprach, und sich Messias nennen.

Und manchmal konnte ein solches Etikett sehr nützlich sein.

Ich schluckte das Fleisch hinunter, beugte mich dann vor, grub eine kleine Vertiefung in den Staub, zog eine daraus herausführende Linie und goss dann Alkohol in die Vertiefung. Dieser floss bald in die fingerbreite Rinne. Ich streckte die Hand aus, pflückte einen Grashalm und steckte ihn ans Ende der Rinne, als der Alkohol ankam.

»Sand«, sagte ich, »ist Gras.«

Die Vashni betrachteten meine kleine Demonstration. Dunkle Gesichter erbleichten. Vier Paar Augen hefteten sich voller Erstaunen auf mein Gesicht. Sie waren deutlich erschüttert.

»Aber achtet nicht auf mich«, riet ich ihnen achselzuckend. »Ich bin ziemlich betrunken.«

Und das war ich wirklich. Ich hatte an diesem Morgen nichts gegessen, einen Mann getötet, die Mahlzeit vom Abend davor verloren und unter einer warmen Nachmittagssonne den größten Teil des Inhalts einer Bota mit unbekanntem Alkohol getrunken.

»Er ist der Jhihadi«, erklärte Del nachdrücklich. »Mein Bruder sagte das. War er nicht Euer Orakel?« Nun wurde sie angestarrt. Sie blinzelte, führte eine Hand zum Kopf und sagte dann die Worte, die ich niemals von ihr zu hören erwartet hatte: »O Tiger, ich bin so schrecklich betrunken.«

»Manchmal«, erwiderte ich, »ist das eine gute Sache.« Ich legte einen Arm um ihre Schultern, zog sie heran, sodass sie sich an mich lehnen konnte, ohne umzukippen, und lächelte die Vashni albern an. »Und nun, wenn es Euch nichts ausmacht, denke ich, dass die Schwester des Orakels – und sehr wahrscheinlich auch der Jhihadi – ohnmächtig werden.«

Schwertbruder

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