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Ich erwachte von Würgegeräuschen. Del, erkannte ich, lag nicht mehr neben mir. Und sie war noch niemals zuvor betrunken gewesen.

Ah.

Ich riss ein Auge auf und erkannte, dass die Sonne bereits aufgegangen war und durch die Bäume drang. Das ist eigentlich keine besonders aufregende Entdeckung, es sei denn, man ist am späten Nachmittag eingeschlafen – oder ohnmächtig geworden

–, und es muss die Morgensonne sein.

Ich öffnete das andere Auge, blinzelte zu den gebogenen Ästen mit ihren federartigen, wogenden Blättern hinauf, rüstete mich zum Kampf und schaffte es, mich auf einen Ellenbogen aufzurichten. Die Welt schwankte. Ich ebenso. Ich erblickte Del mehrere Schritte entfernt, die einen Baum umklammerte und in jeder Hinsicht so wirkte, als würde sie ohne ihn umfallen.

Arme Bascha.

Verspätet wurde ich mir eines Gefühls von Abwesenheit bewusst. Ein scharfer Blick rund ums Lager zeigte mir keinen Vashni, keine Vashni-Pferde, keine Häute oder Kadaver. Nur den Hengst und den Wallach, die noch immer an Bäume gebunden, aber ungesattelt waren, und sauber daneben aufgestapelt unsere Habe. Einschließlich Dolchen und Schwertern.

Als ich Anstalten machte aufzustehen, verlagerte sich an meiner Brust etwas, verfing sich im Harnisch. Ich schaute hinab und sah eine Hand voll Elfenbeinschmuck über dem Burnus baumeln. Eine Art Kette war mir um den Hals gelegt worden, während ich schlief. Bei näherer Betrachtung entpuppte sie sich als eine Reihe menschlicher Fingerknochen, die sorgfältig zusammengebunden waren.

Hu!

Aber ich entschied mich dafür, die Kette nicht abzunehmen, falls die Vashni uns aus einer Deckung heraus beobachteten. Man weiß nie, wann einen die Zurückweisung eines Geschenks in den Kochtopf führt. Und dann würden die eigenen Fingerknochen den Hals eines anderen Menschen schmücken.

Es gibt kein Heilmittel für den Tag nach einem guten Rausch – oder einem schlechten, abhängig von der Sichtweise –, aber etwas hilft. Ich tastete umher, fand die Bota, schwenkte sie, um ergründen zu können, ob noch etwas darin war, entstöpselte sie und trank. Die Schärfe war ebenso schlimm, der Geruch ebenso stechend wie zuvor. Aber altem Alkohol neuen hinzuzufügen pflegte das Elend des Morgens danach zu verbessern.

Ich hob meine Stimme an. »Wirst du es überleben?«

Del antwortete nicht, außer dass sie wieder erbrach.

Ich setzte mich vollständig auf, schloss einen Moment die Augen, beruhigte meinen Magen mit massiver Entschlossenheit und trank einen weiteren Schluck Alkohol.

Del schaffte es schließlich wieder bis zu ihrer Decke, wobei sie eine Bota mit Wasser umklammerte. Ich bemerkte, dass man auch ihr eine Halskette aus Fingerknochen geschenkt hatte, entschied mich aber dagegen, es gerade jetzt zu erwähnen. Sie war sehr blass – blasser als gewöhnlich, heißt das –, und unter ihren Augen lagen Schatten.

Sie setzte sich hin, stützte den Kopf in die Hände und murmelte: »Du musst das genießen.«

»Was – zu sehen, wie dir schlecht wird? Glaub mir, Bascha, das ist einer der am wenigsten anziehenden Anblicke der Welt.«

»Nein. Dass mir schlecht ist. Und das nach all den Malen, die ich dich gescholten habe, weil du dich betrunken hast.« Sie seufzte tief in ihre Handballen. »Ich verstehe nicht, wie du das machst. Ich verstehe nicht, warum du das machst!«

»Nun, darum geht es normalerweise nicht. Ich meine, nicht darum, so betrunken zu werden, dass ich mich am nächsten Tag schlecht fühle. Leider ist das manchmal der Preis, den man bezahlt.«

»Ich will ihn nicht bezahlen.«

»Du hattest keine große Wahl. Es war nur höflich zu trinken, wenn man von mordenden Wilden bewirtet wird.«

»Dir ist nicht schlecht.«

»Ich hatte das gestern, erinnerst du dich?« Ich drückte die Bota sanft gegen ihren Arm. »Hier. Ich weiß, dass du das nicht willst, aber ich verspreche dir, dass es helfen wird.«

»Ich habe Wasser.«

»Das ist kein Wasser.«

Sie hob den Kopf und sah mich an. »Du willst doch wohl nicht sagen, dass darin noch mehr von dem grässlichen Zeug ist?!«

»Ich will. Ich tue es. Nur ein paar Schlucke, Bascha. Dann leg dich hin und schlaf weiter.«

»Tiger ...«

»Ich habe meine Medizin bereits gehabt. Du bist dran.«

Sie sah hin und klang verzweifelt. »Ich will nicht!«

»Nun, ich könnte es für dich in deine Kehle gießen ...«

Sie wusste, dass ich es tun würde. Del biss die Zähne zusammen, nahm die Bota, fuhr bei dem Geruch zurück und hob sie dann an. Ihre Hände zitterten, aber sie drückte einige Schlucke in ihren Mund.

Ich dachte zuerst, ihr würde wieder schlecht, aber es gelang ihr, den Alkohol bei sich zu behalten. »Noch einen Schluck«, drängte ich.

Auch das gelang ihr, und dann warf sie mir die Bota wieder zu. Kurz darauf legte sie sich mit dem Rücken zu mir auf die Seite, eine Hand über dem Gesicht. Durch die Schatten breitete die Sonne ein Gitterwerk gesprenkelter Schatten über ihren Körper.

Ich richtete lächelnd ihren zerzausten Zopf. »Schlaf. Wir haben es nicht eilig.«

Was sie erwiderte, war unverständlich. Was wahrscheinlich nur gut war.

Ich wusste es besser, als dass ich es selbst versucht hätte. Wenn ich nach einem Gelage wach wurde, blieb es eine Weile dabei. Ich würde später wieder schlafen. Außerdem hatte ich anderes zu tun. Ich stand auf, unterdrückte ein Stöhnen, blieb einen Moment stehen, bis sich die Welt beruhigte, und ging dann ins Unterholz, um einen geeigneten Busch zu suchen. Nachdem ich den Göttern des Alkohols ein ziemlich gewaltiges Trankopfer dargebracht hatte, begab ich mich daran, unsere Situation zu bewerten.

Zunächst überprüfte ich die Pferde und fand sie zufrieden das verbliebene Korn auflesen, das die Vashni ihnen anscheinend gegeben hatten. Unsere geölten Segeltucheimer standen in Reichweite auf dem Boden und enthielten beide genug Wasser, dass die Pferde nicht gedurstet haben konnten. Unsere Waffen lagen noch da auf der Decke, wo wir sie hingelegt hatten, obwohl die Schwerter und Dolche der Vashni fehlten. Die Satteltaschen lagen aufeinander gestapelt daneben, wie auch ein zusätzlicher Lederbeutel. Ich lockerte das Zugband und entdeckte, dass der Inhalt aus weiterem Fleisch bestand, woraufhin ich mich fast übergeben hätte und den Beutel augenblicklich fallen ließ. Später. Vielleicht.

Also. Sie hatten uns in ihrem Lager mit Essen und Getränken bewirtet, unsere Pferde abgeschirrt, gefüttert und getränkt, unsere Waffen und Habe dagelassen und uns Fleisch und Halsketten aus Knochen geschenkt. Alles in allem konnte ich mir keinen höflicheren Empfang vorstellen.

Hmm. Es hatte seine Vorteile, der Jhihadi zu sein.

Ich durchsuchte unsere Satteltaschen und nahm etwas getrocknetes Cumfa hervor. Obwohl man es kaum als Delikatesse bezeichnen kann, war es heute Morgen doch etwas appetitanregender als kaum gekochtes Sandtigerfleisch, das wer weiß wie lange in einem Lederbeutel gelassen wurde, und es war zusätzlich gepökelt. Salz ist in der Wüste ein Muss. Ich nahm eine Bota mit Wasser hoch und ging zu meiner Decke zurück, wo ich mich zu einem kargen Frühstück niederließ. Del schlief weiter.

Glückliche Bascha.

Als ich das nächste Mal erwachte, erbrach Del nicht mehr. Und sie schlief auch nicht mehr. Tatsächlich war sie aufgestanden und tat, was ich auch bereits getan hatte: die Pferde und unsere Habe überprüfen. Sie bewegte sich weniger anmutig als gewöhnlich, hatte aber ihr Haar neu geflochten und einen saubereren Burnus angezogen – genau wie ich hatte sie den Ärmel ihres Burnus benutzt, um ihr Gesicht zu säubern – und wirkte insgesamt einnehmender als zuvor. Obwohl sie sich zweifellos nicht gut fühlte.

»Sie lebt«, bemerkte ich.

Del bedachte mich mit einem unheilvollen Blick, während sie ihre Augen mit einer Hand vor der Sonne abschirmte. »Gerade noch. Ich hatte noch mehr von dem Alkohol. Wie nennst du es? Die Katze in Alkohol ersäufen?«

Ich grinste. »Den Kater in Alkohol ersäufen. Ich sagte dir, dass es funktioniert.«

»Annähernd.« Sie hakte einen Finger unter die Kette aus Fingerknochen, die auffällig über ihrem Harnisch baumelte. »Was ist das?«

»Ich vermute, es ist eine Art Gastgeschenk. Du bist die Schwester des Orakels, und ich bin der Jhihadi. Vielleicht ist es eine Art Pfand für eine sichere Durchreise durch Vashni-Gebiet. Nicht schlecht, wenn man es hat.«

Es war eine Untertreibung zu behaupten, dass Del nicht gerade glücklich war. »Wir sind nicht einmal aufgewacht, als sie uns die Ketten umgelegt haben. Sie hätten uns genauso leicht die Kehlen durchschneiden können.«

»Das hätten sie auch tun können, als wir wach waren. Wie dem auch sei, ich denke, wir sollten sie besser eine Weile tragen, nur so für den Fall ...«

Ihr gefiel der Gedanke nicht, aber sie nickte. Deutete dann auf den Vashni-Beutel. »Können wir das wenigstens loswerden? Ich denke, wir sollten es vergraben.«

Ich grinste. »Du magst Sandtiger nicht allzu gerne, oder?«

»Er schmeckt in beiden Richtungen nicht besonders gut.«

Glücklicherweise hatte ich nur die eine Richtung erlebt. Ich nahm eine Bota, trank weiteres Wasser und bemühte mich dann aufzustehen. Dieses Mal war es leichter. »Wir sollten es besser mitnehmen, bis wir aus dem Vashni-Gebiet herausgelangen. Man weiß nie, was sie vielleicht beleidigen könnte.«

»Dann trägst du es.«

Ich schaute zur Sonne hinauf. »Mittag«, murmelte ich. »Wir sollten aufbrechen. Vielleicht können wir den Einschnitt vor Einbruch der Nacht erreichen.«

»Oder auch nicht«, sagte Del, »wenn man bedenkt, wie wir uns fühlen. Du sagtest selbst, wir hätten es nicht eilig.«

»Das war vorher, als ich Mitleid mit dir hatte.«

»Und jetzt verdiene ich keines mehr?«

»Du stehst doch, oder? Wenn du stehen kannst, kannst du auch reiten.«

Del sagte verdrossen: »Das bedeutet vermutlich, dass ich auf meinem Pferd bleiben muss.«

»Nun, ich könnte dich auch mit dem Bauch nach unten über den Sattel werfen und festbinden. Natürlich würde dir dann alles Blut in den Kopf schießen, und ich bin mir nicht sicher, ob du dich dadurch besser fühlen würdest. Ich erinnere mich gut daran, wie es war, als du das mit mir gemacht hast.«

Sie warf mir einen Blick unter hoch gezogenen Augenbrauen zu. »Die Vashni haben dir das angetan. Entweder das, oder ich hätte zulassen müssen, dass sie dich getötet hätten. Um Chosa Dei zu töten.«

»Nun, dieses Mal waren sie tatsächlich viel friedfertiger«, stimmte ich ihr zu. Dann kratzte ich mich am Kopf und seufzte, während ich zu den Pferden sah. »Sie werden sich vermutlich nicht selbst satteln. Dann sollten wir uns wohl besser an die Arbeit machen.«

Und es war Arbeit, mit einem dröhnenden Kopf. Es dauerte auch länger als gewöhnlich, bis wir schließlich beide Pferde gesattelt und wieder bepackt hatten und zum Aufbruch bereit waren. Die Vashni hatten uns noch zwei Decken dagelassen, was ich richtig freundlich von ihnen fand.

Ich führte den Hengst in die Mitte der Lichtung und bedauerte es, den Schatten verlassen zu müssen. Ganz behutsam stellte ich einen Fuß in den linken Steigbügel, zog mich vorsichtig hoch und schwang dann mein rechtes Bein hinüber. Erstaunlicherweise blieb alles fest.

»Nun, Bascha, ich denke ...« Aber ich beendete den Satz nicht, weil Del mit dem Wallach im Schlepptau herankam, mir seine Zügel aufdrängte und eilig hinter einer Baumgruppe verschwand.

Dieses Mal zog ich sie nicht auf. Ich nahm ein Stück von der roten Seide hervor, die von meiner skandischen Kleidung übrig geblieben war, hakte eine Bota los und reichte ihr beides wortlos hinab, als sie zurückkam. Del spülte ihren Mund, spie aus und wusch sich dann das Gesicht. Sie sah schrecklich aus.

Ich war bereit, das Opfer zu bringen. »Vielleicht sollten wir noch eine Nacht hier bleiben.«

»Nein.« Del nahm mir die Zügel des Wallachs ab, warf sie über seinen Hals und stieg auf. Sie war eindeutig schwach auf den Beinen, aber entschlossen. »Ich weiß, wie dringend du dein Jivatma begehrst. Wenn es meines wäre ...« Sie schüttelte den Kopf. »Wir reiten.«

Meine arme, mitleidsvolle Bascha war wieder die nordische Schwertsängerin mit dem unbewegten Gesicht. Ich wusste es besser, als dass ich versucht hätte, sie aufzumuntern.

Außerdem musste sie sich darauf konzentrieren, ihren Magen dort zu behalten, wo er hingehörte.

Innerhalb weniger Stunden wurde mir klar, dass wir den Einschnitt nicht vor Einbruch der Nacht erreichen würden. Obwohl ich mich im Laufe des Tages immer besser fühlte, während Del sich einem allgemeinen Unbehagen zu überlassen schien – zumindest war ihr nicht mehr schlecht –, würde eine raschere Gangart die Ausgewogenheit vielleicht stören. Außerdem wurde der Untergrund härter, als wir näher an die bühnenreifen Felsformationen weit jenseits der Vorberge herankamen. Felsblöcke von der Größe von Schädeln keimten wie Gestrüpp, von festem Fels begünstigt, der aus der Erde ragte. Die Pferde mussten noch sorgfältiger darauf achten, wohin sie ihre Hufe setzten, und wir mussten besser auf gelegentliche Fehltritte aufpassen, bereit, Pferdeköpfe hochzuziehen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, bevor sie in die Knie gingen.

Dann zog eine Sandfläche meinen Blick an. Wie sich Wasser aus einem Krug ergoss, bahnte sie sich ihren Weg durch Felsen und breitete sich dann zu einer noch größeren Fläche aus.

»Hier herüber«, rief ich Del zu, die hinter mir ritt. »Da ist der Untergrund besser.«

Und das war er wirklich. Die Sandfläche zog sich einen kleinen, felsigen Hügel hinab und verbreiterte sich dann zu einer Art flachem Flussbett, nur dass kein Wasser darin war. Vielleicht früher einmal, bevor die Wüste es übernommen hatte, aber nun war es trocken. Unter dem Sand lag eine Schicht harten, unebenen Gesteins, vermischt mit Sandeinschlüssen und von Wasser geglätteten, ausgehöhlten Felsblöcken. Erstaunlicherweise war hier verstreut Pflanzenwuchs zu sehen, der das Flussbett säumte. Widerstandsfähiges, schilfähnliches, blassgrünes Strauchwerk.

»Sieh nur, dort vorne.« Del deutete hin. »Sind das Wagenspuren?«

»Hier draußen?« Aber noch während ich die Frage stellte, sah ich, was sie meinte. Wenige Schritt voraus schienen tatsächlich Wagenspuren über das Flussbett zu verlaufen, die nur zu sehen waren, wenn sie über Sandeinschlüsse führten. Ich drängte den Hengst zu einer schnelleren Gangart und verhielt ihn dann, als ich die Spuren erreichte. »Hmm«, bemerkte ich. »Es war tatsächlich jemand mit einem Wagen hier draußen.«

Del zügelte ihr Pferd neben mir. »Das ergibt keinen Sinn. Hier draußen ist nichts, das für Siedler oder Karawanen interessant wäre.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das sind nicht genug Spuren für eine Karawane. Vermutlich ein Wagen. Zwei Maultiere. Vielleicht hat sich jemand verirrt.« Ich bemerkte, dass die Spuren auf der einen Seite ins Flussbett und auf der anderen wieder hinaus führten. »Folgen wir den Spuren«, schlug ich vor und wandte mich nach links. »Vielleicht wird uns derjenige, den wir finden, zum Abendessen einladen.«

»Wenn sie nicht bereits das Abendessen für jemand anderen waren.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch auf Vashni-Gebiet sind«, sagte ich. »Was mich daran erinnert ...« Ich löste den zunehmend übel riechenden Beutel mit Sandtigerfleisch vom Sattel und ließ ihn am Rande des Flussbetts fallen, während der Hengst heraus kletterte. Der Wallach folgte ihm, der weiße Kopf am Ende seines langen Halses wippend. Die Goldfransen hingen an einer Seite herab. »Weißt du, eigentlich könntest du deine Vashni-Halskette jederzeit über das Gesicht deines Pferdes hängen. Er trägt bereits Achsenschmiere und Schankmädchenfransen ... menschliche Fingerknochen könnten ihm vielleicht ein wenig zusätzliche Klasse verleihen.«

Del ließ sich, was kaum verwunderlich war, nicht zu einer Antwort herab.

Wir folgten den Spuren, die durch Felsen und Sand verliefen. Nach einer Weile schwenkten sie zu den Bergen zu unserer Linken um und verliefen hangaufwärts. Wir folgten ihnen, bis die groben Spuren auf einer ebenen Fläche zu unserer Rechten jäh endeten, gegenüber von den gewaltigen Felsblöcken, die den Fuß des Berges zu unserer Linken säumten. Die Fläche bildete den abgehauenen Gipfel eines flachen Felsens, der das Gebiet überblickte, durch das wir gekommen waren, einschließlich des Flussbetts. Einige wenige verstreute Bäume, niedrige Sträucher und bescheidene Grasflecken säumten den Rand nahe der Stelle, wo die Spuren weiterführten. Dort brachte ich den Hengst zum Stehen, um ihm eine Pause zu gönnen, und sah mich um. Dels Wallach schloss langsam zu uns auf. Del trank erneut Wasser, wie ich bemerkte.

»Geht es dir gut, Bascha?«

Sie nickte, während sie die Bota wieder zustöpselte. »Viel besser als heute Morgen. Nur durstig.«

»Das bewirkt der Alkohol.« Ich sah mich weiterhin um. »Weißt du, dies wäre kein schlechter Rastplatz für die Nacht ...« Ich brach ab und stieß einen überraschten Pfiff aus. »Hoolies ... würdest du dir das einmal ansehen?« Ich deutete auf eine Stelle. »Dort oben vor den Felsblöcken, da. Sieht mir wie ein Schutz aus. Und davor sind die Überreste eines Herdfeuers zu erkennen.«

»Wo ...? Oh, das?« Del ritt an mir vorbei und hielt auf die großen herabgestürzten Felsblöcke zu, die den Übergang vom Berg zu flachem Gebiet säumten. »Es ist ein Unterstand, Tiger ... wie eine kleine Hütte. Die Spuren verlaufen direkt daran vorbei, aber sie sind bei dem Unterstand tiefer eingesunken, als hätte der Wagen hier angehalten.«

Ich folgte ihr. Del hatte Recht. Jemand hatte eine der größeren Felsformationen als Rückwand benutzt und aus Ästen und Segeltuch einen Unterstand gebaut. Der Feuerkreis war eine Weile nicht benutzt worden, aber es war eindeutig ein regulärer Lagerplatz. Niemand würde in der Wüste Segeltuch opfern, wenn er nicht zurückzukehren beabsichtigte.

»Hallo, das Lager!«, rief ich. »Wir kommen herein!«

Del verhielt ihr Pferd neben dem Feuerkreis. »Hier ist niemand.«

»Das kann man nie wissen.« Ich stieg ab und zog mein Schwert. Del hatte dasselbe getan. Aber in dem Unterstand gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Er konnte sich nur zweier Wände rühmen, wobei der Felsblock als Rückwand diente, sowie eines Daches aus Asten und Segeltuch. Er war groß genug für vielleicht drei Leute, wenn sie sehr enge Freunde waren. »Das genügt für heute Nacht«, sagte ich. »Kümmern wir uns um die Pferde, und dann können wir über das Abendessen nachdenken.«

Del schrak schaudernd zurück. Ihre Miene verkündete eindeutig, dass sie nichts mit Essen zu tun haben wollte. Möglicherweise nie wieder.

Ich widersprach. »Du musst etwas essen. Du hast den ganzen Tag nur Wasser zu dir genommen.«

»Ja, und tatsächlich ...« Sie wandte sich jäh um und lief zu dem Hang, der mit herabgestürzten Felsblöcken übersät war, während sie ihr Schwert wieder in die Scheide steckte.

»Ist dir wieder schlecht?«, fragte ich.

»Nein. Aber ich habe viel Wasser getrunken.«

»Ah.« Grinsend ging ich zu den Pferden zurück. Ich beschloss, ein netter, freundlicher und umsichtiger Mann zu sein und ihren Wallach abzusatteln. »Geduld, alter Junge«, belehrte ich den Hengst. »Du kommst als Nächster dran.«

Ich löste die Satteltaschen, stapelte sie neben dem Unterstand auf und schob Dels Bettzeug hinein. Der Wallach sah mich aus traurigen blauen Augen an, spähte durch herabhängende Fransen.

»Du siehst lächerlich aus«, belehrte ich ihn, während ich seinen Sattelgurt löste. »Das soll keine Beleidigung sein, aber es ist so.« Ich hob Sattel und Decken von seinem feuchten Rücken und legte beides in den Unterstand. »Erstaunlich, was wir Frauen alles durchgehen lassen, oder?« Seine Antwort bestand darin, seinen Kopf an meine Brust zu drängen und sich zu reiben. Fest. »Ah, Hoolies, Pferd ...« Ich blickte angewidert auf die Vorderseite meines Burnus hinab. »Jetzt bin ich ganz voll von schwarzem klebrigem Zeug!« Natürlich hatte der Wallach auch das Gesicht voller Schmiere, wie ein übertrieben geschminktes Schankmädchen früh am Morgen. Wir waren schon ein hübsches Paar.

Ich hörte das Klappern herabfallender Kieselsteine hoch oben in den Felsen, schaute aufwärts und sah Del von einem der aufeinander geschichteten Haufen Felsblöcke herabklettern. Da wir seit mehreren Jahren das Lager teilten, sollte man meinen, Schamgefühl wäre nicht mehr nötig, aber Del war anspruchsvoll. Sie ging stets davon, um ungestört zu sein, und ich wurde angewiesen, dasselbe zu tun. Ich ging nur niemals so weit. Männer haben einen gewissen Vorteil, wenn es darum geht, die Blase zu entleeren.

Sie spreizte balancierend die Arme, während sie herabstieg, und konzentrierte sich auf den Weg, während ihr Haarzopf vor der Schulter schwang. Es ist schwierig, besonders anmutig auszusehen, wenn man über aufeinander gestapelte Steine und Felsblöcke klettert. Selbst für meine nordische Bascha.

Ich atmete tief ein, um mich lauthals über ihr Pferd zu beschweren. Aber es wurde in dem Moment unwichtig, als ich hinter ihr eine Bewegung bemerkte.

Vashni? Nein ...

Die Bewegung setzte sich den seitlichen Hang hinab fort, verschwand hinter Felsen.

Ich ließ die Zügel fallen. »Del!«

Dann sprang es auf einen Felsblock, und ich sah es deutlich.

»Del ...« Ich lief auf die Felsen zu, riss das Schwert aus der Scheide. Ihr Gesicht war mir zugewandt.

Ich würde es niemals schaffen, ich würde es niemals schaffen ...

»... hinter dir ...«

Sie fuhr auf dem Felsen herum, griff nach ihrem Schwertheft und ging dann unter dem sie anspringenden Sandtiger hart zu Boden.

Schwertbruder

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