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Seuchen, das zeigte auch die Schweinegrippe, rühren an den Urängsten der Menschen. Auch heute sind Krankheiten nicht so beherrschbar, wie sich das eine hochentwickelte Gesellschaft wünscht. Vielleicht sind sie es, dank der heutigen Mobilität, sogar weniger: Im Mittelalter wurde die Pest innerhalb von fünf Jahren zur Pandemie. Bei der Schweinegrippe dauerte es fünf Tage.

Wenn man erzählt, dass man an einer Sendereihe über Seuchen arbeitet, erntet man mitleidige Kommentare und wird nicht selten mit „IIIh“-Lauten bedacht. Dabei bietet das Thema so viel mehr als nur eklige Bilder von Pestbeulen und Pockennarben. Auch wenn es sich im Zusammenhang mit dem Thema merkwürdig anhören mag, gerade die Kulturgeschichte der Seuchen ist unheimlich vielfältig und spannend.

Natürlich sind wissenschaftlich-medizinische Informationen über Erreger, Krankheitsbild und Übertragung unumgänglich und auch spannend. Etwas anderes aber war ausschlaggebend, die Sendereihe vorzuschlagen:

Schon bei der oberflächlichen Recherche von Krankheiten wie Pest, Cholera, Pocken aber auch Aids oder Malaria finden sich ellenlange Listen von literarischen Werken, bekannten Bauwerken und Gemälden, von Liedern, Tänzen und vielem mehr, was von den Krankheiten inspiriert wurde. Dazu kommen berühmte Opfer – vom pockennarbigen Pharao Ramses V. bis zum malariakranken Albrecht Dürer – und Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung. Vielleicht gelang den Spaniern die Eroberung Amerikas nur dank der fürchterlichen Pockenepidemie unter den Indianern? Beeinflussten Impfungen und vorhandene oder nicht vorhandene Medikamente Kriegsausgänge? Wurde Rom wegen der Malaria nicht von den deutschen Kaisern erobert?

Die Geschichte der Seuchen ist ein unerschöpflicher Fundus an Anekdoten, Erkenntnissen, Überraschungen, Erstaunlichem. Ob, aus heutiger Sicht abstruse, Selbstversuche engagierter Wissenschaftler, albern klingende Erklärungsversuche zur Krankheitsübertragung oder zufällige Entdeckungen – die Geschichten hinter der Geschichte machen das Thema lebendig.

Denn die Essenz der Seuchen ist für uns rational eigentlich nicht zu erfassen, Sterberaten und Opferzahlen ergreifen uns nicht. Aber die Geschichten und Anekdoten und die Kunst packen uns über eine emotionale Ebene. Mit diesem Ansatz ist eine spannende sechsteilige Sendereihe für BR-alpha entstanden. Es hätten statt sechs auch sechzehn oder sechzig Teile werden können, so viele Geschichten gibt es zu erzählen. Doch die Fernsehproduktion unterliegt immer Beschränkungen, deshalb freue ich mich so sehr über dieses Buch: Die Geschichten gehen weiter!

* Ulrike Lovett ist Redakteurin bei BR-alpha, dem Bildungssender des Bayerischen Rundfunks. Sie betreute die sechsteilige TV-Dokumentation „Schatten des Todes“.

Schatten des Todes

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