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Pest – der Schwarze Tod Yersin und Kitasato: Kampf um die Pestleichen

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1894 bricht in der britischen Kronkolonie Hongkong die Pest aus. In Europa ist die schreckliche Seuche noch immer tief im kollektiven Gedächtnis verwurzelt, obwohl sie dort seit bald 175 Jahren nicht mehr vorkommt. 25 Millionen Menschen sind dem Schwarzen Tod im Mittelalter zum Opfer gefallen. Zahlreiche Geschichten, Bilder und Denkmäler halten die Erinnerung daran bis heute lebendig. Der Pestausbruch in Hongkong macht den Kolonialmächten große Sorgen. Briten, Franzosen wie Japaner fürchten, von der wichtigen Hafenstadt aus könnte sich die Seuche auf ganz Asien ausdehnen, ja sogar mit dem Schiff Europa erreichen. Hongkong ist zu dieser Zeit eines der Zentren des Ostasienhandels.

1892 hat die Pest-Epidemie in der Mongolei ihren Anfang genommen. Sie erreichte ein Jahr später die chinesische Provinz Guangdong (Kanton), wo ihr 100.000 der knapp 1,5 Millionen Einwohner zum Opfer fielen. Flüchtlinge brachten die Seuche im Frühjahr 1894 nach Hongkong.


Yersin war schlecht ausgestattet und musste in einer einfachen Bambushütte forschen. Doch wie sich herausstellen sollte, verschaffte ihm das den entscheidenden Vorteil. (nachgestellte Szene)

So schicken das Pasteur-Institut und die französische Kolonialverwaltung den 31-jährigen Arzt Alexandre Yersin 1894 nach Hongkong.


Der junge Arzt Alexandre Yersin.

Yersin (1863–1943) arbeitet seit 1890 als Schiffsarzt auf Dampfschiffen, die vor der Küste von französisch Indochina (heute Vietnam, Kambodscha und Laos) verkehren. Zuvor hat er für kurze Zeit beim berühmten deutschen Bakteriologen Robert Koch gearbeitet, nachdem er bei dessen französischem Kollegen Émile Roux promoviert hatte. Roux hatte am von ihm mit gegründeten Pasteur-Institut wichtige Beiträge für das erste Mittel gegen die gefürchtete Diphtherie geleistet.

Als Yersin in Hongkong ankommt, wird er kühl empfangen. Drei Tage zuvor ist der renommierte japanische Bakteriologe Shibasaburo Kitasato (1853–1931) eingetroffen. Kitasato hat ebenfalls in Deutschland bei Robert Koch gearbeitet und zusammen mit Emil von Behring Medikamente gegen Tetanus und Diphtherie entwickelt. Kitasato bringt ein großes Team mit und der britische Gouverneur stellt ihm mehrere Räume in einem Krankenhaus zur Verfügung. Auch sorgt dieser dafür, dass die japanischen Forscher Leichen von Pestopfern für ihre Untersuchungen bekommen.

Yersin dagegen bringt nur einen Assistenten und wenig Gepäck mit. Sein wertvollster Ausrüstungsgegenstand: sein Mikroskop. Ihm wird zunächst ein Treppenabsatz in dem Krankenhaus zugewiesen, in dem Kitasato und sein Team etliche Räume belegen. Nachdem Yersin dort kaum vernünftig arbeiten kann, lässt er sich auf eigene Kosten eine einfache Bambushütte zusammenzimmern. Dort wohnt und arbeitet er die nächsten Wochen.

Nachdem die Kolonialverwaltung alle zur Untersuchung freigegebenen Pestleichen für Kitasato reserviert, muss Yersin sich auf die Arbeit mit den Blutproben Kranker beschränken. Darin kann er aber nichts Besonderes entdecken. So verschafft er sich anderweitig Zugang zum notwendigen Untersuchungsmaterial: Er besticht Totengräber. Aus den Leichen schneidet er Pestbeulen heraus und untersucht sie unter seinem Mikroskop. Und tatsächlich: Er sieht dort jede Menge stäbchenförmige Bakterien. Doch Yersin weiß: Damit ist er noch lange nicht am Ziel. Dass diese Bakterien die Ursache der Pest sind, muss er erst noch beweisen.


Pestbakterien unter dem Mikroskop bei 1000-facher Vergrößerung.

Yersin impft also eine sterile Bouillon, die als Nährlösung dient, mit den Bakterien aus den Pestbeulen. Diese lässt er in seiner Hütte stehen und hofft das Beste. Eigentlich sind Brutschränke Stand der Technik in der jungen Forschungsdisziplin Mikrobiologie. In solchen Brutschränken wachsen die meisten Mikroorganismen viel besser, manche sogar erst überhaupt. Denn im Brutschrank herrschen optimale Bedingungen: konstant 37 Grad, schön feucht – genau wie im menschlichen Körper. Diese moderne Ausstattung hat aber nur Yersins Konkurrent Kitasato.

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