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Kochsche Postulate

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Robert Koch (1843–1910) und Louis Pasteur (1822–1895) begründeten Mitte des 19. Jahrhunderts die Mikrobiologie. Sie konnten zeigen, dass Bakterien und andere Mikroorganismen für viele bis dahin unverstandene Vorgänge verantwortlich sind – etwa für die alkoholische Gärung, die Essig-Entstehung, Milzbrand oder Tuberkulose.

Koch gilt als Begründer der heute Henle-Koch-Postulate genannten Regeln zum Nachweis eines Krankheitserregers. Diese sind:

1. Der Erreger muss sich in Erkrankten nachweisen lassen.

2. Der Erreger muss isoliert werden und im Labor rein gezüchtet werden, also ohne mögliche verunreinigende Stoffe und andere Organismen.

3. Dieser isolierte und vermehrte Erreger muss bei Versuchstieren die beschriebene Krankheit auslösen.

Erfüllt ein Mikroorganismus diese Postulate, ist sicher, dass er tatsächlich für die beobachtete Krankheit verantwortlich ist.

Doch genau das verschafft in diesem Fall Yersin den entscheidenden Zeitvorteil: Gerade die Pest-Bakterien verhalten sich anders als die meisten anderen und wachsen bei niedrigeren Temperaturen um 30 Grad deutlich besser. Das Klima in Hongkong bietet diesen Erregern also bessere Bedingungen als ein Brutschrank.

So kann Yersin die Bakterien innerhalb von ein bis zwei Tagen vermehren und mit ihnen Mäuse beimpfen. Diese erkranken in Kürze an Pest und sterben nach einem Tag unter Krämpfen einen grausamen Tod – damit ist Yersin der Nachweis gelungen, dass diese Bakterien die Ursache des Schwarzen Todes sind.


Heute kann man Pestbakterien mit fluoreszierenden Antikörpern unter dem Mikroskop leicht sichtbar machen.

Er weist auch nach, dass die Pest-Bakterien schuld am massenhaften Rattensterben sind, das in Hongkong ebenso auftritt wie in allen anderen Gebieten, in denen die Pest wütet. Eine wichtige Erkenntnis, die hilft, die Ausbreitung der Pest zu stoppen. Und in der Tat gelingt es, die Seuche in den folgenden Wochen in den Griff zu bekommen.

Heute ist das Bakterium nach ihrem Entdecker benannt: Yersinia pestis.

„Am Morgen des 16. April trat der Arzt Bernard Rieux aus seiner Wohnung und stolperte mitten auf dem Flur über eine tote Ratte. […]

Am selben Abend stand Bernard Rieux unten im Hauseingang und suchte seine Schlüssel, bevor er in seine Wohnung hinaufstieg. Da sah er aus dem Dunkel des Gangs eine dicke Ratte auftauchen, mit feuchtem Fell und unsicherem Gang. Das Tier blieb stehen, schien sein Gleichgewicht zu suchen, wendete sich gegen den Arzt blieb wieder stehen, drehte sich mit einem leisen Schrei im Kreis und fiel schließlich zu Boden, wobei aus den halbgeöffneten Lefzen Blut quoll. […]

Aber in den folgenden Tagen verschlimmerte sich die Lage. Die Zahl der eingesammelten Nagetiere nahm ständig zu, und die Ernte war jeden Morgen reicher. Vom vierten Tag an kamen die Ratten in Gruppen heraus und starben. Aus den Verschlägen, den Untergeschossen, den Kellern, den Kloaken stiegen sie in langen, wankenden Reihen hervor, taumelten im Licht, drehten sich um sich selbst und verendeten in der Nähe der Menschen. Nachts hörte man in den Gängen und den engen Gassen deutlich ihren leisen Todesschrei. Am Morgen fand man sie in den Straßengräben der Vorstädte ausgestreckt, ein bisschen Blut auf der spitzen Schnauze, die einen aufgedunsen und faulig, die andern steif, mit gesträubten Schnauzhaaren.“

Aus: Albert Camus: Die Pest (1947)

Schatten des Todes

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